Arzttermin auf Knopfdruck - der digitale Doktor ist noch weit entfernt

Berlin, 23.03.2016.

Wenn es um die Digitalisierung in der Medizin geht, fürchten viele, künftig auf das persönliche Arztgespräch verzichten zu müssen. Eine Sorge, die derzeit noch völlig unbegründet ist, denn kaum ein Lebensbereich ist digital so dünn vernetzt wie die Medizin. Das zeigt das einfache Beispiel der Online-Terminvergabe, die hierzulande eine Seltenheit ist. 

Nach wie vor nutzen nur rund zehn Prozent der Arztpraxen die Möglichkeiten moderner IT-Systeme zur Online-Terminvergabe und -verwaltung. Auf der anderen Seite, so belegen es Umfragen beispielsweise der Techniker Krankenkasse, würden zwischen 80 und 90 Prozent der Patienten ihre Termine lieber über den Computer oder das Smartphone koordinieren. Woran liegt es, dass zwischen Wunsch und Wirklichkeit eine so große Lücke klafft? 

„Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass im medizinischen Umfeld grundsätzlich eine gewisse Zurückhaltung bei der Digitalisierung von Kommunikationsprozessen besteht. Und die ist auch gut begründet, handelt es sich bei den Patientendaten doch um besonders schützenswerte Informationen, die entsprechend gesichert werden müssen. Das ist sowohl im Interesse des Patienten als auch des Arztes, der einer Schweigepflicht unterliegt“, so Prof. Dr. Alexander Alscher, dessen Firma samedi eine Terminportal-Lösung anbietet. Darüber hinaus gibt es in deutschen Arztpraxen auch technische Barrieren, die eine Vernetzung unterschiedlicher IT-Systeme verhindern und so auch eine Kommunikation mit der „Außenwelt“ erschweren. 

Fortschritt wagen, Vorteile ausschöpfen 

Trotz dieser Einwände: Die Vorteile einer Online-Terminvergabe liegen auf der Hand und sind weitreichender, als es auf den ersten Blick scheint. Denn professionelle IT-Lösungen sind direkt mit dem Kalender der Praxis gekoppelt und zeigen nur solche Termine an, die auch wirklich frei sind. Loggt sich ein Patient für einen bestimmten Termin ein, wird dieser im Terminkalender der Arztpraxis direkt gebucht und steht nicht weiter zur Verfügung. Doppelbelegungen können so vermieden werden. Außerdem können die Terminvergabesysteme so programmiert werden, dass sie gewisse Pufferzeiten einplanen, was in der Praxis wiederum die Wartezeiten reduziert. Und schließlich ist ein Patient bei seiner Terminplanung nicht auf die Sprechzeiten einer Praxis angewiesen und kann auch kurzfristige Terminänderungen selbstständig managen. Zudem können IT-Systeme – sofern entsprechende Kooperationen bestehen – auch über bekannte Arztportale oder die Webseiten der Krankenkassen bedient werden. Geht es einem Patienten also bei einem Arzttermin rein um den Faktor Zeit und weniger darum, einen bestimmten Arzt aufzusuchen, kann er direkt vergleichen, welcher Arzt den frühesten Termin bietet. 

Doch nicht nur für die Patienten ergeben sich durch die OnlineTerminvergaben Vorteile. Auch für die Praxen ist es lohnenswert, den Schritt in Richtung einer Online-Terminvergabe-Software zu gehen. Allerdings sind nicht alle Anwendungen gleich gut geeignet. In Umfragen von samedi konnte festgestellt werden, dass die Termintreue dann am höchsten ist, wenn die Patienten einen Termin über ein Portal, für das sie sich einmalig registrieren, vereinbaren. An zweiter Stelle der Termintreue folgen die telefonisch vereinbarten Konsultationen und an dritter Stelle solche, die unverbindlich, also ohne persönliche Registrierung, beispielsweise über ein Kontaktformular auf einer Homepage, erfolgen. 

Bequemlichkeit vs. Sicherheit? 

Nicht immer geht der Komfort bei einer Online-Terminvergabe zulasten der Sicherheit. Denn es gibt Unternehmen, die sehr hohe Anforderungen an den Datenschutz stellen und deren Lösungen beispielsweise persönlichen Daten, wie Name oder Geburtsdatum eines Patienten, nur verschlüsselt zur Verfügung stellen. Grundsätzlich empfiehlt Alexander Alscher, sich die Datenschutzerklärungen, der jeweiligen Portale genau anzusehen und sieht hier vor allem auch die Arztpraxen und Kliniken in der Sorgfaltspflicht. 

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein großer Bedarf an einer Online-Terminvergabe auf Patientenseite besteht und Lösungen vorhanden sind, die die technischen und datenschutzrechtlichen Anforderungen erfüllen. Somit ist es an der Zeit, die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit zu schließen.

 

Quelle: Bundesverband Gesundheits-IT e. V. (bvitg e. V.)

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