Mehr Transparenz im Fuhrpark: Transportbranche muss auf die Kostenbremse treten

Hamburg, 12.10.2009 (cve).

Unternehmen mit Fuhrpark bedienen sich zunehmend spezieller Telematik-Systeme / Anwendungen reduzieren Betriebskosten, straffen das Auftragsmanagement und erleichtern die Disposition. Kaum ein Fuhrparkmanager kommt heute noch ohne ein elektronisches Unterstützungssystem aus. Fahrzeug-Telematik lässt sich in bestehende Fuhrparkverwaltungsprogramme integrieren und kann so Arbeitszeit und Kosten im Unternehmen optimieren.

Kaum größer als eine Zigarettenschachtel ist der kleine Kasten, der im Fahrzeug versteckt eingebaut wird. In ihm sind auf kleinstem Raum ein Mikrocontroller, ein Bewegungssensor, ein Akku, ein GPS-Empfänger und ein GSM-Modul untergebracht. Außen am Gehäuse sind Schnittstellen für den Anschluss von GPS- und GSM-Antennen sowie der Bordelektronik (CAN-Bus) und an das Bord-Stromnetz angebracht.

Bordcomputer sammelt Fahrdaten, wertet diese bedarfsorientiert aus
Je nach Kundenwunsch kann der kleine Bordcomputer sämtliche Fahrdaten sammeln und diese in vorher eingestellten Zeitabständen über das GSM-Modul an das Verwaltungsprogramm des Fuhrparkmanagers schi-cken. Dort werden die Informationen des jeweiligen Fahrzeugs gesammelt und stehen für eine bedarfsorientierte Auswertung zur Verfü-gung. Durch die Erweiterung des Fuhrparkverwaltungsprogramms um eine digitale Landkarte kann zusätzlich die Position der einzelnen Fahrzeuge visualisiert werden. Praktisch jede Information über den Zustand des Fahrzeugs lässt sich, wenn vom Kunden gewünscht, abrufen. Dazu gehören beispielsweise die Ortung des Fahrzeugs (Aufzeichnung der Touren), der technische Zustand des Fahrzeugs (Kilometerstand, Öldruck, Drehzahl des Motors), das Fahrverhalten (z.B. Geschwindigkeit, Verlassen oder Befahren vorher definierter Zonen) und das Melden von Notsituationen (Vollbremsung, Unfall).

Verwaltung von Wartungs- und Reparaturarbeiten
Die erfassten Daten lassen sich in viele Fuhrparkverwaltungsprogramme integrieren und ermöglichen so eine bedarfsgerechte Planung von Wartungs- und Verschleißarbeiten für jedes Auto. Die Einsatzmöglichkeiten von Telematikanwendungen sind vielfältig. Zahlreiche Hersteller bieten individuelle, auf den Einsatzzweck des Kunden abgestimmte Lösungen an, die teilweise modular und skalierbar sind.

Gebietsüberwachung und Diebstahlschutz
Ein weiterer Einsatzbereich von Fuhrparktelematik ist die Gebietsüberwachung (Geofencing) und das Orten gestohlener Fahrzeuge (Stolen Vehicle Tracking - SVT). Mit Geofencing arbeiten beispielsweise Mietwagenunternehmen, die die Nutzung ihrer Wagen auf bestimmte Länder beschränken oder Autohäuser, die ihre Vorführwagen gegen Diebstahl absichern wollen. Bauunternehmen schützen Baumaschinen, Transportunternehmen Werttransporte vor Diebstahl, indem sie die geplante Route oder eine Großbaustelle mit einem "Geofence" sichern. In der Kartenapplikation wird dazu ein Gebiet definiert. Die regelmäßig vom überwachten Fahrzeug gesendeten GPS-Koordinaten werden permanent mit dem zugeordneten Gebiet abgeglichen und bei Verlassen oder Einfahren in das entsprechende Gebiet wird eine Meldung an den Fuhrparkmanager gesendet.

Bei Verdacht auf Diebstahl Stilllegung des Fahrzeuges
Das Telematikmodul kann so programmiert werden, dass bei einem Diebstahl der Fuhrparkmanager sofort per SMS, E-Mail oder Statusmeldung im Verwaltungsprogramm informiert wird (bspw. Alarmanlage geht an, Fahrzeug bewegt sich ohne Zündung, Zündung ohne Schlüssel, Batterie wird abgeklemmt). Das Fahrzeug lässt sich dann orten und es können Maßnahmen eingeleitet werden. Je nach Diebstahlschutz lässt sich aus der Ferne das Fahrzeug stilllegen. Dazu kann die Benzinzufuhr unterbrochen oder die Zündung ausgeschaltet werden.

Keine Missverständnisse gegenüber Kunden und Mitarbeitern
Durch die genaue Routen- und Standzeitendokumentation können Missverständnisse bei der Arbeitszeitabrechnung und der Abrechnung der Anfahrtskilometer ausgeräumt werden. Das erleichtert die Arbeit der Außendienstmitarbeiter, der Disposition und der Buchhaltung. Für die Kunden ist eine mit Hilfe der genauen Daten erstellte Abrechnung plausibel und nachvollziehbar. Die Einhaltung von Nutzungsvereinbarungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer können automatisch überprüft werden. Ob das Fahrzeug am Wochenende für private Zwecke bewegt wurde, lässt sich nachweisen und entsprechend mit dem Mitarbeiter genau abrechnen.

Sensibilisierung der Mitarbeiter, weniger Arbeit für Fuhrparkmanager
Durch das Erfassen von Service- und Betriebsdaten der Fahrzeuge kann das Fahrverhalten der Mitarbeiter sichtbar gemacht werden und Optimierungsmaßnahmen (Fahrertraining, Sprit-Spar-Training) gezielt den Fahrern angeboten werden. Durch das Aufzeichnen der Fahrdaten und des Fahrverhaltens tritt ein praktischer Nebeneffekt bei den Mitarbeitern ein: die Sensibilisierung der Mitarbeiter für das Dienstfahrzeug, die zu einer disziplinierten Fahrweise führt und dadurch die Gesundheit der Mitarbeiter schützen kann sowie Fahrzeugschäden und damit verbundene Kosten und Arbeit des Fuhrparkmanagers verringert.

Telematik-Anwendungen oft auch mit Fahrtenbuch
Durch die kontinuierliche Erfassung der Positionsdaten, der Kilometerangaben sowie des Starts und Stopps kann für jedes Fahrzeug, bei manchen Anbietern auch individuell für jeden Fahrer, ein Fahrtenbuch geführt werden, das die Vorgaben der Finanzämter erfüllt. Der Fahrer muss lediglich den Grund der Fahrt und die Fahrtart festlegen.

Sicherheit für Dienstwagenfahrer "BlackBox" (eCall) ab 2010
Für Dienstwagenfahrer könnte auch der Aspekt der Sicherheit interessant sein. Gekoppelt mit den Crashsensoren des Fahrzeugs wird automatisch bei einem Unfall von der Telematikbox sofort Hilfe angefordert. Dabei werden den Rettungsdiensten mit der Unfallmeldung die genauen Positionsdaten des verunglückten Fahrzeugs übermittelt. Nach den Vorstellungen der EU sollen ab 2010 für alle Neufahrzeuge ab Werk eine solche Hilfefunktion (eCall) angeboten werden.

Angebot der Versicherer "Pay as you drive"
Auch die Versicherer möchten den Einsatz einer "Blackbox" forcieren. Mit dem zurzeit noch in einigen europäischen Ländern getesteten Tarif "Pay as you drive" soll dem Kunden die Möglichkeit gegeben werden, nur für die tatsächliche Verwendung des Fahrzeug zu zahlen. Auch das dokumentierte Fahrverhalten fließt in die Tarifberechnung ein. Fährt ein Fahrer "vorbildlich", soll er in Zukunft auch wenig Prämie zahlen. Das System ist in Deutschland noch umstritten, da es noch datenschutzrechtliche Bedenken gibt.

"Pay As You Drive" - in Großbritanien bereits eingeführt
Als erster Kfz-Versicherer hat 2005 der britische Marktführer Norwich Union "Pay As You Drive" eingeführt und sich den Begriff als Marke schützen lassen. Die Prämie berechnet Norwich Union pro gefahrene Meile, beispielsweise kostet eine Meile auf der Autobahn außerhalb der Risikozeiten nur einen Penny, während eine nächtliche Meile auf der Landstraße mit sieben Pence zu Buche schlägt.

FAZIT:
Ein Ortungssystem ist für Firmen sinnvoll, die ständig die Fahrzeugposition ihres Fuhrparks kennen wollen oder um später nachvollziehen zu können, wo das Fahrzeug wann, wie lange war. Es dient zur Lokalisierung des Fahrzeugs bei Diebstahl und kann in einer Notsituation hilfreich sein. Ebenso dienen die aus den gesammelten Daten generierten Berichte bei Bedarf der Beweisführung vor dem Kunden oder der Versicherung zum Schutze des Mitarbeiters. Durch den effektiven Einsatz von Servicetechnikern können beispielsweise mehr Kundentermine pro Tag angenommen und abgearbeitet werden. Die Sensibilisierung der Fahrer kann das Fahrverhalten positiv beeinflussen und Fahrzeugschäden und den Spritverbrauch reduzieren. Wenn bei der Planung eines Einsatzes von Telematik-Anwendungen von Beginn an der Betriebsrat oder die Mitarbeiter integriert und die Vorteile auch für sie aufgezeigt werden, fällt schnell der Begriff der "Orwellschen Überwachung" unter den Tisch.

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