Schweden ist Vorreiter der industriellen Digitalisierung

Frankfurt/Stockholm, 11.02.2019.

Das Partnerland der diesjährigen Hannover Messe, Schweden, ist für die Maschinenbauer in Deutschland gleichermaßen ein wichtiger Handelspartner und ein Vorreiter in der digitalen Umgestaltung der Wirtschaft. 

Schweden ist ein technologisch führendes Hochlohnland mit einer hohen Affinität für Industrie 4.0-Anwendungen und Automatisierungslösungen. Hinzu kommt eine überdurchschnittlich hohe Forschungsquote (3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts), die dem Land den Spitzenplatz in der EU sichert (Deutschland: 3 Prozent, Rang 3). „Aufgrund der dortigen hohen Fertigungskosten sind hochqualitative Produkte und Lösungen gefragt, die gerade der Maschinenbau aus Deutschland bieten kann. Die Automatisierung hat in Schweden Top-Priorität, um international wettbewerbsfähig bleiben zu können“, erläutert Ulrich Ackermann, Leiter VDMA Außenwirtschaft. „Darüber hinaus ist Schweden auch ein wichtiger Partner im globalen Kampf für den freien Handel und gegen Protektionismus“, sagt er.

Exporte wachsen deutlich

In der Rangliste der wichtigsten Absatzmärkte des deutschen Maschinenbaus belegte Schweden 2018 (Januar bis einschließlich November) Platz 14 mit einem Ausfuhrvolumen von 3,2 Milliarden Euro. Das war ein Plus von 3,5 Prozent zum Vorjahr. Im gleichen Zeitraum importierte Deutschland von dort Maschinen im Wert von 1,8 Milliarden Euro (plus 1,1 Prozent). Damit lag das nordeuropäische Land auf Platz 13 der Importrangliste.

Für dieses Jahr wird ein Rückgang der schwedischen Investitionszuwächse erwartet, was sich auch auf die Exportbilanz niederschlagen könnte. Allerdings wird in den Folgejahren wieder mit einem Anstieg der Investitionen seitens der lokalen Industrie gerechnet. Deutschland ist seit Jahren der mit Abstand größte Maschinenlieferant in das nordeuropäische Land: 26,9 Prozent aller Maschinenimporte kamen 2017 aus der Bundesrepublik. Dahinter folgte mit weitem Abstand Italien (7,7 Prozent). Die schwedische Industrie mit ihren insgesamt 1,2 Millionen Unternehmen ist geprägt von starken Großkonzernen sowie einer Vielzahl von kleineren Firmen. Echte Mittelständler gibt es dagegen im Vergleich mit Deutschland nur wenige.  „Hier gibt es ein großes Entwicklungs- und Absatzpotential. Nach eigener Aussage bemängeln rund 30 Prozent der schwedischen Kleinbetriebe, dass ihnen die nötige Expertise für die Herausforderungen der Digitalisierung noch fehlt“, erläutert Yvonne Heidler, Schweden-Expertin der VDMA Außenwirtschaft.

Künstliche Intelligenz und Roboter

Andererseits sind schwedische Produzenten und Kunden oft Trendsetter im Einsatz neuer Technologien – etwa in der Nutzung von Künstlicher Intelligenz und „Machine Learning“. Hier liegt das nordeuropäische Land nach Ansicht von Fachleuten innerhalb Europas sogar ganz vorn. Auch beim Einsatz von Robotern in der Industrie wird Schweden in Europa nur von Deutschland übertroffen. Kamen in der Bundesrepublik im Jahr 2017 auf 10.000 Industriearbeitsplätze 322 Industrieroboter, waren es in Schweden 240. Produktionsgeschwindigkeit, Produktivität und eine flexible Automatisierung spielen daher eine entscheidende Rolle, um in Schweden erfolgreich zu sein.

Wichtiger Standort für Maschinenbauer aus Deutschland

Für die Maschinenbauer aus Deutschland ist Schweden nicht nur ein wichtiger Absatzmarkt. Die VDMA-Mitglieder sind mit insgesamt knapp 240 Niederlassungen in dem Land vertreten, dazu zählen Montage- und Produktionswerke ebenso wie Forschungsstandorte sowie Vertriebs- und Serviceniederlassungen. Zu den wichtigsten Abnehmerbranchen der Maschinenbauer aus Deutschland zählen der schwedische Maschinenbau, die KfZ-Industrie, die Forstwirtschaft, Energieerzeuger und der Bausektor. „Schwedische Kunden erwarten individuelle Lösungen und eine schnelle Reaktionszeit. Deshalb ist es wichtig, als Maschinenhersteller vor Ort und nah beim Kunden zu sein“, erläutert VDMA-Expertin Heidler. Zunehmend schwierig wird auch in Schweden die Suche nach geeigneten Fachkräften, weshalb die deutschen Betriebe ihre Mitarbeiter zunehmend selbst qualifizieren. Quelle: VDMA, Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V.

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