BITKOM: Fast 40 Prozent der Bundesbürger für PKW-Maut

Berlin, 21.05.2013.

Eine PKW-Maut wird mittlerweile von 39 Prozent der Bundesbürger befürwortet, vor zwei Jahren waren es noch 36 Prozent. Das ergab eine repräsentative Umfrage des Hightech-Verbands BITKOM. Dabei sprechen sich 38 Prozent der Autofahrer und 42 Prozent der Nicht-Autofahrer für eine PKW-Maut aus. 

„Immer mehr Deutschen wird klar: Der Kampf gegen Staus und für Ressourcenschonung erfordert neue Ansätze. Eine intelligente Verkehrssteuerung muss gleichwertig neben traditionelle Maßnahmen der Verkehrspolitik wie die Verbesserung des Straßennetzes treten“, sagt BITKOM-Vizepräsident Volker Smid. Besonders hoch ist der Anteil der Maut-Befürworter (43 Prozent) in der Altersklasse der 30- bis 44-Jährigen. Diese Gruppe ist beruflich und privat besonders viel unterwegs. Laut Deutschem Mobilitätspanel legte 2011 jeder Deutsche im Schnitt täglich insgesamt fast 41 Kilometer zurück und brauchte dafür 83 Minuten – beides sind Rekordwerte für Deutschland.

Laut Umfrage sprechen sich 36 Prozent der Bundesbürger für eine PKW-Maut auf Autobahnen und zudem immerhin 8 Prozent für eine Maut auf Bundes- und Landstraßen aus. „Mit einer Maut kann das Verkehrsaufkommen gesteuert werden, beispielsweise indem die Mauthöhe in verkehrsarmen Zeiten reduziert wird“, so Smid. Auch kann die Maut auf wenig genutzten Straßen niedrig gehalten werden, um dort eine bessere Auslastung und damit eine Entlastung viel befahrener Straßen zu erreichen. Auch lassen sich so gezielt Lärmentlastungen unterstützen. „Eine intelligente Verkehrssteuerung ist ein entscheidender Wirtschafts- und auch Umweltfaktor, die technologischen Voraussetzungen sind vorhanden, wir müssen sie nur nutzen“, sagt Smid. Es sei Aufgabe der Politik, schnellstmöglich das geeignete Umfeld für den Ausbau der Verkehrstelematik zu schaffen. Dazu gehört beispielsweise der Einbau von Sensoren am Verkehrsrand oder im Asphalt, etwa Induktionsschleifen, um Daten zu Verkehrsdichte, Wetter oder Umweltbelastung zu messen.

Die Modernisierung des Verkehrssystems kann einen gesamtwirtschaftlichen Nutzen von insgesamt zehn Milliarden Euro jährlich bringen. Das ergab eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung im Auftrag des BITKOM zu Intelligenten Netzen. Der Löwenanteil von rund 4,4 Milliarden Euro ergibt sich aus der Vermeidung von Staus und entsprechenden Zeitverlusten sowie Umweltschäden. Neue Logistiksysteme sparen weitere 3,5 Milliarden Euro jährlich. Dazu kommen Wachstumsimpulse in Höhe von 2 Milliarden Euro mit neuen Apps und Services, die die unterschiedlichen Verkehrsnetze miteinander verbinden. Vor diesem Hintergrund fordert Smid den flächendeckenden Aufbau verkehrstelematischer Systeme. Wie stark Verbraucher von einem intelligenten Verkehrsmanagement profitieren können, zeigt das Beispiel Stockholm. Dort werden pro Sekunde insgesamt 250.000 anonymisierte GPS-Daten von Handybesitzern, Stau- und Unfallmeldungen sowie Daten von Sensoren und dem Mautsystem analysiert und so der Verkehr gesteuert. Die individuellen Fahrzeiten konnten um 50 Prozent verringert werden, das Verkehrsaufkommen und die Schadstoff-Emissionen um 20 Prozent.

Das bisherige LKW-Mautsystem kann laut BITKOM die Basis sein, um eine intelligente Verkehrssteuerung flächendeckend aufzubauen. Der aktuelle Vertrag steht Ende 2015 zur Verlängerung an. Derzeit zahlen LKWs für die Nutzung der Autobahn und einiger Bundesstraßen, eine Verkehrssteuerung findet aber de facto nicht statt. Zudem werden zwar viele Daten gemessen, sie stehen jedoch nicht für neue Dienste zur Verfügung. Smid: „Die Politik sollte mit dem Nachfolgesystem ab 2015 eine aktive Verkehrssteuerung betreiben und die anfallenden Daten anonymisiert für neue Dienste zur Verfügung zu stellen.“

Zur Methodik: Die zitierten Daten wurden im Rahmen einer repräsentativen Studie von forsa im Auftrag des BITKOM erhoben. Befragt wurden im April 2013 dafür 1.002 deutschsprachige Personen in Privathaushalten ab 14 Jahren. Mehrfachnennungen waren möglich.

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