Bringt COVID-19 den langersehnten Schub für die digitale Patientenakte?

Berlin, 03.04.2020.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist seit letzter Woche Kooperationspartner der Medizininformatik-Initiative (MII) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). In enger Abstimmung arbeiten die Partner an der Entwicklung von forschungskompatiblen und praktikablen Standards für strukturierte Inhalte der elektronischen Patientenakte (ePA) und am MII-Kerndatensatz der Datenintegrationszentren an den Universitätskliniken Deutschlands.

Die Medizininformatik-Initiative (MII) soll Standards für strukturierte Inhalte der elektronischen Patientenakte entwickeln. Bild: Pixabay

In der MII haben sich alle deutschen Universitätskliniken und weitere Partner bundesweit zusammengeschlossen, um digitale Infrastrukturen aufzubauen, die eine Datennutzung über die Grenzen von Einrichtungen und Standorten hinweg ermöglichen. Ziel ist es, die medizinische Forschung und Patientenversorgung zu verbessern.

Die KBV hat die Aufgabe, die semantische und syntaktische Interoperabilität der Inhalte der ePA sektorübergreifend für das deutsche Gesundheitswesen zu definieren. Dazu spezifiziert sie sogenannte medizinische Informationsobjekte (MIOs) wie Impfpass und U-Heft.

„Die Zusammenarbeit der KBV mit der MII ist ein wichtiger Schritt, damit Forschende zukünftig die Inhalte der ePA nutzen können“, sagt Sebastian C. Semler, Geschäftsführer der TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung. Als Kooperationspartner der MII kann die KBV SNOMED CT® als medizinische Nomenklatur für die Kodierung der MIOs einsetzen. Die TMF verwaltet als National Release Center die „Pilotlizenz“, die für Teilnehmende und Kooperationspartner der MII für die nächsten drei Jahre gilt. Die Lizenzkosten trägt das BMBF.

Basisnomenklatur für den medizinischen Sektor

Im Referentenentwurf des Patientendatenschutzgesetzes ist vorgesehen, dass Deutschland ab 2021 eine Mitgliedschaft für SNOMED CT® erwirbt und somit die Nutzung für alle Beteiligten in Deutschland ermöglicht wird. Durch den Einsatz von SNOMED CT® als international anschlussfähige Basisnomenklatur wird einerseits die Möglichkeit eröffnet, medizinische Inhalte system- und sektorübergreifend interpretierbar zu annotieren und andererseits die erfassten Inhalte langfristig sowohl für Forschungsaufgaben als auch für die Entwicklung von KI-basierten medizinischen Unterstützungsinstrumenten zu nutzen. Die Verwendung der SNOMED CT®-Codes findet dabei gebunden an die medizinische Information im Hintergrund statt.

Der intensive und produktive Austausch zwischen KBV und MII umfasst sowohl die Entwicklung der MIOs, die zukünftig in die elektronische Patientenakte einfließen, als auch den sogenannten Kerndatensatz der MII, auf den sich alle Standorte der Universitätsmedizin in Deutschland geeinigt haben und der die Bereitstellung von Routinedaten aus der Patientenversorgung für die Forschung harmonisiert. So werden die der ePA zugrundeliegenden Datenmodelle mit dem MII-Kerndatensatz abgeglichen und aufeinander abgestimmt.

Bernhard Tenckhoff von der KBV, beauftragt mit der fachlichen Projektleitung für die Entwicklung der MIOs, äußert sich zur Kooperation mit der MII: „Betraut mit der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, die inhaltliche Nutzbarkeit der neuen Inhalte der elektronischen Patientenakte zu garantieren, ist es uns ein besonderes Anliegen, diese so auszugestalten, dass sie in hohem Maß praxistauglich sind und die Anwender nicht überfordern, und gleichzeitig die Grundlagen für zukünftige Mehrwerte basierend auf Forschungsmöglichkeiten und KI-Entwicklungen zu schaffen. Wir freuen uns darauf, die konstruktive und kreative Kooperation mit der MII zu intensivieren.“ Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung

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