Zukunft der Nutzfahrzeuge: Wann kommen die autonomen Transporte?

Das autonome Elektrofahrzeug „Vera“ von Volvo Trucks. Bild: Petter Berg/Volvo Trucks

Hamburg, 04.12.2023 (pkl).

Mit dem sich immer weiter auswachsenden Mangel an Lkw-Fahrerinnen und -Fahrern, den steigenden Warenströmen und natürlich der Verschärfung des Klimawandels könnten autonome E-Lkw direkt zwei massiven Problemen entgegenwirken. Doch das Thema, welches seit Jahren bereits immer wieder angesprochen wird, scheint nicht spürbar voranzukommen. Wie weit sind autonome Fahrzeuge, wo liegen die größten Herausforderungen und inwieweit sollte man mit dieser neuen Technologie planen? 

Das vierjährige Pilotprojekt MODI erprobt autonome Transport-Fahrten zwischen Hafen und Autobahn. Bild: HPA

Um eine Sache direkt zu klären: Der Eindruck täuscht, denn die Technologie des autonomen Fahrens geht voran. Man muss sich nur der Tatsache bewusstwerden, was für eine immense Verantwortung mit autonomen Fahrzeugen einhergeht, um zu begreifen, weshalb man zu keinem Zeitpunkt voranpreschen sollte. Ein Risiko im Straßenverkehr ist fast nie nur ein individuelles. Es ist immer auch eine Gefahr für alle anderen Beteiligten. Deswegen ist die Forschung vorsichtig, aber nicht untätig.

Autonom von der A7 zum Hafen

Aktuellstes Beispiel ist das europäische MODI-Projekt, bei dem verschiedene praktische Tests zur Erprobung autonomer Lkw realisiert und übergreifend eine Optimierung bestehender Logistikketten erreicht werden soll. Involviert sind 34 namhafte Partner-Unternehmen wie zum Beispiel Volvo, DAF, Maersk, Einride und Gruber Logistics. In Deutschland beteiligt sich auch die Stadt Hamburg an diesem Vorhaben, genauer gesagt der Hamburger Hafen. In drei Jahren sollen dort mindestens zwei Lkw autonom von der A7 bis zum Containerhafen der Hansestadt fahren. Hamburg profitiert dabei von den Bemühungen im Zuge des ITS-Verkehrskongresses im Jahr 2021, zu welchem die Hamburger Straßen weitreichend digitalisiert wurden. Zudem besteht mit der Teststrecke für automatisiertes und vernetztes Fahren (TAVF) auch die technologische Infrastruktur, um Fahrzeuge ihr Umfeld erfassen zu lassen und auch mit dieser zu kommunizieren.

Tests von fünf konkreten Anwendungsfällen

Die EU bezuschusst das vierjährige MODI-Projekt mit 23 Millionen Euro. Neben dem Test in Hamburg erfolgt unter anderem noch ein äußerst spannender Test zwischen den Niederlanden und Norwegen. Hier sollen Lkw auf der Autobahnstrecke zwischen Rotterdam und dem norwegischen Moss fahren und dabei vier Grenzen passieren.

Insgesamt konzentriert sich MODI auf fünf konkrete Anwendungsfälle im Logistik-Sektor mit autonomen Fahrzeugen:

  • Lokaler Hafenverkehr,
  • Verbindung von Autobahn zum Hafen,
  • Hub-to-Hub-Verkehr
  • Verkehr vom EU-Grenzübergang zum Hafen
  • Autobahnverkehr auf ausgewiesenem Korridor für autonome Fahrzeuge

 

Keine Zukunftsmusik mehr

Autonome bzw. vollautomatisierte Fahrzeuge befinden sich auch schon im praktischen Einsatz. Bekanntes Beispiel ist „Vera“ – ein autonomes Elektrofahrzeug von Volvo Trucks, das über eine Leitzentrale gesteuert und überwacht wird. Vera verursacht deutlich geringere Abgasemissionen und arbeitet mit niedrigem Geräuschpegel. Bei dem Fähr- und Logistikunternehmen DFDS wird es Waren von einem Logistikzentrum zu einem Hafenterminal in Göteborg transportieren. Auch andere Fahrzeughersteller forschen viel in diesem Bereich. Daimler arbeitet hierfür mit der eigenen Tochtergesellschaft Torc Robotics und Waymo, einem Google-Unternehmen, zusammen. Die Unternehmen konzentrieren sich in diesem Verbund auf den Hub-to-Hub-Einsatz, also den Verkehr zwischen Verteilerzentren.

Autonome Serien-Lkw bis 2030

Auch MAN ist in diesem Bereich stark aufgestellt und hat mit dem Hamburger Hafen sogar ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt vorzuweisen. Bei dem Pilotprojekt mit dem Namen „Hamburg TruckPilot“ wurde ein automatisierter Lkw im Containerumschlag auf dem Container-Terminal Altenwerder getestet. MAN geht davon aus, dass bis 2025 derartige Projekte bei weiteren Kunden realisiert werden. Bis 2030 erwartet man, autonome Lkw als Serienlösung anbieten zu können.

Das enorme Potenzial autonomer Fahrzeuge ganz konkret im Gütertransport wird auch in einer Studie des Beratungsunternehmens Berylls hervorgehoben, bei dem diese Technologie als die „Killer-Anwendung der autonomen Fahrtechnologie“ und als der „ultimative Game-Changer für die gesamte Lkw-Branche“ bezeichnet wird. Die Expert:innen von Berylls errechnen massive Kosteneinsparungen beim Einsatz autonomer E-Lkw. Über die Hälfte der laufenden Kosten eines Trucks könnten eingespart werden. Berylls inkludiert in der Gesamtrechnung dabei unter anderem die steigenden Spritpreise, Gehalt für die fahrende Person, sowie Versicherungskosten. Berylls betont in seiner Studie zudem explizit den Wert von E-Lkw im Zuge des Klimawandels und wie wichtig es ist, von fossilen Energieträgern wegzukommen.

Die Herausforderung bei elektrischen Lkw

Elektromobilität ist in bestimmten Bereichen fast schon Normalität geworden. Insbesondere der urbane Raum ist aufgrund kürzerer Strecken und guter Infrastruktur prädestiniert für E-Mobilität, die daher gerade hier rasant Einzug hält. Mit elektrischen Autos, Rollern, Scootern und Fahrrädern entsteht zusammen mit dem ebenfalls zunehmend elektrischen öffentlichen Nahverkehr ein Mobilitätsmix, welcher die Schadstoffbelastung in den Städten herunterfährt.

Bei elektrischen Fahrzeugen gibt es jedoch ein großes „Aber“: Die Infrastruktur insgesamt. Damit elektrische Lkw im Fernverkehr einen ähnlichen Erfolg verbuchen können, wie kleine und mittlere Nutzfahrzeuge im urbanen Raum, braucht es Lademöglichkeiten und gerade hier gibt es insbesondere in Deutschland noch viel Raum für Kritik, da der Ausbau nur schleppend erfolgt. Zwar gibt es immer wieder Käufe vereinzelter elektrischer Lkw, die dann Imagefördernd in die Presse getragen werden. Ein großer Absatz dieser Fahrzeuge erfolgt jedoch noch nicht. In Deutschland sprechen wir bei elektrisch aufladbaren Lkw von einem Marktanteil von etwa 0,6 Prozent. Wenig zuträglich ist hierbei natürlich, wenn auf politischer Ebene ein Festhalten an obsoleter Technologie als „Technologieoffenheit“ verkauft wird. Wichtiger wäre es, ein klares Commitment für den dringend notwendigen Fortschritt zu zeigen und nicht den nächsten Zukunftsmarkt zu verschlafen.

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