Sicherheit der Steuerungssoftware beim autonomen Fahren

Würzburg, 26.11.2015.

Vernetzte Fahrzeuge und autonomes Fahren sind derzeit die großen Zukunftsthemen der Automobilindustrie. Die entscheidende Basis für die verschiedenen Anwendungen im Auto ist die Steuerungssoftware. Vor diesem Hintergrund diskutieren Fachleute aus der Informatik und Elektronikentwicklung im Rahmen des größten europäischen Fachkongresses für Embedded Software-Entwicklung Anfang Dezember in Sindelfingen ein dringliches Thema: Die Sicherheit der Steuerungssoftware.

Denn Sicherheit hat gerade bei einem Fahrzeug, das nicht mehr von Menschenhand gelenkt wird, höchste Priorität. Die Herausforderung in der Software-Entwicklung für das autonome, vernetzte Auto liegt darin, dass zwei verschiedene Formen der Sicherheit zu adressieren sind: Safety und Car-Security. Safety betrachtet die funktionale Sicherheit eines Autos, also die verlässliche Funktion von sicherheitsrelevanten Fahrzeugsystemen wie den Bremsen und dem Airbag. Car-Security zielt auf den Schutz der elektronischen Systeme vor unbefugtem Zugriff ab, die zunehmend eine Öffnung nach außen erfahren. So muss z.B. für das automatisierte Fahren eine dauerhafte Datenanbindung des Fahrzeugs mit externen Systemen hergestellt werden - was wiederum eine Angriffsstelle für Hacker bedeutet.

Funktionale Sicherheit hat in der Automobilbranche Tradition. Mit ihr beschäftigt sich der Branchenstandard ISO 26262, der weitgehend adaptiert wurde. Relativ neu ist die Gefahr durch den Angriff auf Steuergeräte des Autos, die auch sicherheitskritische Funktionen übernehmen können. Im Gegensatz zur funktionalen Sicherheit gibt es hier noch keinen etablierten Branchen-Standard.

Bei der Entwicklung von Steuerungssoftware helfen Standards wie die ISO 26262 im Hinblick auf die Car-Security nur bedingt - da diese aus Sicht von Dr. Jens Lisner vom TÜV NORD IFM das Thema noch etwas vernachlässigt: „Für die Integrität der sicherheitsrelevanten Systeme ist es ganz entscheidend, dass Car-Security und Safety gemeinsam betrachtet werden und die Lösungen aus beiden Bereichen zusammenpassen." Seine Erkenntnisse, die Dr. Lisner in einem Fachvortrag auf dem ESE Kongress vermittelt, geben Anhaltspunkte, wie sich die Anforderungen von Safety und Security gleichwertig berücksichtigen lassen - und damit die Grundlagen für sicheres autonomes Fahren geschaffen werden.

Auch bei der Audi Electronics Venture GmbH kennt man die Herausforderungen für die Softwareentwicklung im Bereich "Pilotiertes Fahren". Die Vernetzung innerhalb und außerhalb des Automobils, etwa der Austausch von Daten zwischen Fahrzeug und externen Systemen für die Navigation, die Nutzung von aggregierten Flottendaten oder cloud-basierte Dienste, hat die Komplexität der Systeme massiv gesteigert. „Es gilt Software-Architekturen für leistungsstarke Steuergeräte zu entwickeln, vor allem unter dem Aspekt von Safety und Security", sagt Dipl.Ing (FH) Florian Netter von Audi Electronics Venture und Referent im Kongress: „Erst damit lassen sich die komplexen pilotierten Fahrfunktionen effizient im Automobil integrieren und berechnen."

 

Quelle: Vogel Business Media GmbH & Co.KG

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