Elektromobilität im Bereich Nutzfahrzeuge und Baumaschinen

Lorch, 14.08.2018.

Im Pkw-Bereich ist der Weg vom Verbrennungsmotor zum Elektroantrieb medial präsent. Doch wie sieht es mit den "Schwergewichten" aus? Auch bei Nutzfahrzeugen, Baumaschinen sowie Schiffsanwendungen steigt die Nachfrage nach emissionsfreien Antriebslösungen mit hohem Wirkungsgrad. 

Antriebssystem von ARADEX. Bild: ARADEX

Nutzfahrzeuge wie Busse und Lieferfahrzeuge müssen immer häufiger geltende Abgasvorschriften in Ballungsräumen erfüllen, für Baumaschinen, die den sogenannten Offroad-Bereich darstellen, spielen Rußpartikel- und Stickoxid-Emissionen eine zunehmend wichtige Rolle bei der Einhaltung der aktuellen europäischen Emissionsrichtlinie. Innerhalb der Branche begegnet einem immer wieder die Aussage, der Nutzfahrzeugbereich könne der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen. Doch was ist dran an dieser Annahme?

Elektrische Nutzfahrzeuge in Ballungszentren

Während die chinesische Millionenmetropole Shenzhen seit Anfang diesen Jahres die Busflotte, die über 16.000 Busse umfasst, vollständig elektrifiziert hat, ist die Verbreitung von Elektrobussen in Deutschland noch vergleichsweise gering. Neben der geringeren Reichweite ist dies vor allem in den höheren Anschaffungskosten im Vergleich zu Verbrennern begründet. Dennoch verfolgen zahlreiche Städte das Ziel, ihre Busflotten in den kommenden Jahren zugunsten der Stromer umzustellen – und das hat gute Gründe:

So stellt der abgasfreie Antrieb einen wertvollen Beitrag zur Luftreinhaltung und somit zur Gesundheitserhaltung der Bevölkerung dar. Die Zahlen aus Shenzhen ergeben eine Einsparung des CO2-Ausstoßes von 1,35 Millionen Tonnen pro Jahr sowie eine Energieeinsparung von 72,9% gegenüber Dieselbussen. Ein weiterer Vorteil ist der leise Motor, der vor allem in Städten zur Lärmminimierung beiträgt. Weiterhin bieten Elektromotoren bereits beim Anfahren das volle Drehmoment, was eine komfortablere Beschleunigung, bzw. ein schnelleres Anfahren ermöglicht. Darüber hinaus verfügen Elektrofahrzeuge über die Fähigkeit der Rekuperation, d.h. die Rückführung der Bremsenergie in die Batterie. Durch diese Technologie können Linienbusse im Stadtverkehr so ausgelegt werden, dass diese eine komplette Tagesschicht durchfahren können und ausschließlich nachts im Depot aufgeladen werden müssen.

ARADEX stellt Antriebskomponenten für den Elektrobus "Sileo" zur Verfügung. Der VECTOPOWER-Umrichter VP600 von ARADEX unterstützt ein effizientes Energiemanagement. So liegt der Durchschnittsverbrauch des Busses bei nur 0,67 kWh/km. Somit kann bei einem Einsatz einer 260 kWh Batterie eine Reichweite von bis zu 350 km erzielt werden.

Doch nicht nur für die Personenbeförderung bietet die Elektromobilität vielversprechende Lösungen. Derzeit bieten elektrische Antriebssysteme vor allem für Anwendungen, die zu einem hohen Anteil im Teillastbereich betrieben werden, wesentliche Effizienzvorteile gegenüber Verbrennungsantrieben. Neben den Omnibussen werden auch Lieferfahrzeuge und Müllfahrzeuge größtenteils innerstädtisch eingesetzt und können durch das damit verbundene Fahrprofil von der Möglichkeit der Rekuperation profitieren.

Elektrische Offroad-Fahrzeuge auf dem Vormarsch

Ob Bagger, Muldenkipper, Traktor oder Mienenfahrzeuge: diese Schwergewichte haben allesamt einen hohen Energiebedarf und treiben den Diesel-Verbrauch enorm in die Höhe. Das Interesse, diese Anwendungen elektrisch zu betreiben, ist naheliegend. Besondere Anforderungen stellen das hohe Gewicht dieser Fahrzeuge sowie die gewerblichen Verwendungszwecke, die in der Regel einen ganztägigen Betrieb ohne Nachladen voraussetzen – und trotz allem soll die Anwendung selbstverständlich wirtschaftlich sein.

Diese Voraussetzungen stellen hohe Ansprüche an die Ladetechnologie sowie an das Energiemanagement. Zwar sind die Kapazitäten bzgl. Bauraum und Gewicht der Batterien in Offroad-Fahrzeugen meist etwas weniger sensitiv als im PKW-Bereich, dennoch gilt es, diese im Interesse der Wirtschaftlichkeit so klein wie möglich zu dimensionieren. Mit ausgeklügelten Systemoptimierungen, die nicht nur das Fahrzeug und alle Wechselwirkungen der Komponenten, sondern auch den planmäßigen Einsatzzweck der Anwendung berücksichtigen, lassen sich bereits heute beeindruckende Ergebnisse erzielen: 

Im vergangenen Jahr stattete die ARADEX AG hierzu das bis dato schwerste Elektrofahrzeug der Welt mit der passenden Leistungselektronik aus. Dabei handelt es sich um einen Muldenkipper, der für eine Zementfabrik täglich 20 Berg- und Talfahrten absolvieren soll. Hier konnte die Tatsache, dass das Fahrzeug während der Bergfahrten unbeladen (45 Tonnen) und während der Talfahrten beladen (110 Tonnen) ist, optimal genutzt werden: das Antriebssystem wurde so ausgelegt, dass das Fahrzeug bei der Talfahrt mit dem hohen Gewicht mehr Bremsenergie in die Batterie zurückführen kann, als es bei der Bergfahrt verbraucht. Somit muss das Fahrzeug nicht geladen, sondern nur ins öffentliche Stromnetz entladen werden. Quelle: ARADEX AG

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