Homecare im Fokus

Kategorie: 
Messe
Schwerpunktthema: 
Human-Telematik

Führende Branchenverbände nutzen PFLEGE + HOMECARE LEIPZIG für Information und Diskussion zum Thema Homecare

In Deutschland bieten rund 400 Orthopädietechnik-Betriebe und Sanitätshäuser Homcare-Produkte und -Dienstleistungen an. Die regionalen Anbieter konkurrieren in diesem Sektor mit spezialisierten, bundesweit agierenden Unternehmen. Den aktuellen Entwicklungen im Bereich Homecare widmen sich der Thementag "Hilfsmittel- und Homecare-Versorgung" am 28. September 2011 sowie die Veranstaltung "Das Sanitätshaus als Partner im Pflege- und Homecare-Markt" am 29. September auf der PFLEGE + HOMECARE LEIPZIG. Partner sind der Bundesverband Medizintechnologie e.V. (BVMed) sowie der Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik (BIV-OT). Im Fokus haben die Vorträge und Seminare unter anderem die Chancen neuer Kooperationsmodelle sowie die Auswirkungen knapper Budgets und strenger Ausschreibungskriterien auf die Qualität der Patientenversorgung. Zudem werden Vertragsmanagement für Homecare-Anbieter und der Status quo bei den Präqualifizierungsverfahren für Leistungserbringer diskutiert.

"Seit rund einem dreiviertel Jahr gilt das Präqualifizierungsverfahren für Leistungserbringer im Hilfsmittelbereich. Wie sich dieses Instrument in der Praxis bewährt und welche Spielräume es den Vertragspartnern bietet, werden wir in Leipzig beleuchten", erläutert Jana Künstner, Leiterin des Referats Homecare beim BVMed. Auch Homecare-Anbieter müssen seit dem 1. Januar 2011 die neuen Kriterien erfüllen und ihre Leistungsfähigkeit nachweisen, bevor sie Verträge mit den Gesetzlichen Krankenkassen abschließen können. Die Erfahrungen in der Branche seien laut Künstner unterschiedlich. So würden einige vom GKV-Spitzenverband vorgegebene Qualitätsmerkmale von den Präqualifizierungsstellen verschieden ausgelegt: "Der entsprechende Passus im Kriterienkatalog ist in diesen Fällen scheinbar nicht eindeutig.“ Eine gemeinsame Initiative von GKV-Spitzenverband und den Spitzenorganisationen der Leistungserbringer solle dies bis zum kommenden Jahr ändern.

Neue Kooperationsmodelle mit Sparpotenzial

"Homecare-Anbieter, ambulante Pflegedienste, Apotheken und Ärzte müssen ihre Managementprozesse künftig besser abstimmen, um kostendeckend zu arbeiten", betont Jana Künstner. Neue Kooperationsvarianten und mehr Aufgabenteilung böten Sparpotenzial. So werde in Leipzig ein Netzwerk-Modell zur Wundversorgung chronisch Kranker vorgestellt, bei dem mit Hilfe intelligenter Behandlungspfade eine Wundschlussrate von 95 Prozent und eine Materialkosteneinsparung von 70 Prozent erreicht worden seien. "Die entscheidende Ersparnis kommt durch Prozessoptimierung. Alle Partner setzen sich zusammen und entwerfen ein passendes Arbeits- und Steuerungskonzept", sagt Künstner.

Ein wesentliches Thema auf der PFLEGE + HOMECARE LEIPZIG sei ebenso der Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums für das geplante Versorgungsgesetz. "Durch die beabsichtigte Delegation ärztlicher Leistungen auf das Pflegepersonal werden es Homecare-Anbieter in drei bis fünf Jahren mit anderen Mitspielern im Markt zu tun haben – statt Ärzten werden dies qualifizierte Pflegekräfte sein." Darauf müssten sich die Unternehmen einstellen und sich bereits heute bei den Pflegekräften positionieren. Zudem werde es in naher Zukunft zusätzlich zur Präqualifizierung vereinheitlichte Qualitätsstandards geben.

Versorgungsqualität in den Mittelpunkt rücken

"Die bisherige Handhabung von Ausschreibungen durch die Gesetzlichen Krankenkassen haben aus Sicht der Leistungserbringer negative Auswirkungen auf die Qualität der Versorgung", resümiert Klaus H. Becker vom Referat Wirtschaft und Verträge des BIV-OT. Bislang stehe nahezu ausschließlich der Preis im Mittelpunkt, dies müsse sich ändern. "In Leipzig bringen wir Vertreter aus den Gesetzlichen Krankenkassen, Sanitätshäusern und Betroffene an einen Tisch und diskutieren Verbesserungsmöglichkeiten", kündigt Klaus H. Becker an.

In den vergangenen Jahren habe sich der Homecare-Markt laut BIV-OT zwar etabliert, sei jedoch kein finanzieller "Heilsbringer" für Sanitätshäuser. "Es ist ein schwieriges Segment, nah am Patienten. Darin liegen andererseits jedoch die Chancen, Kunden sehr eng zu binden und Zusatzgeschäft zu generieren", so Becker. Allerdings sei speziell ausgebildetes Personal und eine größere Zahl von Patienten nötig, um mit Homecare Geld zu verdienen. Deshalb werde die Zahl der Sanitätshäuser mit Geschäftsbereich Homecare, über den zurzeit etwa jedes vierte Haus verfüge, eher sinken. "Unterzeichnet ein Leistungserbringer beispielsweise einen Inkontinenzvertrag, ist er verpflichtet, die Versorgung mit Inkontinenzprodukten sicherzustellen. Hinter den vereinbarten Monatspauschalen stehen aber lediglich Schätzungen über den Verbrauch eines Durchschnittspatienten, den es so meist nicht gibt", erklärt Klaus H. Becker. Manche Betroffene benötigten mehr Produkte, andere weniger. Die daraus resultierenden finanziellen Risiken könnten vor allem größere Anbieter ausgleichen.

Zum Bereich Homecare

Homecare umfasst die Versorgung eines Patienten zu Hause mit erklärungsbedürftigen Hilfsmitteln, Medizinprodukten, Verband- und Arzneimitteln durch geschultes Fachpersonal. Dies erfolgt im Rahmen einer ärztlichen ambulanten Therapie mit vergleichbarer Qualität wie in der Klinik. Typische Therapien im Bereich Homecare sind zum Beispiel enterale und parenterale Ernährung, Stoma- und Inkontinenzversorgung, moderne Wundversorgung, respiratorische Heimtherapie oder Infusions- und Schmerztherapie. Beratung sowie Einweisung in die Handhabung der Produkte sind wesentliche Bestandteile von Homecare. Die Leistungen werden von der Krankenversicherung finanziert.

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