BITKOM: Große Mehrheit für intelligente Verkehrssysteme

Frankfurt am Main, 12.09.2013.

Um das Autofahren umweltfreundlicher, stressfreier und sicherer zu machen, fordern vier von fünf Bundesbürger (78 Prozent) höhere Investitionen der öffentlichen Hand in intelligente Verkehrssysteme. Vor zwei Jahren waren es noch 72 Prozent. Wenn es um die Finanzierung geht, sind Investitionen aus Steuermitteln in der Bevölkerung populärer als die aktuell diskutieren, zweckgebundenen Mautgebühren. 

Bytes statt Beton. Grafik: Bitkom

„Die bestehenden, begrenzten Verkehrswege sollten besser gesteuert und ausgelastet werden – dafür brauchen wir eine intelligentere, digitale Vernetzung“, sagte Martina Koederitz vom BITKOM-Präsidium heute bei der Vorstellung einer neuen Studie im Auftrag des BITKOM auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt am Main. Koederitz betonte die Vorteile eines flächendeckenden Aufbaus verkehrstelematischer Systeme: „Insbesondere das LKW-Mautsystem könnte kurzfristig zur Verkehrssteuerung eingesetzt werden.“ Derzeit zahlen LKWs für die Nutzung der Autobahn und einiger Bundesstraßen, eine Verkehrssteuerung findet aber de facto nicht statt. Die bei der Mauterhebung erzeugten Daten sollten in anonymisierter Form als Grundlage für neue Dienste zur Verfügung stehen.

Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung im BITKOM-Auftrag kann die Modernisierung des Verkehrssystems einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen von insgesamt zehn Milliarden Euro jährlich bringen. Der größte Nutzen mit rund 4,4 Milliarden Euro jährlich entsteht durch die Vermeidung von Staus und den entsprechenden Zeitverlusten und Umweltschäden. Neue Logistiksysteme sparen weitere 3,5 Milliarden Euro jährlich. Dazu kommen Wachstumsimpulse in Höhe von 2 Milliarden Euro mit neuen Apps und Services, die die unterschiedlichen Verkehrsnetze miteinander verbinden. 

 

Laut BITKOM-Studie sind Multimedia- und Elektronik-Funktionen beim Autokauf zu wichtigen Kaufkriterien geworden. Ein Smartphone-Anschluss ist den Autofahrern inzwischen wichtiger als eine hohe PS-Zahl (49 Prozent bzw. 47 Prozent Zustimmung). Bei den jüngeren Autofahrern unter 30 Jahren legen gar zwei Drittel (66 Prozent) Wert auf einen Anschluss für ihr Smartphone, und für ein Drittel ist eine Online-Anbindung an soziale Netzwerke wichtig. Einen PS-starken Motor wollen nur 42 Prozent. Höchste Bedeutung haben moderne Fahrerassistenzsysteme: 91 Prozent aller Autofahrer sind solche elektronischen Fahrhilfen wichtig. „Vernetzung und IT sind auch im Automobilbereich zum entscheidenden Innovationstreiber geworden“, so Koederitz.

Das Bedürfnis nach Kommunikation über Handy und Internet während der Fahrt ist groß: Laut Umfrage telefoniert mehr als jeder zweite Autofahrer (56 Prozent) mit dem Handy, wenn er am Steuer sitzt – jeder fünfte (21 Prozent) sogar häufig. Überraschend viele Autofahrer nutzen während der Fahrt Kurznachrichten: Fast jeder zweite (45 Prozent) liest SMS, immerhin jeder fünfte (21 Prozent) schreibt solche Meldungen. Ähnliche viele (22 Prozent) lesen E-Mails während der Fahrt.  

 

Stark gestiegen ist das Interesse am selbstständigen Fahren. Schon jeder dritte Deutsche kann sich vorstellen, in Zukunft ein Auto zu kaufen, bei dem er nicht mehr lenken muss. Bei der BITKOM-Umfrage vor zwei Jahren war es erst jeder sechste. „Selbststeuernde Autos haben mittlerweile die Serientauglichkeit bewiesen. Die Probleme liegen weniger bei der Technologie, sondern mehr bei rechtlichen Fragen wie der Haftung bei einem Unfall“, sagte Koederitz.

Laut Umfrage wünschen die allermeisten Autofahrer den IT-Einsatz, um den Straßenverkehr sicherer zu machen: Fast 95 Prozent der Autofahrer stimmen der Aussage zu, dass Assistenzsysteme aktiv in die Fahrzeuglenkung eingreifen sollten. Jeder Zweite hat Vertrauen in selbstfahrende Autos, jeder Dritte fordert deren Zulassung.

Wie bei der Zustimmung zu den selbststeuernden Autos ist auch bei den Elektroautos der Preis entscheidend. Zwei Drittel aller Autofahrer können sich vorstellen, einen batteriebetriebenen Wagen zu kaufen. Ein Großteil der Verbraucher knüpft den Kauf eines Elektroautos aber an Bedingungen: So sollen die Kosten nicht höher liegen oder der Komfort soll gleich bleiben.

 

Zur Methodik: Die Angaben basieren auf einer repräsentativen Umfrage des Instituts Aris für den BITKOM. Dabei wurden im Juni und August 2013 mehr als 1.000 Deutsche ab 14 Jahren befragt, darunter 687 Autofahrer ab 18 Jahre.

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