Studie schätzt Fehlerkosten in der Baubranche im Jahr 2020 auf ca. 18 Milliarden Euro

Düsseldorf, 13.01.2022.

Bekanntermaßen laufen Bauprojekte nur selten reibungslos ab. Pannen, Fehler und Verzögerungen sind im Baualltag vorprogrammiert. Daher ist die Fehlerquote auf deutschen Baustellen hoch- und dies führt schon seit Jahren zu einem Berg von immensen Fehlerkosten. Zwar sank die Schadenssumme der verbauten Fehler 2020 leicht, liegt jedoch mit einer Summe von 18,3 Milliarden Euro immer noch weit über dem, was tolerabel wäre. Dabei waren die Kommunikationsmängel auf den Baustellen – neben den anderen „Klassikern“ mangelhafter Planung oder Bauleitung – erneut einer der Hauptfehlerquellen.

„Nobody is perfect“ – Fehler passieren überall und auch am Bau können Mängel und Schäden an vielen Stellen auftreten. Auffällig ist allerdings, dass die jährlichen Fehlerkostensummen auf einem schwindelerregend hohen Niveau changieren. Da über die Höhe der gesamten Fehlerkosten in der deutschen Baubranche keine offizielle Statistik geführt wird, muss man sich eines Umweges bedienen. Um sich der Höhe der Fehlerkosten, die jährlich in der gesamten Baubranche auftreten, wenigstens anzunähern, führt BauInfoConsult seit mehr als zehn Jahren eine umsatzanteilige Analyse der Fehlerkosten auf Basis der Branchenbefragung zur Jahresanalyse durch.

Dabei sieht das Ergebnis für 2020 auf den ersten Blick nach einer leichten Entwarnung aus: So schätzen die befragten Bauakteure, dass die gesamten Fehlerkosten am deutschen Bau im Jahr 2020 etwa 12,8 Prozent des gesamten Branchenumsatzes ausgemacht haben (Mittelwertberechnungen basierend auf den Ergebnissen der Grafik). Das ist zwar immer noch sehr hoch, doch im Jahr 2019 hatte der Fehlerkostenanteil am Bauumsatz noch 15,4 Prozent ausgemacht, im Jahr 2018: 14,0 Prozent.

Dennoch ist auch das Ergebnis für 2020 immer noch weit von einer wirtschaftlich tolerierbaren Fehlerrate entfernt. Setzt man den von den Profis am Bau geschätzten Fehlerkostenanteil mit dem vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie auf etwa 143 Milliarden Euro taxierten baugewerblichen Gesamtumsatz ins Verhältnis, entspräche das einer Fehlersumme von immer noch 18,3 Milliarden Euro. Das ist vom Fehlerkostenwert von 2019 nicht allzu weit entfernt (20,79 Milliarden Euro) und liegt noch über dem Ergebnis von 2018 (17,78 Milliarden Euro).

Was zu dem Fehlerkostenklassiker Kommunikationsmangel führt

Dass im Jahr 2020 Fehlerkosten immer noch so massiv auftraten wie in den Jahren zuvor, könnte womöglich zum Teil auch mit den erschwerten Rahmenbedingungen der Baustellenorganisation unter Pandemie- und Lockdown-bedingungen zu tun gehabt haben. Doch nimmt man diesen Faktor einmal aus dem Reigen der „klassischen“ Fehlerkostenquellen raus, gehören mangelhafte Kommunikation und dadurch entstandene Missverständnisse bei den Absprachen zu denjenigen Problemen, die seit Jahren (neben Fehlern bei Planung oder Bauleitung) als eine der häufigsten Fehlerursachen schlechthin genannt werden.

Dabei sind die Kardinalfehler, die zu den häufigen Kommunikationsmängeln auf der Baustelle führen, grundsätzlich pandemieunabhängig. Das gilt für das Problem Nummer eins, den Zeitmangel, ähnlich wie für den zweitplatzierten Kommunikationskiller der unklaren Verantwortlichkeiten. Mangelnde Koordinationsfähigkeit des Bauleiters und Desinteresse der beteiligten Gewerke wird von den Interviewten Branchenakteuren ebenfalls als Ursachenbündel für mangelhafte Baustellenkommunikation angesehen – wenn auch nicht so häufig wie die beiden erstgenannten Ursachen „Zeitmangel & unklare Verantwortlichkeiten“.

Über die Studie

Die Fehlerkostenanalysen stammen aus der Studie „Jahresanalyse Deutschland 2021/2022“ von BauInfoConsult. Sie beruht auf über 660 Interviews mit Architekten, Bauunternehmern, Dachdeckern/Zimmerern, Malern/Trockenbauern, SHK-Installateuren und Herstellern aus der Bau- und Installationsbranche. Auf dieser Basis ist die Jahresanalyse das umfassende Nachschlagewerk von BauInfoConsult über aktuelle Entwicklungen in der Bau- und Installationsbranche in Deutschland. Auf Grundlage von eigener Marktforschung, Prognosemethodik und Desk Research werden Trends und Entwicklungen aus der Branche übersichtlich aufbereitet. Quelle: BauInfoConsult GmbH

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