Weltpolitische Situtation ist auch eine Herausforderung für die Automobillogistik

Berlin, 15.02.2017.

„Die Digitalisierung wird die Art, wie wir Autos bauen, tiefgreifend verändern. Die Automobilindustrie arbeitet intensiv an der konsequenten digitalen Vernetzung unserer gesamten Lieferkette. Automobillogistik ist dabei ein wesentlicher Erfolgsfaktor: Sie muss künftig ungekannte Mengen an Informationen effizienter und schneller denn je verarbeiten“, sagte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), beim Forum Automobillogistik in Bremen.

Bundesvereinigung Logistik (BVL) und VDA veranstalten das Forum zum fünften Mal gemeinsam. Rund 530 Teilnehmer und 60 Aussteller sind zum fachlichen Austausch im Mercedes-Benz-Kundencenter in Bremen zusammengekommen. Die Veranstaltung ist das größte Branchentreffen der Automobillogistik in Europa.

Wissmann sagte weiter: „Die Wünsche der neuen Kunden-Generationen werden immer individueller. Diese Kunden sind seltener bereit, monatelang auf ein Auto zu warten. Um innerhalb dieses Paradigmenwechsels bestehen zu können, arbeiten die Automobillogistiker an einer digital vernetzten, hoch-transparenten Supply Chain. Unsere Industrie hat dafür beste Voraussetzungen: Wir beherrschen schon heute die Steuerung von Produktionsnetzwerken mit tausenden von Zulieferern und komplexen Güterströmen. Das geht nur, weil Hersteller, Zulieferer und Logistikdienstleister seit Jahren eng und partnerschaftlich zusammenarbeiten.“

Als derzeit größte Herausforderung für das weltweite Produktionsnetzwerk der deutschen Automobilindustrie bezeichnete Wissmann den global zunehmenden Protektionismus. „Die neuen Töne aus Amerika, der bevorstehende Brexit und über 1000 protektionistische Maßnahmen einzelner Länder weltweit bereiten uns Sorgen. Dagegen müssen wir in Deutschland aufstehen, denn unser Wohlstand und die Beschäftigung hängen maßgeblich vom offenen und freien Handel ab.“

„Die zentrale Säule des globalen Erfolgs der Automobilindustrieindustrie ist ihre Innovationsdynamik“, sagte Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Vorsitzender des Vorstands BVL im Rahmen des Forums. „Die digitale Transformation der automobilen Wertschöpfungsnetze hat Fahrt aufgenommen.“

Die Vorträge beim Forum Automobillogistik 2017 stehen unter dem Leitgedanken „Smart statt reaktiv – auf dem Weg in digitale Dimensionen“ und bilden diese Entwicklung inhaltlich ab. Die Referenten sind Vertreter der Automobilhersteller und ihrer Zulieferbetriebe. Highlights des ersten Forumstages waren die Keynotes von Alexander Koesling (Mercedes-Benz Cars) und Frank Dreeke (BLG LOGISTICS). Koesling sprach über Produktion und Logistik bei Mercedes-Benz Cars im digitalen Zeitalter. Thema des BLG-Vorstandsvorsitzenden Dreeke waren smarte Anwendungen in der Kontraktlogistik.

In der anschließenden Podiumsdiskussion ging es darum, wie aus Informationen Daten beziehungsweise Wissen gewonnen werden können.

Am Nachmittag konnten die Teilnehmer zwischen zwei parallelen Fachsequenzen wählen, um sich entweder mit Effizienz in der Transportsteuerung durch IT-basierte Transportmanagement-Systeme oder aber mit den Veränderungen zu beschäftigen, die Digitalisierung und Robotik an den Arbeitsplätzen auslösen. Wiederum im Plenum geben Logistikexperten aus verschiedenen Branchen  Einblicke in ihre vorbildlich modellierten Prozesse in Produktion und Logistik. Im Rahmen der Abendveranstaltung wird schließlich der VDA Logistik Award verliehen.

Vortrag: „Integrierte Produktionssteuerung durch visuelles Management“

Der BVL-Vorstandsvorsitzende Prof. Raimund Klinkner, zudem geschäftsführender Gesellschafter des Institute for Manufacturing Excellence (IMX) in München, spricht in der ersten Keynote am zweiten Forumstag über „Integrierte Produktionssteuerung durch visuelles Management“. Mit Blick auf die visuelle gesamtheitliche Steuerung der Fulfillment-Prozesse hat er mit seinem Team die Operational Excellence Application (OPX-App) entwickelt. „Wir glauben an die Zukunft von mobilen Devices im Fabrikbetrieb, weil sie Intelligenz dezentralisieren“, sagt Klinkner und ergänzt: „Mit der Digitalisierung und der Datenverfügbarkeit in Echtzeit lassen sich Logistik- und Produktionsprozesse flexibler und effizienter gestalten und damit Wettbewerbsvorteile im Sinne der Kundenorientierung erzielen.“

Rewe-Vorstandsmitglied Frank Wiemer lädt anschließend ein zum Blick über den Tellerrand und verrät, welche Ideen die Industrie aus dem „Handel 4.0“ mitnehmen kann. In zwei weiteren Parallelsequenzen geht es um den Status der autonomen Logistik bei Fahrzeugen und Prozessen sowie um die Technologieentwicklung. Welche Motivation steckt eigentlich hinter den Eigenschaften welcher Technik? Lassen sich Innovationen aus anderen Branchen auf die Automobillogistik übertragen?

Zur Einstimmung auf die Werksführungen am Ende des Forums bringen Dr. Joachim Damasky, VDA-Geschäftsführer Technik und Umwelt, und Peter Theurer, Leiter des Mercedes-Benz-Werks Bremen, Effizienz in der Supply Chain auf den Punkt. Danach können die Teilnehmer beim Gang durch die Produktionshallen des Bremer Werks moderne Automobilfertigung live erleben. Das Werk ist das stückzahlenstärkste im Daimler-Konzern und das weltweite Kompetenzzentrum für die C-Klasse. Zwei weitere Führungen haben das BLG Autoterminal Bremerhaven und das DB Cargo Logistics Auto Terminal Bremen zum Ziel.

zurück TOP