NUFAM 2023: Eröffnungstalk auf der Nutzfahrzeugmesse thematisiert klimaneutrale Nutzfahrzeugtechnologie

Karlsruhe, 21.09.2023.

„Mit Ausstellenden aus 23 Nationen ist unsere Nutzfahrzeugmesse so international wie nie zuvor. An den vier Messetagen werden darüber hinaus so viele Produktneuheiten im Bereich der alternativen Antriebe gezeigt, wie niemals bislang“ – mit diesen Worten hat Britta Wirtz am heute die NUFAM in Karlsruhe eröffnet. Bis Sonntag, 24. September, zeigen mehr als 400 ausstellende Hersteller und Händler aktuelle und künftige Produkte der Nutzfahrzeugbranche.

Die Diskussionsrunde zur Eröffnung der NUFAM 2023 griff das Thema "Thema „Klimaneutraler Transport auf der Straße – von Oberleitungen über Brennstoffzelle bis Ladeinfrastruktur" auf. Die Teilnehmer:innen (v.l.n.r.): Moderator Günther Grünig, Staatssekretärin Elke Zimmer, Prof. Martin Wietschel (Fraunhofer ISI), Rainer Schmitt (Walter Schmitt GmbH), Jörg Hömburg (Air Products), Mario Männlein (IVECO Magirus) und Dr. Stephan Melchert (ZF Group). Bild: Messe Karlsruhe / Jürgen Rösner

Die Geschäftsführerin der Messe Karlsruhe machte deutlich, dass es die Aufgabe der NUFAM ist, der Nutzfahrzeugbranche, die sich in einem nie da gewesenen Wandel befindet, den perfekten Rahmen für die Transformation hin zu alternativen Antrieben zu geben. Auch Karlsruhes Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup unterstrich in seinem Grußwort die Wichtigkeit der NUFAM für Karlsruhe, aber auch der gesamten Technologieregion Karlsruhe.

Der Eröffnungs-Talk beschäftigte sich mit dem Thema „Klimaneutraler Transport auf der Straße – von Oberleitungen über Brennstoffzelle bis Ladeinfrastruktur“. Auf der Bühne waren Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft vertreten. Es diskutierten Elke Zimmer (Staatssekretärin im Verkehrsministerium Baden-Württemberg), Prof. Martin Wietschel (Leiter des Competence Centers Energietechnologien und Energiesysteme bei Fraunhofer ISI), Rainer Schmitt (Geschäftsführer Walter Schmitt GmbH), Jörg Hömburg (Geschäftsführer Air Products), Mario Männlein (Head of Alternative Propulsions bei IVECO Magirus) und Dr. Stephan Melchert (Manager Produkt und Marketing eTrailer ZF Group).

Staatssekretärin Elke Zimmer vertrat das Landesverkehrsministerium, das gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr die Schirmherrschaft der NUFAM innehat. In ihrem Eingangsstatement sagte sie: „Wir werden die Aufgaben, die vor uns stehen, nur gemeinsam lösen können.“ Man müsse sich klar machen, was man will und was es dazu braucht, um vorwärtszukommen. Das Land Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral sein. Beim Güterverkehr müsse daher bis 2030 eine Einsparung. „Es ist daher unglaublich, dass wir Messen wie die NUFAM haben, um zu sehen, wie der aktuelle Stand der Branche ist“, so Zimmer weiter.

Professor Wietschel von Fraunhofer ISI machte deutlich: „Als Fraunhofer schauen wir uns alle Technologien an. Wir haben verschiedene Projekte dazu laufen.“ Zu diesen gehören Oberleitungs-Lkw, die Brennstoffzelle und auch E-Fuels. „Auf günstige E-Fuels im Lkw-Bereich zu hoffen, halte ich aber für eine gewagte Strategie“, so Wietschel weiter. Mit E-Lkw seien schon heute Reichweiten von rund 400 Kilometern möglich.

Wann E-Lkws Fahrt aufnehmen

Rainer Schmitt vom Walter Schmitt Transportlogistiker fährt vor allem in der Region und zwischen Mannheim und Offenburg. Diese Distanz sei gut alternativ abzufahren. Man könne den Großteil der Transporte in der Region elektrifizieren. Das Unternehmen setzt seit vier Jahren verstärkt auf E-Mobilität. Schmitt: „Ab 2025 nimmt das Thema richtig Fahrt auf. Dann können wir das Stadium der Leuchttürme verlassen. Da hilft auch die Verdopplung der Maut.“

Rainer Schmitt äußerte im Rahmen der Diskussion auch Kritik an der Politik: „Ich habe den Eindruck, die Politik scheut den Austausch mit der harten Realität.“ Man könnte generell wesentlich schneller bei der Elektrifizierung der eigenen Flotte sein, es fehle aber an der Ladeinfrastruktur. Die sei eine „Vollkatastrophe“. Das Ausfüllen der Förderanträge nannte Schmitt „Irsinn“.

Auch Jörg Hömburg von Air Products diskutierte auf der Bühne: „Wir sind der größte Wasserstofflieferant weltweit. Wir sehen die technischen Möglichkeiten, brauchen aber die politische Unterstützung.“

Politik muss Voraussetzungen schaffen

Mario Männlein ist bei IVECO für alternative Antriebe verantwortlich. Das Unternehmen ist als einziger Hersteller in allen Bereichen tätig: „Unser Credo ist, in Technologien zu denken, nicht in Ideologien. Zum Glück ist Physik für alle gleich.“ Die Politik müsse für alle die gleichen Voraussetzungen schaffen.

Stephan Melchert von der ZF Group aus Friedrichshafen sagte in Richtung Staatssekretärin Zimmer: „Das Feld ist bestellt. Bitte unterstützen Sie uns, dass wir die Fahrzeuge schnell an den Start bekommen.“ Die ZF Group präsentiert auf der NUFAM mit einer neuen Version des elektrifizierten Sattelaufliegers eine Weltneuheit. Dieser spare bis zu 16 Prozent Kraftstoff- und CO2 ein.

„Schlaflose Nächte“

Die Diskutierenden waren sich einig: Es brauche mehr Anstrengungen, um im Bereich der alternativen Antriebe voranzukommen. Einzig der Weg sei noch die Herausforderung. Professor Wietschel resümierte zum Ende des Talks: „Technologieoffenheit ist gut. Irgendwann müssen wir aber in Investitionsentscheidungen gehen. Ich bin ein stückweit auch ein bisschen frustriert. Was müssen wir machen, welche Akzeptanz gibt es? Das bereitet mir manchmal auch schlaflose Nächte.“

Grußwort von Volker Wissing

Die will Dr. Volker Wissing verhindern. Der Bundesminister für Verkehr und Digitales, der ebenfalls die Schirmherrschaft für die NUFAM innehat, sagte im Rahmen seines Grußwortes: „Von alternativen Antrieben und erneuerbaren Kraftstoffen bis hin zur Digitalisierung: Die Nutzfahrzeugbranche ist in Bewegung und arbeitet mit Hochdruck an innovativen Technologien für mehr Fortschritt und Klimaschutz. Die NUFAM rückt sie ins Scheinwerferlicht, zeigt eindrucksvolle Ansätze und Lösungen. Das spornt an und motiviert zum Nachmachen. Deshalb habe ich gern die Schirmherrschaft für die NUFAM übernommen.“ Quelle: Messe Karlsruhe

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