Die Zukunft der Logistik-Branche im Schatten des Fachkräftemangels

Osterholz-Scharmbeck, 02.09.2019.

Der Fachkräftemangel ist längst auch im Verkehrsgewerbe angekommen. Überall fehlt es an Lokführern, Lkw- oder Busfahrern. Für die betroffenen Unternehmen heißt das, dass lukrative Aufträge abgelehnt werden müssen und so möglicherweise an Konkurrenz aus dem Ausland gehen. Ländliche Regionen werden noch weiter vom öffentlichen Nahverkehr abgehängt, wenn Bus- und Bahnlinien nicht mehr bedient werden können.

(v.l.:) Dariusz Dudek (Dudek & Kling), Hajo Agena (GVN), Maike Bielfeldt (IHK Stade), Enak Ferlemann (Bundesverkehrsministerium), Sebastian Doderer (EVB), Harald Emigholz (Metropolregion Nordwest) Bild: Michael Hensel, Harsefeld

Damit war das Thema der 8. Regionalkonferenz Logistik der Metropolregion Nordwest gesetzt, die am 29. August in der Stadthalle Osterholz-Scharmbeck stattgefunden hat: Wie wird sich der Fachkräftemangel auf die Branche sowie darüber hinaus auswirken und was können Wirtschaft und Politik unternehmen, um die Situation wieder zu drehen?

„Die Logistik ist eine Schwerpunktbranche in und für unsere Region“, erläutert Harald Emigholz, 2. Vorsitzender der Metropolregion Nordwest. „Unsere fünf Seehäfen sind maßgeblich darauf angewiesen, dass die hier umgeschlagenen Güter zeitnah an- und abtransportiert werden und der Handel, sei es in unseren Zentren sowie zur Nahversorgung auf dem Land, benötigt verlässliche Lieferketten. Nicht zuletzt bedarf es ebenfalls gut ausgebildeten Personals für einen attraktiven Nahverkehr in einer lebenswerten Metropolregion Nordwest. Gemeinsam müssen wir Logistik.Weiterdenken, um den Fachkräftebedarf von heute und morgen zu decken.“

Dass der Fachkräftemangel in der Logistik über die reinen Fahrberufe hinausgeht, machte Thomas Puls, Senior Economist am Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V., gleich zu Anfang der Veranstaltung deutlich. Auch in den kaufmännischen Berufen der Branche steigt die Zahl der offenen Stellen stetig an. Spitzenreiter ist allerdings weiterhin der Berufskraftfahrer, bei dem annähernd 20.000 Stellen deutschlandweit offen sind.

Wie sich dies in den Unternehmen konkret auswirkt, machten Dariusz Dudek, Geschäftsführer der Dudek & Kling (Transporte) GmbH, Bremen, und Sebastian Doderer, Logistikleiter bei der Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser GmbH, deutlich. Dudek stellte dabei insbesondere die Ergebnisse einer Fahrerumfrage vor, nach der weniger als 10 Prozent der Befragten der Meinung sind, dass ihre Aufgabe angemessen wertgeschätzt wird. Doderer ging auf das Thema Personalsuche ein. Statistisch dauert es mittlerweile 188 Tage, um eine offene Lokführerstelle zu besetzen – fast doppelt so lang wie der Durchschnitt über alle Berufsgruppen.

Ein erfolgreiches Beispiel für die Zusammenarbeit von Unternehmen bei der Werbung und Ausbildung neuer Mitarbeiter stellte Hajo Agena, Bezirksgeschäftsführer des Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen e.V., mit dem Projekt „O.P.A. – Ostfriesisch – Papenburger Ausbildungsverbund für Logistikberufe“ vor, bei dem derzeit vier Logistikunternehmen sich bei der Ausbildung ihrer Mitarbeiter koordinieren.

Was der Bund als Gesetzgeber und Eigentümer der Verkehrsinfrastruktur, die einen wesentlichen Faktor bei der Attraktivität des Logistikberufs spielt, tun kann, um die Rahmenbedingungen für die Branche zu verbessern, stellte schließlich der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Enak Ferlemann eindrücklich dar. Er betonte dabei, dass es notwendig sei, die Logistikberufe wieder als etwas positives zu sehen. Deutschland sei Dank dieser, der drittgrößten, Branche Exportweltmeister; Logistik sorge für volle Läger und sorgte dafür, dass alle Waren zu den Verbrauchern gelangten. Dies gelte es, wesentlich offensiver herauszustellen.

In der abschließenden Diskussion von Unternehmern und Politik wurde klargestellt, dass in der Logistik in den vergangenen Jahren ein Umdenken eingesetzt hat und die Mitarbeiter mehr und mehr in den Mittelpunkt rückten. Viele Erfolge benötigten aber Zeit und Engagement, kurzfristige Erfolge lassen sich schwer realisieren. Mit Geduld und langfristigem Einsatz ließen sich die Probleme von heute lösen und auch Wege finden, neuen Herausforderungen wie der zunehmenden Automatisierung im Logistiksektor zu begegnen.

Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der die Konferenz in diesem Jahr ausrichtenden IHK Stade, zeigt sich zufrieden mit der Veranstaltung: „Mit dem Kraftfahrermangel beschäftigen sich unsere Gremien schon seit geraumer Zeit intensiv. Das Thema jetzt mit so vielen hochkarätigen Teilnehmern zu diskutieren und Wege für den zukünftigen Umgang damit zu identifizieren, hat uns merkbar weiter gebracht. Als IHK-Organisation werden wir uns weiter für eine nachhaltige Lösung der Problematik engagieren.“ Quelle: Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten e.V

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