ZBI thematisiert intelligente Vernetzung der Industrieproduktion

Berlin, 21.12.2015.

Die intelligente Vernetzung der Industrieproduktion in Deutschland war Thema eines Treffens des ZBI – Zentralverband der Ingenieurvereine e.V. mit dem stellv. Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur, Reinhold Sendker. Nach dem Webstuhl, der als erster Schritt der Automatisierung in der Produktion verstanden wird, folgte als zweite industrielle Revolution das Fließband von Henry Ford und als dritte die elektrische Automatisierung. Im Rahmen eines immer schnelleren Wandels der Gesellschaft, der technologischen Entwicklung und der Märkte befinden wir uns nun am Anfang der vierten industriellen Revolution, bei der die einzelnen Maschinen und Anlagensysteme über die Internetplattform miteinander kommunizieren, also quasi wie Menschen miteinander sprechen. 

Diese Entwicklung wird dabei nicht nur in den Firmen oder Verwaltungen Einzug halten, sondern wird auch in den privaten Haushalten immer präsenter werden. Auf den einzelnen Menschen, aber auch auf die Gesellschaft, die in diesem System und Welten leben werden, werden enorme Veränderungsprozesse zukommen.

„Industrie 4.0 wird alle Lebensbereiche der Menschen revolutionieren: Ob es in der Wasserwirtschaft, beim Bodenschutz, in der Abfallwirtschaft, im Bauwesen, im technischen Dienst der Bundeswehr, in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, in der Agrarwirtschaft, im Schienenverkehr, bei der Geodäsie und Geoinformatik ist“, betonte Dipl.-Ing. Heinz Leymann, ZBI-Vizepräsident. „Die globale Einführung von Industrie 4.0 läuft auf Hochtouren. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, darf bei der flächendeckenden Einführung des Systems der vernetzten Produktion keine Zeit verloren werden. Hier sind Wirtschaft und Politik gefragt“ fügte Dipl.-Ing. Reinhard Genderka, Mitglied des ZBI-Arbeitskreises: „Ingenieure in der Gesellschaft – Öffentlichkeitsarbeit“, hinzu.

Die vernetzte Fabrik der Zukunft wird viele neue Möglichkeiten bieten. Die technischen Herausforderungen bei der Einführung von Industrie 4.0 sind gewaltig. Es findet eine intelligente Vernetzung der Produktion statt, die in Echtzeit gesteuert werden kann. Industrie 4.0 führt zu einer Verknüpfung der virtuellen und physischen Welt, in der zentral gesteuerte Produktionsprozesse durch selbstständig gesteuerte, automatisierte und dezentrale Steuerungen abgelöst werden.

Das dabei technisch Mögliche muss rechtlich, insbesondere in Bezug auf die erhobenen Daten, noch geklärt werden. Hier ist im Besonderen die Politik gefragt. Schuld- und Haftungsfragen sind nämlich ungeklärt, wie gleichsam die Frage, welche Daten erhoben und mit wessen Wissen oder Zustimmung diese Daten an wen übermittelt werden dürfen. Daher fordert der ZBI eine einheitliche Regelung des Datenschutzes in Europa auf hohem Niveau. In gleicher Weise gilt dies für die Persönlichkeitsrechte in der digitalen Welt. Mit der Einführung von Industrie 4.0 wird sich die Arbeitswelt grundsätzlich und spürbar ändern. Eine Stärkung der digitalen Bildung ist dabei unabdingbar. Auch die Ingenieure des ZBI stehen bei Industrie 4.0 vor neuen gewaltigen Herausforderungen.

Die Anforderungen und die Auswahlkriterien an die Ingenieure werden sich bei der vierten technischen Revolution merklich ändern. Schon heute fehlt den Entscheidern in deutschen Unternehmen oft das technische Know-how, um den Nutzen moderner IT- und Kommunikationstechnik richtig zu bewerten. Der ZBI wird sich dafür einsetzen, dass seine Ingenieure den Wissensanschluss an die rasche Entwicklung der Technologie nicht verpassen werden. Folglich setzt der ZBI mit seinen Mitgliedsverbänden einen Schwerpunkt auf eine gründliche Aus- sowie eine gezielte Weiterbildung von Ingenieuren. Schließlich kann Deutschland seine Position in der technischen Entwicklung und im globalen Wettbewerb nur mit einem hohen und mit neuestem Ingenieurwissen halten und gar verbessern!

Auch fordert der ZBI mehr Ingenieure in Führungspositionen, damit das technische Wissen stärker in Unternehmensentscheidungen fließen kann. Dies gilt gleichsam für die Politik und die öffentlichen Verwaltungen. Bei der Einführung von Industrie 4.0 dürfen humanitäre und ethische Aspekte nicht vernachlässigt werden. Die zukünftigen Techniken dürfen die Menschen nicht beherrschen.

Reinhold Sendker begrüßt, dass die Bundesregierung schon 2014 die Hightech-Strategie - Innovationen für Deutschland - mit einer Weiterentwicklung des wichtigen Zukunftsprojektes „Industrie 4.0“ beschlossen hat. Zugleich unterstützt Sendker den im Bundestag eingebrachten Antrag der CDU/CSU, wonach die Bundesregierung unter anderem aufgefordert wird: 

  • die Umsetzung der Digitalen Agenda und der Hightech-Strategie gemeinsam mit allen beteiligten Akteuren, darunter den Sozialpartnern, weiter voranzubringen und damit die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands weiter zu stärken
  • den flächendeckenden Breitbandausbau in Deutschland als Grundvoraussetzung für die Digitalisierung zügig voranzutreiben und dabei an den Bedürfnissen der deutschen Wirtschaft, insbesondere auch des Mittelstandes sowie des ländlichen Raumes, auszurichten
  • die Rahmenbedingungen für eine zügige Einführung der fünften Mobilfunkgeneration zu schaffen und gleichzeitig die Forschung an den nachfolgenden Generationen zu fördern
  • eine zukunftsfähige Ausbaustrategie für deutlich höhere Übertragungsgeschwindigkeiten zu entwickeln; darin sollte insbesondere der Ausbau des Glasfasernetzes eine wichtige Rolle spielen
  • die anwendungsorientierte Grundlagenforschung zur Entwicklung intelligenter Produktionssysteme und -verfahren, zur intelligenten Vernetzung von Produktionsanlagen unter Berücksichtigung von IT-Sicherheit und Datenschutz sowie zu Dienstleistungen und zur Modernisierung und Humanisierung der Arbeitswelt auszubauen
  • Aus- und Weiterbildungssystem im Hinblick auf Industrie 4.0 zu verbessern und dazu die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung sowie zwischen verschiedenen Aus- und Weiterbildungsgängen und -systemen zu erhöhen und berufliche Fort- und Weiterbildung im Sinne von Kompetenzentwicklung für die Industrie 4.0 zu stärken.

 

Quelle: Zentralverband der Ingenieurvereine (ZBI) e.V.

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