Fachkräftemangel: Continental fordert Zusammenarbeit von Politik, Unternehmen, Verbänden und Sozialpartnern

Hannover, 17.06.2021.

Arbeitslosigkeit und Fachkräftemangel – um der Unwucht am deutschen Arbeitsmarkt entgegenzuwirken, fordert Continental den Schulterschluss von Politik, Unternehmen, Verbänden und Sozialpartnern. „Deutschland steht vor einer großen Herausforderung. Aufgrund von Digitalisierung, technologischen Disruptionen und Pandemie droht vielen Beschäftigten der Verlust ihrer Arbeit. Gleichzeitig steuert eine Reihe von Branchen auf einen dauerhaften Fachkräftemangel zu – mit signifikanten Folgen für das volkswirtschaftliche Wachstum in Deutschland“, erklärt Continental-Personalvorstand Dr. Ariane Reinhart.

Continental-Personalvorstand Dr. Ariane Reinhart. Bild: Continental

Dem deutschen Arbeitsmarkt stehe in den kommenden Jahren grundsätzlich ein ausreichend großes Arbeitskräftepotenzial zur Verfügung, um entstehende Lücken durch den verschärften Fachkräftemangel zu schließen. „Damit dieser Transformationsprozess am Arbeitsmarkt gelingt, müssen die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden“, sagt Reinhart. „Branchenübergreifend zeigt sich: Qualifizierung ist der Schlüssel, um Fachkräftemangel und drohende Arbeitslosigkeit zu bewältigen.“

Politik und Unternehmen müssten stärker als bisher zusammenarbeiten, um diesen Prozess zielgerichtet zu steuern. „Der Strukturwandel lässt sich nur gemeinsam mit allen Akteuren bewältigen“, so Reinhart. „Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die Beschäftigungsfähigkeit aller für die Zukunft zu sichern. Wir müssen Arbeitslosigkeit mit aller Kraft vermeiden. Nur so können wir gesellschaftlichen Wohlstand und sozialen Frieden wahren.“

Fachkräftemangel führt in vielen Branchen zu hohen Kosten

Die Bundesagentur für Arbeit geht derzeit davon aus, dass sich nach der akuten Phase der Coronavirus-Pandemie der Mangel an Fachkräften am Arbeitsmarkt verstärkt bemerkbar machen wird. „Das wird schon heute an vielen Stellen deutlich“, sagt Detlef Scheele, Vorsitzender des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit. „Im IT-Bereich verzeichnet die Bundesagentur für Arbeit rund 18.000 offene Stellen. Eine ähnliche Entwicklung beobachten wir im Pflege- und Klinikbereich, aber auch in ganz vielen anderen Branchen – in Handwerk und Industrie zum Beispiel, ebenso wie in den MINT-Berufen.“ Gleichzeitig würden im Zuge der Transformation Tätigkeiten mit geringer Qualifikation durch die zunehmende Automatisierung von Prozessen abgebaut und es entstünden Arbeitsplätze, die eine höhere Qualifikation erforderten. „Das betrifft nicht nur Continental, sondern ist ein genereller Trend“, so Scheele.

„Wir brauchen einen Masterplan. Über eine nationale Personalplanung müssen wir erfassen, welche Mitarbeiter mit welchen Kompetenzen die deutsche Wirtschaft in fünf Jahren braucht“, fordert Reinhart. Darauf abgestimmt müsse ein nationaler Qualifizierungsplan erstellt werden – angefangen bei den Ausbildungsplätzen und Universitäten bis zu Weiterbildungsmaßnahmen und Umqualifizierungen, intern in Unternehmen ebenso wie durch staatliche Institutionen und gewerkschaftliche Bildungseinrichtungen. „Das sind unsere Hebel, um in Deutschland die Transformation und den Strukturwandel zu gestalten.“

Qualifizierung von Beschäftigten

Für die Transformation von Arbeitsplätzen hat Continental bereits 2018 eine Qualifizierungsoffensive aufgesetzt. Ein Baustein dabei ist das unternehmenseigene Institut für Weiterbildung CITT (Continental Institut für Technologie und Transformation), das 2019 gegründet wurde. „Dort werden bereits mehr als 1.000 Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer bei vollem tariflichen Lohn für andere Tätigkeiten qualifiziert. Diese Zahl wollen wir 2022 auf über 2.000 Kursplätze aufstocken“, so Reinhart.

Bundesarbeitsagentur-Chef Scheele stellt in diesem Zusammenhang das Qualifizierungschancengesetz und das „Arbeit-von-morgen-Gesetz“ als wirksame Instrumente heraus, um der Unwucht am Arbeitsmarkt gegenzusteuern.

„Auch das Kurzarbeitergeld hat sich insbesondere in der Pandemie als sinnvolles Instrument erwiesen, um Arbeitslosigkeit zu verhindern“, sagt Scheele. „Aber es kann nicht das Mittel der Wahl sein, um strukturelle Umbrüche langfristig zu lösen. Wichtig wäre deshalb, dass Kurzarbeit – dort, wo es sinnvoll ist – auch an Qualifizierung gekoppelt wird.“

„Diese Gesetze sind wichtig und sehr hilfreich in der Qualifizierungsförderung. Wir können und wollen damit unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Transformation unterstützen und dem Fachkräftemangel entgegenwirken“, erklärt Reinhart. „Aber das allein reicht nicht. Die Rahmenbedingungen in manchen Berufen wie beispielsweise der Pflege müssen sich ändern, damit die Menschen motiviert werden, sich für neue Berufe zu qualifizieren. Aufgabe der Politik muss es auch sein, für betroffene Beschäftigte finanzielle Brücken zu konzipieren, damit sie den Wandel aktiv annehmen und mitgestalten.“ Quelle: Continental

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