Wer stört? TÜV SÜD hilft, GPS-Systeme gegen Attacken abzusichern

München, 01.07.2011.

Störsender bei Militärübungen oder so genannte "Jammer" in privater Hand, die GPS-Signale übertönen und damit technische Geräte und Infrastruktur stören: Die Berichterstattung über die Anfälligkeit von GPS-Systemen nimmt zu.

Szenarien von versagenden Landesystemen bei Flugzeugen oder von Lücken im Katastrophenschutz machen die Runde. Den Experten von NavCert, einem Unternehmen der TÜV SÜD Gruppe, ist das Thema geläufig - und sie schaffen Abhilfe. Sie setzen sich intensiv mit der Güte von GPS auseinander, validieren, prüfen und zertifizieren entsprechende Systeme. Wichtiger Punkt dabei: Störfestigkeit.
"Die Versuche, Störtechnik zu entwickeln, sind so alt wie globale Navigationssatellitensysteme", sagt Martin Grzebellus, Geschäftsführer der NavCert GmbH. Bei militärischen Übungen gehört der Einsatz von Störsendern längst zum Alltag. Und so genannte "Jammer" in handlicher Größe, die GPS-Signale übertönen können, werden inzwischen in Massenproduktion hergestellt und sind für jeden Privatmann erschwinglich, wenn auch ihre Verwendung in Deutschland untersagt ist. Die nächste Generation der Störtechnik stellen so genannte GPS-Spoofer dar, mit deren Hilfe sich gefälschte Navigationssignale aussenden lassen.

Können vor diesem Hintergrund Handys und Navis im Auto zuverlässig funktionieren - und was bedeutet das Phänomen für kritische Infrastruktur wie Energieversorgung, Telekommunikation und Katastrophenschutz? "Man darf vor den Gefahren der Störtechnik nicht die Augen verschließen - aber es gibt auch wirksame Möglichkeiten, sich davor zu schützen", merkt Grzebellus an. NavCert validiert, prüft und zertifiziert die Güte von GPS in umfangreichen Verfahren und setzt sich dabei intensiv mit dem Aspekt Störanfälligkeit auseinander. Im militärischen Umfeld sind Methoden zum Ausblenden von Störern gefragt. Methoden, die sich auch für den zivilen Bereich nutzbar machen lassen. "Wir sind hier in mehreren Forschungsprojekten engagiert, um optimale Lösungen zu identifizieren und zu validieren - und arbeiten intensiv an der weiteren Verbesserung der Störfestigkeit. So sind wir beispielsweise in die Entwicklung eines Bayerischen Sicherheitsempfängers eingebunden", so Grzebellus. Bereits gängige Methoden, um Störungen abzuwehren: Der Einsatz von Richtungsantennen, die die Quelle von Störungen orten können - der Empfänger nimmt dann nur noch Signale auf, die nicht aus dieser Richtung kommen. Oder der Einbau von komplexen Empfängern, die Störer aufgrund der Signalstärke erkennen und per automatischer Sperre abblocken. "Es ist sicher nicht möglich, solche Systeme wegen der damit verbundenen Kosten für Konsumprodukte zu nutzen - aber für sicherheitskritische Systeme wie auch kritische Infrastruktur sind dies allemal gangbare Lösungen", erläutert der NavCert-Geschäftsführer.

Die Anbieter von technischen Geräten und Systemen, die mit GPS arbeiten, können sich von NavCert die Störfestigkeit zertifizieren lassen. Grzebellus: "Das schafft Vertrauen bei potenziellen Anwendern und ist ein klarer Vorteil im Wettbewerb." Ausgangspunkt für den NavCert-Einsatz kann auch die Analyse von Schadensfällen sein. "Wir beraten gerne schon während der Entwicklungsphase - das spart den Herstellern Geld und Zeit und verschafft somit einen klaren Vorsprung im Markt."

Die Experten von NavCert setzen sich mit allen relevanten GNSS-Systemen auseinander (GNSS = Global Navigation Satellite System) und sind aktiv am Aufbau des europäischen Navigationsnetzes Galileo beteiligt. "Galileo und GPS werden sich ergänzen und bieten so eine gegenseitige Rückfallposition mit besseren Möglichkeiten, trotz Störer eine korrekte Information zu liefern", so die Einschätzung von Martin Grzebellus.

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