Aus der Forschung: Exakte Fußgängernavigation der Zukunft

Hamburg / Kamp Lintfort, 29.10.2010 (pm).

Im Forschungsprojekt NAPA entwickeln mittelständische Unternehmen gemeinsam mit Universitäten und privaten Instituten Lösungen für eine genauere Positionsbestimmung.

Fußgänger sollen damit in Zukunft noch exakter an ihr Ziel gelangen und dabei auch Echtzeitinformationen beispielsweise zu Sehenswürdigkeiten abrufen können. Die Forscher setzen dabei auf die Kombination aus GPS und dem Signal des zukünftigen europäischen Satellitensignals Galileo. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Mehr Präzision bei der Positionsbestimmung ist das Ziel. Bereits vor 20 Jahren wurden dafür die Voraussetzungen geschaffen. Die Abschaltung des GPS-Störsignals machte den Weg frei für eine genauere Ortung - die mobile Navigation entstand. Das Forschungsprojekt "Navigationsempfänger- Chipsatz für Personennavigation mit Anwendungen bei erhöhter Genauigkeit" (NAPA) geht jetzt noch einen Schritt weiter: Fußgänger sollen mit Hilfe eines speziellen Empfängers ihren Standort schon bald bis auf einen Meter genau lokalisieren können. So ließen sich durch detaillierteres Kartenmaterial Zebrastreifen oder Gehörlosen-Ampeln schnell finden. Das würde insbesondere die Sicherheit von älteren Fußgängern im Straßenverkehr verbessern. Mit dem Empfänger sollen Passanten künftig in der Lage sein, zum Beispiel tagesaktuelle Informationen zu Sehenswürdigkeiten abzurufen. Im Sommer dieses Jahres hat sich ein Team für die Arbeit am Projekt NAPA zusammengeschlossen.

Gemeinsame Zusammenarbeit bis 2013
Bis Mitte 2013 forschen die Experten aus verschiedenen mittelständischen Unternehmen gemeinsam. Darunter sind die Firmen IMST als Projektkoordinator, NAVIGON, NAVTEQ Germany, das Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen, die NavCert GmbH sowie der Lehrstuhl für Integrierte Analogschaltung (IAS) der RWTH Aachen und die Universität Koblenz. NAPA wird im Rahmen der Hightech-Strategie der Bundesregierung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über die Laufzeit von drei Jahren aus dem Förderprogramm "KMU-innovativ IKT" mit einer Summe von rund 3,1 Millionen Euro gefördert. "Die Zusammenarbeit von Experten aus verschiedenen Branchen macht NAPA zu einem einzigartigen Zukunftsprojekt", sagt Frank Henkel, Head of Integrated Circuits and Systems beim Projektkoordinator IMST für das NAPA. "Das ermöglicht es, die komplexen Teilbereiche des Projektes optimal abzudecken - von der Fußgängernavigation über die Fußgängerinformation bis hin zur Erstellung noch genauerer Karten."

Durch mehrere Phasen zur Fußgängernavigation der Zukunft
Zunächst liegt der Fokus auf der Entwicklung eines geeigneten Empfängers, der neben GPS auch das Signal des zukünftigen europäischen Satellitensystems Galileo verarbeiten kann. Durch die Kombination beider Signale wird die Zuverlässigkeit erhöht. Zudem kann eine größere Genauigkeit bei der Positionsbestimmung erreicht werden. Zum Beispiel ist es dann sogar möglich, die Gehsteigseite zu bestimmen, auf der sich der Nutzer zurzeit befindet. Dies ist die Voraussetzung, um ihn in einem zweiten Schritt etwa zu einer Ampel und damit sicher über die Straße zu lotsen. Der Empfänger dient nicht nur der Navigation: Er soll auch tagesaktuelle Informationen verarbeiten können. In unmittelbarer Nähe einer Sehenswürdigkeit könnten Fußgänger beispielsweise in Echtzeit aktuelle Öffnungszeiten oder Eintrittspreis-Nachlässe sowie detaillierte Hinweise abrufen.

Neben der Entwicklung eines Signal-Empfängers wird innerhalb des Projektes auch die Weiterentwicklung des Kartenmaterials vorangetrieben. Dabei werden zusätzliche Informationen zu Straßen und Fußwegen in die Karten integriert. Die Anzeige von Zebrastreifen und Ampeln sowie Unterführungen sorgt für mehr Sicherheit im Straßenverkehr - nicht zuletzt für Senioren oder Menschen mit Behinderung.

Würzburg und Koblenz als erste Einsatzorte der Demonstratoren
Die einzelnen Komponenten des Projektes werden nach ihrer Entwicklung in verschiedenen Demonstratoren zusammengefügt. Anschließend folgen Tests unter Alltagsbedingungen. Nach erfolgreichem Abschluss von NAPA sollen die Ergebnisse dazu genutzt werden, neue marktfähige Navigationsprodukte zu entwickeln. Durch ihr Innovationsdenken legen die beteiligten Unternehmen den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft und tragen dazu bei, den Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken.

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