TPMS-Pflicht gemäß UN ECE R 141: Was erfasst werden muss und welche Vorteile entstehen

Der korrekte Reifendruck erhöht die Sicherheit von Fahrer:in, Fahrzeug und Verkehr, verringert den Kraftstoffverbrauch und Reifenverschleiß und schont die Umwelt. Bild: shutterstock/lassedesignen

Hamburg, 12.04.2024 (pkl).

Die TPMS-Pflicht greift ab Juli 2024 auch für alle neu zugelassenen Trailer und schweren Nutzfahrzeuge. Mit dieser Pflicht gehen jedoch auch Chancen einher, denn RDKS-Systeme digitalisieren die Flotte in diesem sehr konkreten Einsatzbereich – eine hervorragende Gelegenheit, das digitale Flottenmanagement auszuweiten oder überhaupt erst einzuführen. In unserem Titelthema erklären wir die nun einsetzende Pflicht, welche Datenerfassung stattfinden muss und welche Gelegenheit sich damit für Flottenbetreibende ergibt.

Ab Juli 2024 müssen alle neu zugelassenen Nutzfahrzeuge wie Lkw und Busse sowie Trailer mit einem Reifendruckkontrollsystem ausgestattet sein. Bild: pixabay

Ab Juli 2024 müssen alle neu zugelassenen Nutzfahrzeuge wie Lkw und Busse sowie Trailer mit einem Reifendruckkontrollsystem ausgestattet sein. Das ergibt sich aus der EU-Verordnung UN ECE R 141, die bereits seit Juli 2022 für alle neuen Fahrzeugtypgenehmigungen gilt. Durch diese Regelung soll die Sicherheit und Effizienz des Straßenverkehrs erhöht werden, indem der Reifendruck ständig überwacht und rechtzeitig angepasst werden kann.

Ein RDKS, auch TPMS (Tire Pressure Monitoring System) genannt, ist ein elektronisches System, das den Reifendruck in Echtzeit erfasst und auswertet. Es besteht aus Sensoren, die an jedem Rad angebracht sind, und einem Empfänger, der die Daten an das Fahrzeugterminal oder ein anderes verbundenes Display im Fahrerhaus senden muss. Die Regelung sieht vor, dass bei einem Druckverlust von mehr als 20 Prozent oder einer Fehlfunktion des Systems der/die Fahrer:in innerhalb von zehn Minuten eine Warnung erhalten muss. Ein Reifendruckregelsystem muss den Reifendruck bei einer Abweichung von fünf Prozent innerhalb von zehn Minuten automatisch wieder ausgleichen. Die Daten vom Reifen können dabei per Kabel oder auch drahtlos übertragen werden.

Die Notwendigkeit von RDKS

Ein korrekter Reifendruck ist entscheidend für die Sicherheit von Fahrer:in, Fahrzeug und Verkehr, den Kraftstoffverbrauch, den Reifenverschleiß und die Umwelt. Ein zu niedriger Reifendruck erhöht das Risiko von Reifenplatzern, da aufgrund der stärkeren Reibung die Temperatur gefährlich steigt. Zudem vermindert sich die Bremsleistung, der Rollwiderstand vergrößert sich und die CO₂ Emissionen steigen. Selbstverständlich erhöht sich dadurch auch der Spritverbrauch. Ein zu hoher Reifendruck verringert die Bodenhaftung, verschlechtert den Fahrkomfort und die Reifenhaltbarkeit.

Direkte Datenerfassung im Reifen

Direkte RDKS-Systeme messen den Reifendruck mit Sensoren, die im Reifen oder an der Felge montiert sind. Die Werte aus diesen Systemen sind präzise und zuverlässig. Zwar gibt es auch indirekte Messungen, bspw. wenn über Daten im ABS-System der Reifenzustand errechnet wird, jedoch sind diese für die neue Regelung irrelevant.

Tragweite der UN ECE R 141

Die neue EU-Verordnung basiert auf der UN ECE R 141Regelung, die ein RDKS erstmals auch für Trailer vorschreibt. Die UN ECE ist ein Regelwerk der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa, das auch über die Grenzen der EU hinaus gültig ist. Von der Regelung betroffen sind beispielsweise auch Russland, Türkei, die osteuropäischen Staaten, Großbritannien, Australien oder auch Südafrika. Die Verordnung sieht vor, dass ab Juli 2022 alle neuen Fahrzeugtypgenehmigungen und ab Juli 2024 alle neu zugelassenen Nutzfahrzeuge und Trailer mit einem RDKS ausgestattet sein müssen.

Ausstattung für Werkstätten und Flotten

Um den neuen Anforderungen gerecht zu werden, müssen Werkstätten und Flottenbetreibende ihre Serviceangebote und Ausstattung entsprechend anpassen. RDKS-Sensoren müssen installiert, geprüft und dokumentiert werden. Dafür gibt es spezielle Servicegeräte, die sowohl für Pkw als auch für Nutzfahrzeuge geeignet sind. Ein Beispiel ist das TPMS Pro von Continental, das mit dem TPMS Update Plus Transport erweitert werden kann, um bis zu 26 Räder pro Nutzfahrzeug speichern und verwalten zu können.

Der Zeitpunkt für Telematik

Auf die neue Regelung bereiteten sich nicht nur die Reifenhersteller vor, sondern auch die Telematik-Unternehmen. In einer modernen Flotte ist die Digitalisierung gang und gäbe und ein Inselsystem zur Reifendruckkontrolle würde die Prozesslandschaft unnötig verkomplizieren. Hinzu kommt, dass eventuelle Warnmeldungen zu Reifen und der dadurch verbundene Handlungsbedarf nicht nur für Fahrerin oder Fahrer wichtig sind, sondern auch beispielsweise für die Disposition. Fahrten werden sich bestenfalls verzögern, schlimmstenfalls ausfallen. Darauf kann jedoch frühestmöglich reagiert werden, wenn Disponent:innen in Echtzeit von diesen Warnungen erfahren und entsprechend umplanen können. Telematik-Unternehmen bauen RDKS-Features daher bereits in ihre Flottenmanagementsysteme ein, um diese Daten nahtlos einzubinden und beispielsweise auch für die Predictive Maintenance – also die vorrausschauende Wartung – zu verwenden und damit die Uptime der Flotte zu erhöhen. In Verbindung mit einem umfassenden Telematik-System ist die UN ECE R 141 also mehr Gelegenheit als Pflicht und Flottenbetreibende sind gut damit beraten, ihre Vorteile daraus zu ziehen.

Podcast zur TPMS-Pflicht für Lkw und Trailer

 

TOPLIST der Telematik

Die Einführung der RDKS-Pflicht für Nutzfahrzeuge und Trailer ist eine wichtige Maßnahme, um Unfälle zu reduzieren und den Treibstoffverbrauch und die Umweltbelastung zu verringern. Sie bringt aber natürlich auch Aufwand, Herausforderungen und Kosten für Werkstätten und Flottenbetreibende mit sich. Mit den richtigen Lösungen können sie jedoch von den Vorteilen von RDKS profitieren und diese mit einer kombinierten Telematik-Lösungen sogar noch deutlich ausbauen.

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