Mobile Lösung soll Vielsitzer vor Rückenschmerzen bewahren

Der 8sensor lässt sich sowohl in Alltags- und Sportkleidung integrieren. Bild: EurA AG

Rosenheim, 16.10.2017.

Ralf Seeland und Christoph Tischner haben mit ihrem Start-up 8sense einen Rückensensor entwickelt, der die Haltung und Bewegung erfassen und analysieren kann. Sie wollen damit das Volksleiden „Rückenschmerzen durch zu vieles Sitzen“ in den Griff bekommen.

Dashboard der 8sense App: Je gesünder seine Positionsänderungen oder Übungen für den Rücken, desto mehr Back Points (Bonuspunkte) erhält der User. Bild: EurA AG

Laut Statistik sitzt der moderne Büromensch bis zu zwölf Stunden am Tag. Das ist eine enorme Belastung für seine Wirbelsäule, seine Muskeln und seine Gesundheit insgesamt. In den USA heißt es schon: „Sitzen ist das neue Rauchen“. Das US-Department of Labor schreibt sogar „Die Arbeit, die das größte Risiko für Gesundheitsschädigungen birgt, ist die am Schreibtisch“. Die Kombination aus Stress und statischer Bildschirmarbeit führen bei unzähligen Menschen zu Muskelverspannungen. Fast ein Drittel aller Deutschen leidet mittlerweile an wiederkehrenden Rückenschmerzen.

Kleiner als ein Feuerzeug, keine 70 Gramm schwer und trotzdem in der Lage, das Volksleiden Nummer 1 in Deutschland zu bekämpfen: So stellen es sich zumindest die Gründer von 8sense vor. Die beiden Wirtschaftsingenieure haben einen virtuellen Rücken-Coach entwickelt. Dieser besteht aus einem kleinen Sensor zum Anstecken an der Kleidung und einer Smartphone-Anwendung.

Es liegt eine gewisse Anspannung in der Luft im „Stellwerk18“, dem neuen Rosenheimer Gründerzentrum. „Es geht jetzt in die heiße Phase, unsere Crowdfunding-Kampagne startet in wenigen Wochen. Von der hängt ab, wie es mit 8sense weitergeht. Darum hat die Kampagne momentan die höchste Priorität für uns. Doch es ist oft schwer, alles andere einfach links liegen zu lassen“, sagt Ralf Seeland.

Sensor ermittelt Sitzposition

Herzstück der Start-up-Idee von 8sense ist ein kleiner Sensor, der sogenannte 8sense Clip. Dieser wird unauffällig hinten am Kragen zum Beispiel eines T-Shirts befestigt und erkennt die Haltung und Bewegung des Trägers in allen Lebenslagen. So auch die aktuelle Sitzposition im Büro. „Eine Besonderheit unseres Wearables ist das haptische Feedback“ erklärt Ralf Seeland. „Das heißt: Wenn jemand zu lange in einer starren Haltung verharrt, erinnert ihn der Sensor durch sanftes Vibrieren daran, seine Sitzposition zu verändern.“

Die persönlichen Daten und das tägliche Verhalten können über die dazugehörige 8sense App – wenn erwünscht sogar in Echtzeit - visualisiert werden. „Dieses Tool ist die Grundlage dafür“, da sind sich beide Gründer einig, „das eigene Verhalten überhaupt zu verändern“. „Denn nur wenn mir ein Problem bewusst ist, bin ich auch in der Lage, etwas zu ändern“ weiß Ralf Seeland. Dies sei auch der Grund, „warum wir unser Start-up 8sense genannt haben“. Der „8te Sinn“ sei sozusagen ein virtueller Coach und Begleiter.

Den Gründern geht es aber nicht nur um die Haltung. „Wir haben erkannt, dass wir das Thema Rückenleiden ganzheitlich angehen müssen“. Anhand der Informationen aus einer Vielzahl an Interviews mit Branchenexperten wurde die Produktstrategie mehrfach überarbeitet und angepasst. „Das ist manchmal sehr frustrierend, aber dennoch notwendig, damit man wirklich den Bedürfnissen des Marktes und den neusten wissenschaftlichen Standards gerecht wird. Nur so kann man auch 100% hinter einem Produkt stehen“, ist Christoph Tischner überzeugt.

Trainingsmodul hilft mit Übungen für den Rücken

So gibt es neben dem Alltagscoach neuerdings auch ein Trainingsmodul. Der smarte Coach schlägt wie bei anderen Sport-Apps passende Übungen vor. Ist der User gerade bei einem Physiotherapeuten in Behandlung, kann dieser eine Schnittstelle nutzen und eigene Trainingspläne anlegen. Auch beim Training kann der Sensor eingesetzt werden. Dieser erkennt die Übungen, erfasst sie automatisch und kann ein Echtzeit-Feedback zur - richtigen oder - falschen Ausführung geben. „Andere Sport-Apps individualisieren Trainingspläne größtenteils nur durch das subjektive Feedback ihrer User. Unser Coach passt das Training zusätzlich an das Alltagsverhalten an und lernt aus den erfassten Trainingsdaten, gegebenenfalls ergänzt durch die Eingaben eines begleitenden Physiotherapeuten“, erläutert Entwicklungschef Ralf Seeland.

Dabei muss Training nicht gleich Training sein. Seeland und Tischner sind vor allem auf die ins System integrierten kleinen Spiele und interaktiven Übungen fürs Büro und Zuhause stolz. Hat man bislang Spiele über verschiedene Tasten gesteuert, so geschieht das bei 8sense über die Bewegung des Körpers. So lässt sich das Nützliche mit Spaß verbinden.

Die Crowdfunding-Kampagne auf Kickstarter startet am 24. Oktober und wird insgesamt vier Wochen dauern.

(Quelle: EurA AG)

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