Zwei Drittel der Bevölkerung sehen in der Digitalisierung mehr Chancen als Risiken

Berlin, 25.11.2014.

Mehr als vier von fünf (82 Prozent) Bundesbürgern sind der Ansicht, die Digitalisierung verändere Wirtschaft und Gesellschaft mindestens so stark wie die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert. Das hat eine Studie des Hightech-Verbands BITKOM zur Wahrnehmung der Digitalisierung in der Bevölkerung ergeben, für die 1.000 Personen ab 14 Jahren befragt wurden. Danach sind fast zwei Drittel (65 Prozent) überzeugt, die Digitalisierung berge alles in allem mehr Chancen als Risiken. 79 Prozent stimmen sogar der Aussage zu, das Internet sei ‚einfach toll‘. 

Ergebnisse der BITKOM-Studie zur Wahrnehmung der Digitalisierung. Bild: BITKOM

„Die Menschen spüren, dass die Digitalisierung immer mehr Lebensbereiche erfasst und zunehmend ihren Alltag verändert“, sagte BITKOM-Präsident Prof. Dieter Kempf beim 3. BITKOM Trendkongress in Berlin. Die Umfrage zeige, dass die Bürger die Vorteile des digitalen Wandels erkennen, ohne die Herausforderungen zu ignorieren. So sind zum Beispiel drei Viertel der Befragten der Ansicht, dass die Digitalisierung Arbeitsplätze in traditionellen Branchen gefährdet. Gleichzeitig sind mit 71 Prozent fast ebenso viele der Meinung, durch die Digitalisierung würden viele neue Jobs entstehen.

Infolge des digitalen Wandels messen die Befragten der IT-Branche eine größere Bedeutung zu als noch vor einigen Jahren. Bei der Frage nach den drei wichtigsten Industriebranchen für die deutsche Wirtschaft liegt der Automobilbau mit 60 Prozent der Nennungen mit Abstand vorne, gefolgt von den Energieversorgern mit 48 Prozent. Die IT-Branche kommt mit 35 Prozent auf den dritten Rang und hat im Vergleich zu einer BITKOM-Umfrage aus dem Jahr 2008 einen Platz gut gemacht. Nach der IT-Branche folgen die Pharma-Industrie (28 Prozent) sowie Banken und Versicherungen (26 Prozent).

Deutlich gestiegen ist auch die Attraktivität der IT-Branche als Arbeitgeber. 57 Prozent der Befragten finden die Branche als Arbeitgeber für sie persönlich attraktiv oder sogar sehr attraktiv. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 sagten das erst 34 Prozent. „Die Umfrage hat gezeigt, dass die IT-Branche als Arbeitgeber sehr positiv eingeschätzt wird“, sagte Kempf. Vier von fünf (82 Prozent) Befragten geben an, die IT-Branche biete interessante Tätigkeitsfelder. 70 Prozent stimmen der Aussage zu, in den Unternehmen würden flexible Arbeitszeitmodelle gefördert. 59 Prozent sind der Ansicht, die Unternehmen hätten insgesamt ein sehr gutes Image als Arbeitgeber. 52 Prozent halten Jobs bei IT-Unternehmen für relativ sicher vor Stellenabbau.

Die bekannteste Persönlichkeit der digitalen Welt ist Microsoft-Gründer Bill Gates. 88 Prozent aller Bundesbürger kennen ihn. Der Whistleblower Edward Snowden ist inzwischen einer der bekanntesten IT-Experten der Welt. In Deutschland kennen ihn 84 Prozent. In dem Ranking folgen Facebook-Chef Marc Zuckerberg mit 69 Prozent Bekanntheit und Apple-Gründer Steve Jobs mit 57 Prozent. Bekanntester deutscher Vertreter ist der Computer-Pionier Konrad Zuse, der 41 Prozent der Befragten ein Begriff ist. Die Samwer-Brüder als deutsche Serien-Entrepreneure kennen immerhin 12 Prozent, SAP-Mitgründer Hasso Plattner lediglich 3 Prozent. Bei der ohne Vorgaben (ungestützt) gestellten Frage nach den bekanntesten Unternehmen liegt die Deutsche Telekom mit klarem Abstand an der Spitze. Die Befragten sollten angeben, welche drei IT-Unternehmen ihnen spontan einfallen. Hinter der Telekom folgen Microsoft und Apple vor Vodafone, Google und Facebook. Dann kommen Kabel Deutschland und Telefónica/O2. Unter den ersten acht Unternehmen finden sich somit vier Europäer.

Überraschend weit verbreitet ist die Kenntnis zentraler Begrifflichkeiten der digitalen Welt. Fast zwei Drittel (65 Prozent) kennen den Begriff Social Media, 63 Prozent Cloud Computing und 61 Prozent Smart Watch. Selbst Abkürzungen wie LTE (53 Prozent) oder das Wort Big Data (45 Prozent) haben rund die Hälfte der Befragten schon mal gehört. Auffällig ist, dass nur 61 Prozent der Deutschen den Begriff Start-up kennen. Und gerade mal ein Fünftel (21 Prozent) hat schon mal etwas von Industrie 4.0 gehört. Kempf: „Das sollte uns aufrütteln, stellt doch die Digitalisierung der Industrie eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre dar.“

Die Umfrage zeigt auch Widersprüche in der Betrachtung des Internets auf. So stimmen zwar 95 Prozent der Aussage zu, das Internet erleichtere die Beschaffung von Informationen. Auf der anderen Seite ist fast ein Drittel (31 Prozent) der Ansicht, das Internet führe zur Verdummung. Drei Viertel (73 Prozent) sagen, das Internet fördere die Meinungsfreiheit. Gleichzeitig sind zwei Drittel (65 Prozent) der Ansicht, das Internet sei ein Instrument staatlicher Überwachung. Obwohl es vielfältigste Möglichkeiten der Kommunikation bietet, sagen nur 37 Prozent, das Internet fördere zwischenmenschliche Beziehungen. Dagegen sind 63 Prozent der Ansicht, es führe zur Vereinsamung. „Im Großen und Ganzen halten die allermeisten Menschen das Internet für eine große Errungenschaft“, betonte Kempf. „Es gibt keine digitale Euphorie, aber eine positive Grundstimmung.“

Aus Sicht des BITKOM müsse noch mehr getan werden, um das Verständnis für die Entwicklungen der Digitalisierung zu fördern. Kempf: „Wir wollen mit Veranstaltungen wie dem Trendkongress, der CeBIT oder dem IT-Gipfel zeigen, wo die Reise hingeht, Trends begreifbar und verständlich machen. Das ist die Grundvoraussetzung, um den digitalen Wandel in Deutschland aktiv gestalten zu können.“

Methodik: Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Umfrage, die Bitkom Research in Zusammenarbeit mit Aris Umfrageforschung durchgeführt hat. Dabei wurden im Oktober 1.006 Personen ab 14 Jahren befragt. 

Quelle: BITKOM

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