Herr Rechtsteiner, ich habe Arealcontrol bislang noch auf keiner Messe gesehen. Warum verstecken Sie sich vor Ihrer Zielgruppe?

Ulric Rechtsteiner: Wir haben uns seit 2008 auf der IAA Nutzfahrzeuge sowie auf mehreren Spezialmessen mit eigenen Ständen präsentiert. Trotz guter Platzierung und viel Streuwerbung wurden wir dort natürlich nicht von allen Interessenten aus den diversen Branchen wahrgenommen. Messen sind eben wie Hochseefischen ohne Radar. Man fährt auf´s offene Meer und hofft auf einen guten Fang.

In welchen Branchen sind Sie denn aktiv?

Ulric Rechtsteiner: Unser Umsatz kommt zu gleichen Teilen aus den Branchen Transport und Logistik, Handwerk und Bau sowie Handel, Service und Industrie. In diesen Bereichen bieten wir diverse Lösungen für die effiziente Steuerung und Überwachung von Lkw, Transportern, Pkw, Gütern und Baumaschinen. Die Aufgaben reichen von der einfachen Ortung, über den Diebstahlschutz, der Abrechnung von Betriebsstunden bis hin zum automatisierten und vom Finanzamt anerkannten Führen von Fahrtenbüchern.

Wo ist da der gemeinsame Nenner?

Ulric Rechtsteiner: Sämtliche Daten, die mit unseren Lösungen gesammelt werden, können nach einem strengen Berechtigungskonzept über ein zentrales Portal abgerufen und weiterverarbeitet werden. Je nach Anforderung sehen unsere Kunden nur die Informationen, die sie auch wirklich benötigen. Ein Transportunternehmer interessiert sich zum Beispiel in erster Linie für die Standzeiten seiner Lkw bei den verschiedenen Be- und Entladestellen…

…und für die aktuellen Lenk- und Ruhezeiten. Haben Sie auch eine Lösung zum Auslesen des digitalen Tachografen?

Ulric Rechtsteiner: Hier werden wir demnächst eine sehr einfache und effiziente Lösung bieten, mit der wir sowohl die Daten der FMS-Schnittstelle, als auch die des Tachografen übernehmen und zeitnah übertragen können.

Das bieten andere Hersteller auch schon.

Ulric Rechtsteiner: Unsere Lösung erfordert jedoch keine Installation im Fahrzeug – sie kommt mit einem einfachen Bluetooth-Adapter aus, der an die FMS-Schnittstelle und den Tachografen angesteckt wird. Dieser überträgt die gewünschten Daten dann auf das mobile Telematikgerät im Fahrerhaus.

Mit welcher Hardware arbeiten Ihre Lösungen denn?

Ulric Rechtsteiner: Wir sind überzeugt, dass sich hier Smartphones und Tablet-PCs mit Android-Betriebssystem am besten eignen und sich mittelfristig auch am Markt durchsetzen werden. Samsung hat hier mit dem Galaxy ein hervorragendes Produkt entwickelt. Solche Hardware ist überall verfügbar und muss nur mit einer passenden Telematik-App aus unserem Programm versehen werden. Einfacher geht es nicht.

Glauben Sie nicht, dass der App-Hype bald wieder vorüber sein könnte?

Ulric Rechtsteiner: Ganz und gar nicht! Apps haben eine sehr große Zukunft und werden die Welt in den nächsten Jahren ebenso verändern wie E-Mails und Mobilfunk. Vor dem Hintergrund rapide sinkender Datentarife, steigender Netzqualität und geeigneter Hardware in Form  von Smartphones und Tablet-PCs sind Apps eine logische Folge. Bedenken Sie, dass 2010 weltweit 270 Millionen Smartphones verkauft wurden – normale Handys hingegen kaum noch. Jedes Smartphone lässt sich mit Hilfe geeigneter Apps in mobile Meldesystemen und kleine Cockpits für Manager verwandeln.

Die Jury von Telematik-Markt scheint dies ebenso zu sehen und hat Ihnen 2010 den Telematik-Award in der Kategorie „Applikation“ verliehen. Hat Ihnen diese Auszeichnung genutzt?

Ulric Rechtsteiner: Der Telematik-Award zählt für mich zu den drei wichtigsten Highlights des vergangenen Jahres! Seitdem werden wir am Markt völlig anders wahrgenommen. Ähnlich bedeutend waren 2010 der von Telematik-Markt durchgeführte und durch uns gewonnene Produkt-Test im Bereich Fahrzeug-Ortung mit unserem GT3500 Speedy. Das bringt uns klare Wettbewerbsvorteile und hat nicht zuletzt auch unseren ebenfalls im Jahr 2010 gewonnenen Vertriebspartner überzeugt, der uns den Zugang zu je 600 Werkstätten und Händlern eröffnet hat.

Apropos Wettbewerbsvorteile. Wer ist denn Ihr Hauptwettbewerber?

Ulric Rechtsteiner: Das ist von Branche zu Branche verschieden. Ich stelle aber fest, dass uns am Markt vorwiegend die Unternehmen begegnen, die auch bei Telematik-Markt ganz weit oben stehen.

Welche Anbieter wird es Ihrer Meinung in fünf Jahren überhaupt noch geben?

Ulric Rechtsteiner: In fünf Jahren wird es sowohl die herstellergebundenen sowie die herstellerunabhängigen Lösungen geben. Ich erwarte ein Oligopol aus wesentlich weniger Anbietern als heute. Überleben werden zum Beispiel die Firmen, die wir heute neben uns auf der Top-List von Telematik-Markt finden.

Warum ist diese TOPLIST denn so dermaßen wichtig?

Ulric Rechtsteiner: Ich stelle fest, dass sich unsere Kunden sehr stark am Medium Telematik-Markt und der Top-List orientieren. Erst vor wenigen Wochen habe ich zwei Neukunden gewonnen, die über diese Liste auf uns aufmerksam wurden. Interessenten haben ja das Problem, dass sie mit einer unübersehbaren Vielzahl von möglichen Anbietern konfrontiert werden. Telematik-Markt sorgt hier für Transparenz und unsere potenziellen Kunden orientieren sich daran.

Hört sich so an, als wollten Sie Ihren Telematik Award 2011 verteidigen. Haben Sie schon entsprechende Ideen?

Ulric Rechtsteiner: Was denken Sie? Wir werden mit einer komplett modular aufgebauten Telematiklösung den Markt revolutionieren. Sie basiert auf einem Baukasten mit einer Reihe neuer Apps für Tablet-PCs und Smartphones mit Android-Betriebssystem. Daraus können sich Kunden je nach Bedarf ihre individuelle Telematiklösung zusammenstellen. Das System ist so einfach, dass unsere Kunden nicht mehr auf unsere Hilfe angewiesen sind. Es wird Bausteine für Tracking, Messaging, die Navigation mit und ohne Truck-Attribute sowie spezielle Module für das Auslesen digitaler Tachografen und die Daten der FMS-Schnittstelle geben. Mehr möchte ich heute noch nicht verraten – im Mai werden wir den Vorhang lüften.

Herr Rechtsteiner, vielen Dank für diesen Ausblick und das Gespräch.