Reifegradmodell für die digitale Transformation in Unternehmen

Aachen, 04.04.2017.

Das FIR, Mitglied im Cluster Smart Logistik auf dem RWTH Aachen Campus, präsentiert auf der Hannover Messe das neue Reifegradmodell für die Industrie 4.0, den „Industrie 4.0 Maturity Index“. Das unter dem Dach der acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften federführend vom FIR – entwickelte Reifegradmodell dient Unternehmen als Leitfaden für die digitale Transformation.

Das FIR-Gebäude in Aachen. Bild: www.eventfotograf.in / ©JRF e. V.

Sechs Entwicklungsstufen zeigen, wie Daten im Unternehmen gewonnen, analysiert und nutzbar gemacht werden können. Ziel ist, die Grundlagen für die Transformation zum lernenden, agilen Unternehmen der Zukunft vorzubereiten und zu begleiten. Am Messestand durchlaufen die Besucher verschiedene Stationen und gewinnen so einen ersten Eindruck davon, wo sie sich auf dem Weg zu Industrie 4.0 befinden. Bei der realen Anwendung des Modells lernen Unternehmen in einem ca. dreiwöchigen Prozess beginnend mit einer Kick-off-Veranstaltung über Workshops bis zur Ergebnispräsentation die Handlungsfelder für ihre digitale Agenda kennen. Zusätzlich erhalten sie Empfehlungen zur Umsetzung der Handlungsableitungen. Das Vorgehen wurde bereits mehrfach validiert und dient als praxisorientierter Leitfaden, der es produzierenden Unternehmen ermöglicht, eine individuelle Umsetzungsstrategie für Industrie 4.0 zu entwickeln, die auf die Geschäftsstrategie abgestimmt ist.

Industrie 4.0 Maturity Index – ein Reifegradmodell in sechs Stufen

Unternehmen und Politik haben erkannt, dass Digitalisierung, Vernetzung und neue Fertigungstechnologien immense Wachstumschancen mit sich bringen. Zusammen sind sie die Treiber für neue Geschäftsmodelle, einen nachhaltigen und effizienten Umgang mit begrenzten Ressourcen sowie die wirtschaftliche Herstellung hochindividualisierbarer Produkte. Diese Entwicklungen werden unter dem Begriff „Industrie 4.0“ zusammengefasst und beschreiben damit nicht weniger als einen Wandel der Industrie, der Flexibilität und Agilität in einem bisher nie dagewesenen Ausmaß verspricht.

Ein Grund für das Scheitern der digitalen Transformation ist zu wenig Wissen über die eigenen Fähigkeiten hinsichtlich Industrie 4.0. Hier setzt der „Industrie 4.0 Maturity Index“ an: Das Modell basiert auf der Tatsache, dass sich Industrie-4.0-Fähigkeit mehrdimensional zusammensetzt und vom Zusammenspiel der Gestaltungsfelder Informationssystemen, Ressourcen, Unternehmensorganisation und Kultur im Unternehmen abhängt. Von insgesamt sechs Entwicklungsstufen beschreibt die höchste Ausprägung die intelligente Vernetzung und autonome Steuerung der Produktionsressourcen sowie der Planungs- und Steuerungssysteme. Diese Stufe gilt als Zielbild. Interessanter sind jedoch die Stufen davor: Davon ausgehend, dass im Rahmen von Industrie 3.0 die Computerisierung, also die Unterstützung durch Datenverarbeitungssysteme, und die Konnektivität, d. h. strukturierte und verknüpfte IT-Systeme, weitgehend vollzogen sind, beginnt Industrie 4.0 laut des Index mit der Sichtbarmachung der Daten. Gemeint ist die Verfügbarkeit des sogenannten digitalen Schattens, eines Abbilds der relevanten physischen Realität – der Verfolgung von Aufträgen und Anlagen in Echtzeit –  anhand dessen datenbasierte Managemententscheidungen getroffen werden können. Wenn Unternehmen verstehen, warum etwas passiert, haben sie die vierte Stufe „Transparenz“ erreicht. Hier spricht man von Wirkzusammenhängen und Datenanalysen. Noch fortschrittlicher ist das Stadium der Prognosefähigkeit, in dem Entscheidungen auf Basis der Kenntnis über künftige Ereignisse fallen können. Eher als Fernziel beschreibt die höchste Stufe Systeme, die autonom auf Ereignisse reagieren, sich selbst regulieren und selbstständig stabil agieren. (Quelle: FIR an der RWTH Aachen)

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