"Vision URBANETIC": Autonomer Konzept-Van kombiniert Personen- und Gütertransport

Der Mercedes-Benz Vision URBANETIC mit "People-Mover-Modul". Bild: Daimler

Kopenhagen (DK), 11.09.2018.

Mit dem Vision URBANETIC präsentiert Mercedes-Benz Vans in Kopenhagen ein neues Mobilitätskonzept, das weit über bisherige Ideen rund um autonome Fahrzeuge hinausgehen soll. Der Vision URBANETIC hebt die Trennung von Personenbeförderung und Gütertransport auf. 

Mit dem Cargo-Modul kann der Vision URBANETIC zur Güterbeförderung eingesetzt werden. Bild: Daimler

Der Vision URBANETIC ermöglicht eine bedarfsgerechte, nachhaltige und effiziente Beförderung von Personen und Gütern – und erfüllt die Bedürfnisse von Städten, Unternehmen unterschiedlichster Branchen sowie Reisenden und Pendlern auf innovative Weise. Das Konzept reduziert die Verkehrsströme, entlastet innerstädtische Infrastrukturen und trägt zu einer neuen urbanen Lebensqualität bei.

Als Teil einer holistischen Systemlösung greift der Vision URBANETIC die urbanen Herausforderungen der Zukunft auf und bietet innovative Lösungen an. Das visionäre Konzept basiert auf einem autonom fahrenden, elektrisch betriebenen Chassis, das unterschiedliche Wechselaufbauten für die Personenbeförderung oder den Gütertransport tragen kann. Als Ride-Sharing-Fahrzeug kann der Vision URBANETIC bis zu zwölf Passagiere befördern, im Cargo-Modul können bis zehn EPAL-Paletten transportiert werden. Bei einer Fahrzeuglänge von 5,14 Meter wurde eine Laderaumlänge von 3,70 Meter realisiert. Zudem integriert das Konzept eine IT-Infrastruktur, die in Echtzeit Angebot und Nachfrage in einem definierten Mobilitätsraum analysiert. Daraus resultiert eine autonom fahrende Flotte, deren Routen flexibel und effizient auf Basis des aktuellen Beförderungsbedarfs geplant werden. All dies macht den Vision URBANETIC zu einem bahnbrechenden Konzept für die urbane Mobilität der Zukunft.

Doch der Vision URBANETIC geht noch einen Schritt weiter. Dank Vollvernetzung, Auswertung lokaler Informationen und einer intelligenten Steuerung kann das System nicht nur aktuelle Bedarfe analysieren, sondern auch daraus lernen. So ist es in der Lage, zukünftige Bedarfe zu antizipieren und darauf zu reagieren. Damit können Prozesse optimiert und beispielsweise Warte- oder Lieferzeiten verkürzt und Staus vermieden werden. So erkennt das Gesamtsystem über die Datenerfassung im Vehicle Control Center beispielsweise eine Menschengruppe in einem gewissen Bereich. Es kann daraufhin proaktiv Fahrzeuge dorthin schicken, um den gesteigerten Bedarf direkt abzufangen und diesen schnell und effizient zu bedienen. Das System kann also flexibel reagieren und basiert nicht auf starren Routen oder festen Fahrplänen.

Vollvernetzt und Teil eines umfassenden Ökosystems

Mit dem Vision URBANETIC verfolgt Mercedes-Benz Vans ein ambitioniertes Ziel: auf einer nahezu unveränderten Straßeninfrastruktur sollen mehr Personen und Güter mit weniger Fahrzeugen befördert werden, um Innenstädte zu entlasten, CO2-Emissionen zu reduzieren und gleichzeitig kontinuierlich wachsende Mobilitätsanforderungen und Kundenwünsche zu erfüllen. In letzter Konsequenz würde dies eine neue Lebensqualität in den Innenstädten ermöglichen: mit flexiblem und komfortablen Personenverkehr, effizientem und nachhaltigem Gütertransport, deutlich geringeren Schadstoff- und Lärmemissionen sowie deutlich mehr Freiraum für städtebauliche Gestaltung.

Als vollvernetztes Fahrzeug ist der Vision URBANETIC daher Teil eines Ökosystems, in dem sowohl Logistik-Unternehmen als auch Nahverkehrsunternehmen und Privatkunden ihre Mobilitätswünsche im urbanen Raum digital übermitteln. Dies eröffnet neue Möglichkeiten für die Nutzung von Ressourcen. Verschiedene Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen können ihren Transportbedarf für eine definierte Zeit und einen definierten Ort hinterlegen. Der Vision URBANETIC bündelt diese Bedarfe und erfüllt sie mit einer hoch flexiblen Flotte.

Zwei Wechselmodule für Personen und Güter

Um dieses Maß an Flexibilität zu erreichen, ist der Vision URBANETIC je nach Einsatzzweck mit unterschiedlichen Wechselaufbauten ausgestattet. Als Ride-Sharing-Fahrzeug mit People-Mover-Aufsatz bietet der Vision URBANETIC bis zu zwölf Passagieren Platz. Der Wechsel der Module erfolgt automatisiert oder alternativ manuell und dauert im automatisierten Ablauf nur wenige Minuten. Die Voraussetzung dafür schafft eine autonom fahrende Fahrplattform, auf der die jeweiligen Aufbauten verankert werden. In dieser sind alle Fahrfunktionen untergebracht, so dass das autonome Chassis auch ohne Aufbau zum nächsten Einsatzort gelangen kann. Ein Höchstmaß an Sicherheit garantieren redundante Komponenten für alle relevanten Aktionen wie Lenken, Bremsen oder Beschleunigen.

Das Cargo-Modul dient als klassischer Lastenträger. Dank seines flexibel einsetzbaren Ladebodens kann es in zwei Ebenen unterteilt werden und bis zu zehn EPAL-Paletten transportieren. Das Laderaumvolumen liegt bei 10 m3, die maximale Zuladung bei ca. einer Tonne. Alternativ lässt sich das Fahrzeug mit vollautomatisierten Regalsystemen ausstatten und kann als mobile Paketstation zur Auslieferung auf der letzten Meile genutzt werden. Darüber hinaus sind weitere Einsatzmöglichkeiten denkbar, da das Konzept mit unterschiedlichsten Aufsätzen für weitere Branchen und Zwecke ausgerüstet werden kann.

Mehr Freiraum für die Innenraumgestaltung

Dank der autonomen Steuerung des Vision URBANETIC auf Level 5-Niveau – dem vollautomatisierten Fahren – verringern sich die Betriebskosten, während die Betriebsdauer steigt. Mit Ausnahme der Ladezeiten für den batterieelektrischen Antrieb sowie bei Wartungsstopps kann jedes Fahrzeug an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr genutzt werden. Somit werden beispielsweise im Personennahverkehr Transportlösungen rentabel, die mit einem Fahrer nicht wirtschaftlich zu betreiben wären. Zugleich gibt das Konzept eine Antwort auf eine immer größer werdende Herausforderung zum Beispiel in der Paketbranche: den Fahrermangel. Schon heute können Unternehmen Fahrerstellen nur sehr schwer oder gar nicht besetzen. Vor diesem Hintergrund kürte ein deutsches Fachmagazin „Fahrermangel“ zum Logistik-Wort des Jahres 2017.

Der Wegfall des Fahrerarbeitsplatzes schafft zudem Freiraum für die Innenraumgestaltung. Lenkrad, Pedale, Armaturentafel und das gesamte Cockpit gehören der Vergangenheit an. Der frei gewordenen Raum lässt sich für zusätzliche Passagiere oder ein höheres Gütervolumen nutzen.

Auf dem Werksgelände oder frei in der Innenstadt

Die Systemarchitektur des autonom fahrenden Vision URBANETIC sorgt dafür, dass die Routen des Vision URBANETIC anhand von Echtzeitverkehrsinformationen permanent angepasst werden, auch das Flottenmanagement für die Betreiber erfolgt als Teil dieses IT-Systems. Der Einsatz ist in abgegrenzten Bereichen wie einem Werks- oder Flughafengelände, aber auch im Straßenverkehr denkbar.

Der Elektroantrieb des Vision URBANETIC ermöglicht lokal emissionsfreie Mobilität und macht ihn somit zum perfekten Fahrzeug für Innenstädte und Zentren, in denen teilweise gesetzliche Restriktionen herrschen. Zudem eröffnet der nahezu lautlose Elektroantrieb auch neue Optionen in der Spät- oder Nachtzulieferung und bietet daher große wirtschaftliche Potenziale.

Vertrauen schaffen durch aktive Kommunikation mit der Außenwelt

Viele Menschen reagieren auf autonome Fahrzeuge noch mit einer gewissen Skepsis. Um dem zu begegnen, geht der Vision URBANETIC besonders mit dem People-Mover-Aufbau einen neuen Weg. Über verschiedene Kamera- und Sensorsysteme nimmt das Fahrzeug seine Umgebung vollumfänglich wahr und kommuniziert aktiv mit ihr. Fußgänger, die vor ihm die Straße überqueren, werden durch das großzügige Display in der Fahrzeugfront mittels speziellen Animationen informiert, dass sie wahrgenommen wurden.

Ein weiteres Highlight ist das digitale Shadowing im Bereich der Seitentür. Mehrere hundert Leuchteinheiten signalisieren den sich nähernden Personen, dass sie erkannt wurden und so werden Konturen schemenhaft auf der Außenhülle dargestellt. Quelle: Daimler AG

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