Digitalisierung in der Logistik: Auswirkungen auf Mitarbeiter

Bremen, 26.02.2020.

Der Trend ist ungebrochen: Die Digitalisierung verändert Produktion und Logistik tiefgreifend. Neue Technologien geben Unternehmen die Chance, Prozesse zu optimieren. Dass sich dabei auch die Rolle des Menschen wandelt, ist eine logische Konsequenz. Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten auf dem Forum Automobillogistik 2020, das am 5. und 6. Februar in Leipzig stattgefunden hat, über Trends in Produktion und Logistik, das Potenzial neuer Technologien und was das für die Mitarbeiter bedeutet.

Michael Wrensch von der Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG. Bild: Kai Bublitz

„Tradition hilft uns morgen nicht“, macht Erik Wirsing, Vice President Global Innovation bei der Schenker AG, in seinem Vortrag deutlich. Für die Logistik bedeutet das: Weiterdenken, über Fachbereichsgrenzen hinaus – beispielsweise im Bereich 3D-Druck. Dieser ermöglicht, quasi auf Abruf und vor Ort genau die Produkte zu drucken, die gerade benötigt werden. Transporte von Ersatzteilen und Endprodukten sind damit künftig weit weniger gefragt, ist Dr.-Ing. Hans-Herrmann Wiendahl vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung überzeugt. Die Frage, ob sich die Logistik mit neuen Produktionstechniken wie dem 3D-Druck selbst abschafft, verneint Erik Wirsing. Vielmehr wird das sogenannte Additive Manufacturing Bestandteil neuer Logistikkonzepte werden, um mit Entwicklungen wie der steigenden Nachfrage nach individualisierten Produkten Schritt halten zu können.

Maschinen lernen immer besser

Neben dem 3D-Druck befindet sich auch die künstliche Intelligenz (KI) auf dem Vormarsch. BMW oder Automobilzulieferer Brose setzen bereits entsprechende Anwendungen in verschiedenen Bereichen ein. Beim bayerischen Automobilhersteller prüft ein Roboter anstatt eines Menschen alle in der Produktion eingehenden Änderungsanträge auf deren Relevanz für die Planung logistischer Prozesse. Einmal mit festgelegten Kriterien gefüttert, leitet der Roboter als relevant eingestufte Anträge direkt an den entsprechenden Logistikplaner weiter. Dabei lernt er von den gesammelten Daten und minimiert so seine Fehlerquote. Auch beim Automobilzulieferer Brose lernen Maschinen. Künstliche neuronale Netzwerke, bestehend aus Daten und Strukturen, ermöglichen es Maschinen, Entscheidungen zu treffen und diese Schritt für Schritt zu verbessern. Brose verwendet dieses sogenannte Deep Learning, um die Sauberkeit von Behältern für den Materialtransport zu beurteilen. Mittels Trainingsdaten in Form von Bildern sauberer und verschmutzter oder defekter Behälter hat das System gelernt, ob ein Behälter aussortiert, gereinigt oder weiterverwendet werden kann. Und das mit einer Genauigkeit von über 96 Prozent, wie Dr. Michael Wrensch aus der Entwicklungsabteilung des Fahrzeugteileherstellers erklärt. Das entspricht in etwa der menschlichen Fehlerquote.

Der Mensch als Mentor

Dennoch sind sich die Experten auf dem Forum Automobillogistik einig: Neue Technologien können den Menschen nicht verdrängen, werden aber seine Rolle in Produktion und Logistik verändern. „Wir sind noch weit davon entfernt, künstliche Intelligenz so einsetzen zu können, dass sie dem Leistungsspektrum eines Menschen entspricht, denn KI-Systeme sind noch absolute Fachidioten“, betont Dr. Michael Wrensch. Daher brauchen Produktion und Logistik auch in Zukunft Menschen, die Prozesse überwachen und steuern. „Menschen werden zu Dirigenten der Technik. Sie werden sie mit wenigen Bewegungen beeinflussen können“, beschreibt Dr.-Ing. Hans-Herrmann Wiendahl die neue Schlüsselrolle des Menschen. Daher sei es umso wichtiger, Mitarbeiter in das einzuweihen, was hinter den Entscheidungen der KI in automatisierten Prozessen steckt, erklärt Timo Kraume von BMW. „Wir müssen unsere Leute abholen und ihnen erklären, warum und wie der Roboter zu den Ergebnissen kommt, die er den Menschen am Ende liefert.

Auch nach Ansicht von Dr. Colin von Ettingshausen, kaufmännische Geschäftsführer der BASF Schwarzheide, spielt der Mensch in Logistik und Supply Chain-Management eine gleichbleibend wichtige Rolle: „Wir wollen ja mit Menschen verschiedenen Berufsbildern unsere Projekte vorantreiben und tun gut daran, uns entlang der Wertschöpfungskette mit anderen zu verbinden.“ Quelle: Bundesvereinigung Logistik (BVL) e.V.

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