Video: Steigerung der Akzeptanz gegenüber Telematik im eigenen Betrieb | #TelematikTalk

Während des Telematik Talks wurde besprochen, wie die Steigerung der Akzeptanz gegenüber Telematik im eigenen Betrieb erfolgen kann - mit viel positiver Resonanz. Bild: Telematik-Markt.de

Hamburg, 02.06.2021 (msc).

Ein eher emotionales Thema stand beim Telematik Talk im Rahmen der diesjährigen transport logistic auf dem Programm, wie Chefredakteur Peter Klischewsky formulierte – und in der Tat ging es in der Online-Runde unter dem Motto „Eine Frage der Kommunikation – Steigerung der Akzeptanz gegenüber Telematik im eigenen Betrieb“ ein bisschen auch um Psychologie. 

Der erfolgreiche Einsatz einer Telematik-Lösung insbesondere im Bereich Flottenmanagement hängt auch von der Akzeptanz der Belegschaft ab. Bild: freepik.com

Als Teilnehmer begrüßte Klischewsky beim Telematik Talk Klaus Böckers, Vice President Nordic, Eastern and Central Europe bei Geotab, Christian Meschnig, Geschäftsführer Rosenberger Telematics GmbH, und Jens Zeller, Geschäftsführer idem telematics GmbH. Ausgangspunkt waren die Befürchtungen, die viele Deutsche in Bezug auf die Digitalisierung hegen.

Die Sorge vor dem Datenmissbrauch

Klischewsky präsentierte Umfragen, wonach die größten Sorgen dem möglichen Datenmissbrauch gelten sowie allgemein der Kriminalität im Internet. Dennoch sehen auch viele Befragten den Nutzen, den ihnen die Digitalisierung in den vergangenen Jahren bereits gebracht hat. Dies spiegelt auch das Empfinden wider, das viele in der Logistikbranche Tätige haben, wie aus Kommentaren hervorging, die Klischewsky in den Talk einband. Werde ich da etwa überwacht?

Zu Beginn der Telematik-Ära sei es in Lastwagen um die Bewertung der jeweiligen Fahrweise gegangen, erinnerte sich Zeller, woraus sich dann im Bestfall Prämien und im negativen Fall Schulungen abgeleitet hätten. Dies habe „so einen Minitouch ‚Ich kontrolliere‘“ gehabt. Dies habe sich aber gewandelt. Das Thema Sprit sparen etwa trete jetzt hinter den Logistikprozess zurück, die Digitalisierung der gesamten Lieferkette sei das größte Thema. Der Fahrerbezug sei weniger wichtig, im Mittelpunkt stehe der Warenbezug. Dabei habe es zudem einen „Wahnsinns-Push durch die Coronakrise“ gegeben.

"Überwachung" und "Kontrolle" - Missverständnisse durch Fehlformulierungen

Überwachung – ein Begriff, der, wie sich alle Teilnehmer einig waren, zwar früher ein oft gebrauchtes Schlagwort war, heute dagegen verpönt ist – sei absolut kein Thema mehr, es geht Zeller zufolge vielmehr darum, den Transport hochprofessionell zu erledigen. Der Markt sei in dieser Hinsicht sensibler geworden, und auch die Bedingungen hätten sich geändert: Fahrer*innen sind inzwischen Mangelware.

Der Begriff GPS-Überwachung trifft die aktuelle Lage auch nach Ansicht von Böckers überhaupt nicht, sondern grenze die Möglichkeiten der Telematik viel zu sehr ein. Mit deren Mitteln könne man vielmehr etwas für Sicherheit und Umwelt tun – nicht zuletzt auch fürs Portemonnaie. Klischewsky erweiterte die Debatte durch Forenbeiträge von Betroffenen, die etwa Datenmissbrauch fürchten oder auch von Maßregelungen durch den Chef wegen nun öffentlich gewordener zu langer Mittagspausen berichten.

 

Das Ziel: Win-win-Situation für alle Beteiligten

Zeller zeigte Verständnis – immerhin hätten viele Fahrer*innen 30 bis 40 Jahre unabhängig in ihrer „Kutsche“ gesessen, nun müssten sie über all die neuen Regelungen informiert werden. Zeller berichtete von einem Kunden, dessen Betriebsrat sich ein Jahr lang mit der Einführung von Telematik und den damit verbundenen Konsequenzen beschäftigte. Der Fahrer werde nun mal ein Stück weit transparent. „Das ist nicht das, was wir wollen“, betonte gleich Böckers. „Wertschätzung ist für mich ein ganz, ganz wichtiges Thema.“

Telematik, das wurde in der Diskussion deutlich, soll auch den Fahrenden eine positive Veränderung bringen, ihre Sicherheit erhöhen. Unfälle und Schäden ließen sich so verringern, hob Böckers hervor. Bei Meschnig liegt der Fokus mit Telematik für die Baubranche noch mehr auf den Fahrzeugen als auf den Fahrer*innen. „Wir haben ganz wenig personenbezogene Zuordnung.“ Es gehe etwa um Position und Kilometerstände, um das Wiederauffinden von Geräten auf Baustellen. Einsatzgebiete ergeben sich seiner Meinung nach auch durch den vielfältigen Einsatz von Subunternehmen, durch Verleih und Vermietung. Auf dem Bau sei das Thema auch noch recht neu, jetzt aber verspürt Meschnig regelrechte Aufbruchstimmung. In Bezug auf Sorgen der Belegschaft sei entscheidend, wie die Fuhrparkmanager*innen mit den erhaltenen Informationen umgehen. Meschnig verwies in diesem Zusammenhang auf die Arbeitsgemeinschaft proEthik, einen Zusammenschluss von Mitgliedern der Wirtschaftskammer Österreich.

Auch für die Betroffenen sei doch der Einsatz von Telematik im Alltag eine große Erleichterung, befand Zeller und verwies auf das ganz praktische Beispiel der Paketboten, bei denen der Lieferprozess nun ganz automatisiert ablaufe. Keiner wolle doch all die Lieferscheine zurück, die sich früher im Laufe eines Arbeitstages ansammelten. Man müsse die Mitarbeitenden mitnehmen – Betroffene sollten Beteiligte werden.

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