Bessere Lage, aber vorsichtigere Erwartungen in der deutschen Logistikwirtschaft

Bremen, 15.12.2014.

Das Konjunkturklima in der deutschen Logistikwirtschaft hat zum Jahresende weiter nachgegeben. Maßgeblich hierfür ist, dass die Erwartungen für das kommende Jahr - vor allem in Reaktion auf die weiterhin schwelenden geopolitischen Risiken - gegenüber dem Vorquartal abermals zurückgenommen wurden. Demgegenüber wird die Lage im laufenden Quartal etwas günstiger eingeschätzt als noch vor drei Monaten. Dies geht aus der jüngsten Erhebung (Novem-berbefragung) zum Logistik-Indikator hervor, den das Institut für Weltwirtschaft im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) ermittelt. 

Der Gesamtklimaindikator gab gut vier Punkte auf jetzt 120,5 Zähler ab. Einem Anstieg der Lageeinschätzung um 2,6 auf 130 Punkte steht ein Rückgang der Erwartungen für die Entwicklung in den nächsten 12 Monaten um 11,5 auf 111 Zählern gegenüber. Mit fast 7 Punkten gab das Klima auf der Anbieterseite (Logistikdienstleister) etwas stärker nach als bei den Logistikanwendern in Industrie und Handel (Rückgang um gut 2 Punkte). Insgesamt zeigen die Ergebnisse - alle Teilindikatoren liegen weiterhin oberhalb der neutralen 100er-Marke - eine aufwärts gerichtete Entwicklung an. Ähnlich wie in der Gesamtwirtschaft belasten die globalen Krisenherde derzeit akut die Geschäftsaussichten. Es sind somit exogene Belastungsfaktoren und keine zyklischen oder strukturellen Momente, die derzeit einer stärkeren Expansion im Wege stehen. Dementsprechend rechnen beide Marktseiten am aktuellen Rand mit einer praktisch unveränderten Geschäftsaktivität zum Jahresauftakt (neutrale Geschäftstendenz).

Die Logistikdienstleister haben bei nahezu unveränderter Lageeinschätzung (134,2 Punkte) ihre Erwartungen um 14 Punkte auf nunmehr 113,5 Zähler zurückgenommen. Dies ist der niedrigste Wert seit 18 Monaten. Während sich die Aussichten für bessere Geschäfte im nächsten Jahr merklich neutralisiert haben, werden die Pläne zur Kapazitätserweiterung offenbar nicht in gleichem Maße angepasst. Die Einstellungsbereitschaft konnte sogar leicht zulegen. Dies deutet darauf hin, dass die Befragten in der ruhigeren Gangart eine vorübergehende Erscheinung sehen.

Ähnlich deutlich klaffen auf der Anwenderseite die Lageeinschätzung - diese konnte um fast fünf auf nunmehr 125,7 Punkte zulegen - und die 12-Monatserwartungen auseinander (Rückgang um 9,1 auf 108,4 Zähler). Auch hinsichtlich der Erwartungskomponenten zeigen sich Parallelen. Deutlichen Abschlägen bei der erwarteten Logistikaktivität stehen robuste Kapazitätsplanungen gegenüber.

Befragt zu den Chancen für Ergebnisverbesserungen (Umsatzsteigerung bzw. Kostensenkung), dominieren auf beiden Marktseiten die Möglichkeiten, die sich aus einer verstärkten Kooperation entlang der Wertschöpfungsketten bieten (62 Prozent der Anbieter und 73 Prozent der Anwender zählen dies zu den beiden wichtigsten Treibern im nächsten Jahr). Es folgen Chancen aus dem Onlinehandel (41 bzw. 46 Prozent) sowie Einsparpotenziale in Einkauf und Beschaffung (38 bzw. 41 Prozent). Im Kontrast zu dieser einmütigen Sicht stellen Digitalisierung bzw. Industrie 4.0 nur für die Anbieterseite einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar (43 Prozent gegenüber 16 Prozent).

Auch hinsichtlich der größten Risiken sind sich die Befragten beider Marktseiten weitgehend einig. Die größte Gefahr für den Geschäftserfolg droht demnach im nächsten Jahr von globalen Krisenherden (60 Prozent der Anbieter bzw. 70 Prozent der Anwender sehen darin einen der beiden wichtigsten Risikofaktoren). Während die schwelende Eurokrise (46 Prozent gegenüber 32 Prozent) sowie die Personalkostenentwicklung (41 Prozent gegenüber 30 Prozent) vor allem den Logistikdienstleistern als Bedrohung erscheint, wird der Zustand der Verkehrsinfrastruktur von den Befragten aus Industrie und Handel mit 51 Prozent am zweithäufigsten als Risikofaktor genannt (gegenüber 35 Prozent bei den Logistikdienstleistern).

 

Quelle: Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V.

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