Carsharing-Verband lehnt Auto-Kaufprämien ab, fordert "Umweltprämie 2.0" zur Stärkung nachhaltiger Mobilitätskonzepte

Berlin, 04.05.2020.

Im Vorfeld eines Treffens mit der Bundesregierung am morgigen Dienstag fordern Vertreter der Automobilindustrie staatliche Auto-Kaufprämien. Der Bundesverband CarSharing e.V. schlägt stattdessen eine Umweltprämie 2.0 vor, die den Öffentlichen Nahverkehr, die Nutzung von Fahrrädern und Sharing-Angebote stärkt. Der Verband fordert die Bundesregierung auf, Steuergelder ausschließlich in ein klimaschonendes und flächeneffizientes Verkehrssystem der Zukunft zu investieren.

Angesichts der Forderungen der Automobilhersteller nach einer Auto-Kaufprämie mahnt der Bundesverband CarSharing e.V. (bcs), die "Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen". Milliardengeschenke an die Autoindustrie, wie etwa die Abwrackprämie, haben nach Angaben des Verbands keinen Beitrag zur Mobilitätswende geleistet.

Anstatt auf die bereits bestehenden E-Auto-Kaufprämien höhere Corona-Zuschüsse zu packen, solle die Bundesregierung jetzt den Ausbau nachhaltiger, multimodaler Verkehrssysteme vorantreiben.

„Pkw verursachen den größten Teil der klimaschädlichen Emissionen im Verkehr. Sie sind zudem hauptverantwortlich für die Flächenknappheit auf unseren Straßen. Pkw-Besitz und Pkw-Nutzung mit immer neuen Kaufanreizen zu fördern, ist das Letzte, was wir in Deutschland brauchen. Was wir benötigen, ist ein klimaschonendes und effizientes Verkehrssystem, das vorrangig auf Bus, Bahn, Fahrrad, Zufußgehen und ergänzende Sharing-Angebote setzt“, erklärt Verbandsgeschäftsführer Gunnar Nehrke.

Der Verkehrssektor habe beim Thema Klimaschutz riesigen Nachholbedarf. Insbesondere der immer noch zunehmende Auto-Verkehr belaste das Klima mit seinen Emissionen.

Die steigende Zahl der Autos verursache zudem ein massives Effizienzproblem: Für den Transport von einer Person benötige das Verkehrsmittel Pkw fast dreimal so viel Fläche wie ein Bus und viermal mehr als ein Fahrrad. Hinzu kommt der immense Platzverbrauch durch Parkplätze. Der hohe Flächenverbrauch des Pkw behindert massiv den Ausbau des ÖPNV und der Fahrradinfrastruktur.

Eine neue Auto-Kaufprämie würde nach Ansicht des bcs zu einer weiteren Verschärfung dieser Probleme führen.

Die Alternative: Umweltprämie 2.0

Der Bundesverband CarSharing e.V. fordert eine "Umweltprämie 2.0": Statt einer Förderung des Autokaufs sollte es für alle, die sich klimaschonend und effizient fortbewegen wollen, ein Mobilitäts-Paket geben, das eine Jahreskarte für den ÖPNV, ein Fahrtguthaben für Sharing-Dienste sowie einen Zuschuss für den Kauf eines Fahrrads/Pedelecs enthält.

Mit einer solchen Förderung, die im Gegensatz zu einer Auto-Kaufprämie allen Menschen zu Gute kommen kann, würden nachhaltige Mobilität und Klimaschutz gestärkt.

Investitionsprogramm für multimodale Mobilität

Der bcs fordert neben der Umweltprämie 2.0 ein Investitionsprogramm des Bundes, um in ganz Deutschland die Infrastrukturen für eine zukunftsfähige multimodale und klimaverträgliche Mobilität auf- und auszubauen.

Attraktive ÖPNV-Angebote und On-Demand-Services müssen auch im ländlichen Raum geschaffen werden, der Aufbau eines flächendeckenden Netzes von CarSharing- und Mobilitätsstationen sowie der Ausbau der Lade- und Tankinfrastrukturen für E-Autos und Wasserstoff-Autos sollten noch intensiver gefördert werden.

„Wirtschaftshilfen für Automobilhersteller erscheinen vielleicht kurzfristig unvermeidlich, um Arbeitsplätze zu erhalten. Aber solche Maßnahmen sind falsch, wenn sie zugleich das gesamte Verkehrssystem in einem nicht mehr zukunftsfähigen Zustand gefangen halten. Deshalb lehnen wir neue Auto-Kaufprämien unbedingt ab. Deutschland muss endlich neue Schlüsselindustrien für eine klimaschonende und effiziente Mobilität des 21. Jahrhunderts aufbauen“, meint Gunnar Nehrke. Quelle: Bundesverband CarSharing e.V. (bcs)

zurück TOP