Abseits von Flotte und Lager: Hobby und Leidenschaft im Internet of Things

Fast 75 Prozent der Bevölkerung nutzen bereits Smart-Home-Systeme oder sind daran interessiert³. Bild: Pixabay

Hamburg, 29.10.2019 (pkl).

Telematik ist nicht mehr nur ein wertvolles Werkzeug zur Optimierung von Prozessen, sondern in vielen Bereichen die Grundlage der Digitalisierung – das „Ambrosia“ eines modernen Betriebs. Doch was ist abseits dieser betrieblichen Anwendung? Dort, wo keine Staplerflotten koordiniert, Lkw-Routen optimiert, Auftragsabwicklungen dokumentiert, Maschinenwartung automatisiert werden müssen?

Besonders Oldtimer werden zum Diebstahlschutz mit Telematik-Systemen nachgerüstet. Generell sind Connected-Car-Technologien für Bürger am interessantesten, wenn sie die Sicherheit erhöhen. Bild: Frank Albrecht/Unsplash

Vor gerade einmal zehn Jahren war Telematik in vielen Betrieben noch ein Fremdwort. Erfuhr man von den damaligen teils noch sehr begrenzten Möglichkeiten, so wurden diese Systeme gerne als Spielzeug abgetan. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich Betriebe den enormen Vorteilen von durch Telematik vernetzten Prozessen nicht mehr entziehen konnten. Die Technologie entwikkelte sich vom Spielzeug zum Werkzeug. Sie ist wettbewerbsentscheidend und nicht selten unvermeidlich, um gesetzliche Vorgaben erfüllen zu können.

Vom Betrieb in die Garage

Auch wenn Telematik weit über das Fuhrparkmanagement hinausgeht, so ist die Vernetzung von Fahrzeugflotten noch immer eine ihrer Kerndisziplinen. Auch Privatanwender kommen täglich mit Connected-CarTechnologien in Berührung. Häufig jedoch ohne es zu wissen, wie eine Kantar-Studie¹ zeigt: 47 Prozent der Konsumenten wissen nicht, dass ihr Auto bereits als Connected Car klassifiziert wird. Noch interessanter ist, dass die sogenannte „Connectivity“ des Fahrzeugs dementsprechend auch beim Kauf nur eine absolut untergeordnete Rolle spielt. Nur elf Prozent der Käufer sehen dies als entscheidende Eigenschaft. Wichtigere Kriterien sind Sicherheit (47 Prozent), Kraftstoffverbrauch (43 Prozent), Marken-Image (38 Prozent) und Fahrzeug-Design (34 Prozent). Laut der Studie hängt der Erfolg von Connected-CarFunktionen primär von ihrem Nutzen ab und davon, dass diese auch gut erklärt sind. So sind potenziell Funktionen zur Erhöhung der Sicherheit und Verbesserung der Fahrweise von Interesse.

Der vernetzte Oldtimer

Fahrzeug-Telematik für die private Nutzung ist bei den Konsumenten also noch nicht angekommen, es sei denn, sie ist für ihre absoluten Lieblingsstücke. Als Nachrüstlösung ist Telematik als Diebstahlschutz insbesondere für Oldtimer eine willkommene Investition. Kein Wunder, denn noch 2017 verursachte Fahrzeugdiebstahl einen Schaden von 324 Millionen Euro². Telematik kann eine unauffällige Lösung zur exakten Ortung des Fahrzeugs oder Warnungen beim unautorisierten Verlassen eines selbstgewählten Bereichs – Stichwort Geofencing – sein und enorm beim Auffinden bzw. bei der Rückführung des Fahrzeugs unterstützen.

DIY Internet of Things (IoT)

Baukasten-Systeme für individuelle IoT-Anwendungen erfreuen sich steigender Beliebtheit. Das funktioniert folgendermaßen: Der Telematik-Anbieter stellt das hochmodulare Grundsystem und man selbst baut sich eine eigene Software für den gewünschten Anwendungsfall. Zwar geschieht dies größtenteils per Drag and Drop, dennoch ist auch bei der Programmierung häufig noch Übung gefragt. Es bleibt jedoch nicht bei der Software alleine, denn auch die Hardware wird – teilweise beim selben Anbieter – als fester Bestandteil des Angebots vertrieben oder ist über verschiedenste andere Onlineshops erhältlich. Allerhand Sensoren, Motoren oder auch kleine Kameras lassen sich so zusammenschließen und für das eigene IoT-Projekt nutzen.

Der Raspberry Pi (auf dem Bild in Version 4B) ist ein aufs Nötigste reduzierter Computer, welcher die Grundlage für Millionen individueller IoT-Projekte bildet. Bild: reichelt elektronik GmbH & Co. KG

 

Eine Himbeere für das Smart Home

Wer seine private IoT-Bastelei auf die Spitze treiben will, hört früher oder später von einer ganz bestimmten Hardware-Plattform: Raspberry Pi. Die kleine Platine ist ein Mini-Computer mit verschiedenen Anschlüssen und Grundfunktionen. Sie kommt nicht im fancy Alu-Gehäuse daher oder macht IoT mit simplem Plug und Play zum Selbstläufer. Nein, das Gerät wirkt wie frisch aus dem PC gerupft – und womöglich ist dies auch ein Teil der Motivation und Faszination. Es braucht Fachwissen und die Bereitschaft, stundenlang über die Werkbank gebeugt die eigene TelematikLösung zusammenzufriemeln. Das Know-How stellen etliche OnlineCommunities bereitwillig zur Verfügung. Man hilft sich geduldig bei der kleinsten Programmierung, Verlötung und Verkabelung. Dadurch lässt sich beispielsweise ein ganz individuelles Smart-Home-System zusammenstellen, mit Sensoren zur Temperaturüberwachung, Schließmechanismen für Vorhänge, Überwachungskameras mit Bewegungsauslösern, LEDs mit individuellen Lichtstimmungen entsprechend des Zimmers und der Tageszeit etc. Die Möglichkeiten wirken nahezu grenzenlos und stetig erscheinen neue Sensoren und Controller, um noch einen weiteren Quadratmeter Wohnfläche zu vernetzen. Zwar sind nur etwa elf Prozent der Bevölkerung³ intensive Nutzer derart komplexer Smart-Home-Systeme. Der Teil der Bevölkerung, der grundlegende Smart-Home-Systeme nutzen möchte oder an diesen interessiert ist, beträgt jedoch beeindruckende 74 Prozent. Was früher vielleicht einmal selbstgebaute Möbel waren, ist heute zunehmend das vernetzte Eigenheim.

Mein Hund spricht Binär

Haustiere sind etwas Wundervolles. Umso schlimmer, wenn der geliebte Vierbeiner bei der Jagd nach dem nächsten Schmetterling oder aufgrund einer frischen Fährte ausbüxt. Tierbesitzer, denen dies bereits passiert ist, würden sich vermutlich freuen, in solchen Fällen einfach auf dem Smartphone verfolgen zu können, wo das eigene Tierchen gerade herumstreunert. Da Ortungssender heutzutage klein genug sind, um problemlos an ein Hundehalsband zu passen, ist die technische Grundlage bereits vorhanden und immer mehr Anbieter steigen in diesen lukrativen Markt ein. Denn Tierbesitzer sind nachweislich sehr zahlungsfreudig: 4,9 Milliarden Euro Umsatz verzeichnete die Heimtierbranche im vergangenen Jahr⁴.

Quellen: ¹ Studie: „Connected Car 2018“ von Kantar Deutschland / ² Untersuchung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) / ³ Studie: „Smart Home Monitor 2019“ von der SPLENDID RESEARCH GmbH / ⁴ Studie: Deutscher Heimtiermarkt 2018 vom Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) e. V. und dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e.V

 

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