E-Mobilitätsindex: Deutschland im europäischen Vergleich auf dem vierten Platz

Berlin/Detroit, 08.09.2023.

HERE Technologies, eine Plattform für ortsbezogene Daten und Technologie, hat im Vorfeld des „World EV Day“ am 9. September gemeinsam mit dem globalen Analystenhaus SBD Automotive einen interaktiven Index zum Status der Elektromobilität vorgestellt. Der Index zeigt die Entwicklung der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen (EV) und den Status der entsprechenden Infrastruktur in Europa und den Vereinigten Staaten.

Ergebnisse des E-Mobilitätsindex von HERE Technologies und SBD Automotive. Bild: HERE

Auf europäischer Länderebene und auf Bundesstaatenebene in den USA benennt der HERE-SBD Automotive EV-Index die Spitzenreiter und Nachzügler in Sachen E-Mobilität. Dem Index liegen verschiedene Kriterien zugrunde, darunter die Entwicklung der Anzahl der Ladestationen (Electric Vehicle Supply Equipment, EVSE), der Fahrzeugzulassungen, der geographische Beschaffenheiten und der Länge des Straßennetzes seit 2020.

Der Index basiert auf den folgenden Kriterien, die jeweils mit einer Höchstpunktzahl von 25 Punkten bewertet werden, was eine maximale Gesamtpunktzahl von 100 ergibt:

  • Wie lange musss man fahren, um eine Ladestation zu finden – Anzahl öffentlicher E-Ladesäulen in Bezug auf die Straßenlänge.
  • Wie lange dauert der Ladevorgang – die durchschnittliche Leistungskapazität öffentlicher Ladestationen.
  • Die Anzahl von E-Fahrzeugen im Straßenverkehr im Vergleich zu Verbrennern – E-Fahrzeug-Flottenanteil.
  • Die Wahrscheinlichkeit, eine freie Ladesäule zu finden – das Verhältnis von zugelassenen Elektrofahrzeugen zu öffentlichen Ladestationen.

 

Highlights des HERE-SBD Automotive EV-Index

Jedes Land und jeder Bundesstaat hat eigene Rahmenbedingungen für die Einführung von E-Fahrzeugen und die Ladeinfrastruktur. In sich entwickelnden Märkten, wie beispielsweise in vielen US-Bundesstaaten, ist es daher wichtig, sich das Verhältnis von zugelassenen Elektrofahrzeugen zu Ladesäulen anzuschauen. In reiferen Märkten macht eine Betrachtung des Verhältnisses von „Strom-pro-E-Fahrzeug“ gegebenenfalls mehr Sinn.

So gab es beispielsweise im flächenmäßig großen und bevölkerungsreichen US-Bundesstaat Kalifornien 2022 beinahe eine Million zugelassene Elektrofahrzeuge. Der Bundesstaat verfügt über eines der am besten ausgebauten Ladenetze in den USA mit über 46.000 Ladesäulen. Dennoch liegt Kalifornien beim Verhältnis E-Fahrzeuge zu Ladestationen mit 20:1 auf einem der hinteren zehn Plätze.

Laut einer Analyse von SBD Automotive sind acht bis zwölf E-Fahrzeuge pro öffentlichem Ladepunkt das ideale Verhältnis für durchschnittliche Märkte, um ein nahtloses, bequemes öffentliches Laden zu ermöglichen. Mit zunehmender Marktreife sollte sich dieses Verhältnis erhöhen, da die geografische Abdeckung weniger kritisch wird. Dies hilft Ladesäulenanbietern, profitabel zu bleiben und einer Überversorgung vorzubeugen.

Die Spitzenreiter im HERE-SBD Automotive EV-Index

Europa: (1) Norwegen (2) Niederlande (3) Luxemburg (4) Deutschland (5) Schweiz (6) Dänemark (7) Tschechische Republik (8) Bulgarien (9) Schweden (10) Belgien

USA: (1) Washington, D.C. (2) Connecticut (3) Vermont (4) Massachusetts (5) Maryland (6) Maine (7) New York (8) Colorado (9) Rhode Island (10) Kalifornien

Die Nachzügler im HERE-SBD Automotive EV-Index

Europa: (21) Italien (22) Vereinigtes Königreich (23) Ungarn (24) Rumänien (25) Irland (26) Polen (27) Litauen (28) Griechenland (29) Malta (30) Zypern

USA: (42) Wisconsin (43) Indiana (44) Louisiana (45) Kentucky (46) Texas (47) Tennessee (48) Nebraska (49) Idaho (50) Arkansas (51) Alaska

Das komplette Ranking sowie interaktive Grafiken und Karten für alle 30 EU-Länder und 50 US-Bundesstaaten sind online abrufbar.

„Der Reifegrad der Ladeinfrastruktur in jedem Land beziehungsweise jedem Bundesstaat richtet sich in der Regel nach Bevölkerungsdichte und Wohlstand. Darüber hinaus zeigt der Index deutlich, wie sehr externe Faktoren wie etwa politisch gesetzte Anreize helfen, auch in Gegenden mit niedriger Bevölkerungsdichte die dringend benötigte Ladeinfrastruktur aufzubauen“, sagte Robert Fisher, EV Principal bei SBD Automotive. „Im Zuge wachsender Popularität von E-Fahrzeugen müssen Betreiber von Ladesäulen und Regulierungsbehörden weiter auf das Verhältnis von E-Fahrzeugen zu Ladesäulen und verfügbarem Strom für die elektrische Fahrzeugflotte in Kommunen und im Straßennetz schauen. Nur so können sie ein nahtloses Nutzererlebnis für Fahrzeughalter:innen sicherstellen und gleichzeitig die Einnahmen aus dem Betrieb der Infrastruktur sichern.“

„E-Fahrzeuge stehen bei Verbraucher:innen, Regierungen und der Automobilindustrie überall auf der Welt ganz hoch im Kurs. Auf Basis von unserem Dienst HERE EV Charge Points mit seiner Fahigkeit, die Wahrscheinlichkeit, nach der eine öffentliche Ladesäule für E-Fahrzeuge in der Zukunft frei sein wird, vorherzusagen, haben HERE und SBD eine wachsende Diskrepanz im Verhältnis von Ladestationen und E-Fahrzeugen auf der Straße entdeckt“, sagte Chris Handley, Vice President Dynamic Spatial Content bei HERE Technologies. „Unsere Analysen zeigen, wie viel Arbeit bis zu einer voll elektrischen Zukunft noch vor uns liegt.“

Die wichtigsten Erkenntnisse

Europa

  • Europa ist ein sehr gutes Beispiel, wie jedes Land das Thema Ladeinfrastruktur auf eigene Weise angeht und einen jeweils anderen Reifegrad hinsichtlich der E-Mobilität aufweist.
  • Die Niederlande sind einer der reifsten Märkte für E-Mobilität in Europa mit über zehn Jahren Unterstützung durch die Regierung. Dies hat zu einer Ausbreitung von AC-Ladesäulen geführt, da DC-Ladestationen noch nicht standardisiert waren. Malta hingegen verfügt nur über wenige DC-Ladesäulen, da in einem kleinen Inselstaat weniger geladen werden muss.
  • Ein wichtiges Ziel des Infrastrukturprogramms der Europäischen Kommission (AFIR) ist die Verbesserung des Verkehrs zwischen EU-Ländern. Das bedeutet, dass wichtige Verkehrs- und Handelskorridore durch Länder mit einer geringen Marktdurchdringung von E-Fahrzeugen wie Bulgarien eine hohe Dichte an Ladestationen im Verhältnis zu den registrierten E-Fahrzeugen aufweisen werden.

 

USA

  • Mit einem Marktanteil an E-Fahrzeugen von knapp über sieben Prozent sollten in den USA idealerweise acht bis neun E-Fahrzeuge auf eine Ladestation kommen. Jedoch hat jeder Bundesstaat auf Grundlage mehrerer Marktreifekennzahlen sein eigenes Idealverhältnis.
  • Kalifornien ist der Marktführer in der Elektromobilität. Das ideale Verhältnis liegt hier bei zwölf Fahrzeugen pro Ladestation. In North Dakota, mit sehr viel Fläche und geringer Flottengröße, liegt das Idealverhältnis eher bei zwei E-Fahrzeugen pro Ladesäule.
  • Eines der wichtigsten Ziele des National-Electric-Vehicle-Infrastructure-Programms (NEVI) ist es, alle Gegenden so auszustatten, dass Verkehr und Handel zwischen den einzelnen Staaten gut möglich ist. Auch wenn weniger dicht besiedelte Staaten Schwierigkeiten haben werden, das gleiche Verhältnis von öffentlichen Ladestationen zu E-Fahrzeugen zu erreichen, werden in den kommenden Jahren wichtige Verkehrskorridore durch die Finanzierung des NEVI-Programms mit zusätzlicher öffentlicher Ladeinfrastruktur ausgestattet. Im Idealfall wird dadurch nahtlose E-Mobilität im ganzen Land ermöglicht.

 

 

Methodik: Der Index vergleicht alle US-Bundesstaaten (inklusive Washington D.C.) und die 27 Mitgliedsstaaten der EU plus Norwegen, Schweiz und das Vereinigte Königreich. Sämtliche Standortdaten von Ladestationen stammen aus der HERE EV Charge Points API und wurden jeweils am 1. Dezember in den Jahren 2020, 2021 und 2022 von an diesem Tag verfügbaren Ladestationen erhoben. Zu den öffentlichen Quellen zählen AFDC, das U.S. Census Bureau, Eurostat, EAFO, The CIA World Factbook, der ONS und die FHWA. Nur rein batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) werden in dem Index berücksichtigt. Quelle: HERE Technologies/SBD Automotive

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