CO2-Detektiv nimmt Standorte unter die Lupe
Ein einheitlicher Standard für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks von Logistikstandorten fehlt bislang. Nun schafft das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML mit einem neuen Online-Tool Abhilfe. Auf der transport logistic 2019 feiert es seine Premiere.
Während zahlreiche Studien zu Transportemissionen veröffentlicht werden, liegen derzeit kaum Daten zu Treibhausgasemissionen von Logistikstandorten vor. Der Grund: Bislang gibt es keinen einheitlichen Standard für deren Berechnung. Experten gehen davon aus, dass Logistikstandorte in Deutschland einen Anteil von etwa 15 Prozent an den gesamten Logistikemissionen haben.
Das Fraunhofer IML will nun Licht ins Dunkel bringen – mit dem neuen Online-Tool "REff" (Ressourceneffizienz an Logistikstandorten). Mit der Applikation können Unternehmen kostenlos standortspezifisch ihren jährlichen CO2-Fußabdruck sowie Kennzahlen zu durchschnittlichen Emissionen je Sendung berechnen. Dazu müssen sie lediglich ihre Verbrauchsdaten eingeben, z. B. von Strom, Diesel oder Kältemittel. Welche Daten relevant sind, haben die Wissenschaftler zunächst an ganz unterschiedlichen Lager- und Umschlagstandorten verschiedener Unternehmen untersucht. Die gewonnenen Daten wollen die Forscher des Fraunhofer IML in einem weiteren Schritt anonymisiert nutzen, um dann Durchschnittswerte für die Branche zu ermitteln. Sobald ausreichend Daten vorliegen, können sich teilnehmende Unternehmen künftig mit diesen Durchschnittswerten messen.
"Mit unserem neuen REff-Tool können Unternehmen Transparenz gegenüber Kunden herstellen, die explizit grüne Logistikdienstleistungen einkaufen wollen. In Zeiten des Klimawandels ist das essenziell, um sich als nachhaltiger Akteur am Markt zu positionieren. Zudem bereiten sie sich so auf alle denkbaren politischen Entscheidungen zu CO2-Emissionen vor. Wir setzen hiermit auch als Forschungsinstitut weltweit Maßstäbe in einem Bereich, in dem bisher kein einheitlicher, anerkannter Standard existiert", betont Prof. Dr. Uwe Clausen, Institutsleiter am Fraunhofer IML.
In Kooperation mit dem "Global Logistics Emissions Council", einer Initiative, die sich für weltweit einheitliche Standards für die Berechnung von Emissionen einsetzt, bildet das "REff-Tool" künftig den weltweiten Standard für Logistikstandorte. Der französische Logistikdienstleister "FM Logistic" testet die Anwendung derzeit als erstes in Lagern in zwölf verschiedenen Ländern Europas.
Weitere Exponate des Fraunhofer IML:
- Intelligente Indoor-Ortung ohne Infrastruktur
- Intelligente Füllstandsensorik aus dem Rhenus Enterprise Lab
- EPAL Enterprise Lab: Web-Plattform für die intelligente Palette
- »InnoPortAR« – Augmented Reality in der Hafenlogistik
- Dynamisches Touren- und Transportmanagement mit Smart Devices
- Navigation mittels Augmented Reality
- »Piece Level ULD Build-Up«: Augmented Reality in der Luftfracht
- Blockchain-Demonstrator
- Innovationen im Multimodalen Transport mit Industrie-4.0-Anwendungen
- Urbane Logistik
- Simulations- und Optimierungssoftware DISMOD
- Innovative Hoflogistik
Quelle: Fraunhofer IML