Telematik-Update für die vernetzte Autowelt

Göteborg, 26.09.2013.

Auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) hat sich gezeigt: Das „Connected Car“ setzt sich durch. Gesetzliche Initiativen und der Wunsch der Konsumenten treiben die weltweite Entwicklung an. 

Beispiel Russland: Dort haben Verkehrsteilnehmer ab Ende dieses Jahres ein flächendeckendes E-Call-Netz. Länder wie Brasilien gehen noch weiter. Die Regierung plant, ab kommendem Jahr die hohen Diebstahlraten mit Hilfe von vernetzten Fahrzeugen in den Griff zu kriegen. Dass das auch ohne Engagement von oben geht, zeigt ein weiter Blick nach Ost und West: In China und den USA sind es vor allem Millionen von Nutzern, die eine Vernetzung in ihren Fahrzeugen fordern. Der Telematik-Anbieter WirelessCar gibt einen Überblick über aktuelle internationale Entwicklungen.

Russland geht mit zügigen Schritten voran

Russland steht mit seinem nationalen Programm Era Glonass praktisch schon in den Startlöchern: Die ‚Emergency Road Assistance’, die auf dem ‚Globalen Sattelitennavigationssystem’ basiert, ist offiziell ab Dezember 2013 verfügbar. Vergleichbar mit dem E-Call, liefert Era Glonass bei Unfällen Positionsdaten und Informationen zu Fahrzeugschäden an ein Call Center. Ist der Notruf verifiziert, leiten die Mitarbeiter ihn an einen Notarzt weiter. Das verkürzt die Zeitspanne bis zum Eintreffen der Rettungskräfte um bis zu 30 Prozent – und rettet nach Aussagen der dahinter stehenden Glonass Union etwa 4.000 Menschen pro Jahr das Leben.

Dem Schwarzhandel das Handwerk legen

Beinahe jedes hundertste Auto wird in Brasilien gestohlen. Laut der britischen Automotive-Unternehmensberatung Secured by Design (SBD) liegt das daran, dass Ersatzteile dort ungewöhnlich teuer und der Schwarzhandel mit ihnen entsprechend lukrativ ist. So wurde dort eine spezielle Telematik-Funktion entwickelt, mit der sich Autos aus der Ferne nicht nur orten, sondern auch elektronisch stoppen lassen. Bereits Anfang 2014 sollen 20 Prozent aller neuen PKW, Vans, Transportfahrzeuge und sonstiger Nutzfahrzeuge für den brasilianischen Markt mit entsprechenden Geräten zur Nachverfolgung ausgestattet werden. Ziel ist es, im Laufe des kommenden Jahres eine vollständige Abdeckung von Neufahrzeugen zu erreichen.

China zeigt große Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Technologien

Die chinesische Automobilindustrie wiederum ist mit einem weit überdurchschnittlichen Wachstum der attraktivste Zielmarkt für Fahrzeughersteller und Telematikanbieter. Dem großen Potenzial stehen strenge Regulierungen gegenüber. Diese setzen sich aber hauptsächlich damit auseinander, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit ausländische Firmen vor Ort Fuß fassen können – eine E-Call-Pflicht ist bisher kein großes Thema. Allerdings sind chinesische Autobesitzer Connected Services gegenüber sehr aufgeschlossen: Sie nutzen Telematikdienste 30 bis 40 mal öfter als Europäer oder US-Amerikaner und entscheiden sich beim Neuwagenkauf immer häufiger für Marken und Modelle, die vernetzt sind.

USA: Telematikmarkt ist noch weit von der Sättigung entfernt

Während sich das Angebot in China stark nach dem Kundenbedarf richtet, wird die Entwicklung in den USA hauptsächlich durch gesetzliche Regelungen bestimmt – und gebremst: Zwar gibt es heute bereits Millionen vernetzte Nutzer, doch das Potenzial ist weitaus größer. Hohe Sicherheitsbedenken erlauben nur einen eingeschränkten Einsatz neuer Lösungen, denn schon auf das Telefonieren während der Fahrt stehen teilweise hohe Strafen. Daher müssen Wege gefunden werden, neue Services so zu integrieren, dass sie den Fahrer möglichst wenig stören. Derzeit sind in den USA hauptsächlich das Internetradio, Navigationsfunktionen und die automatische Notruf-Funktion stark verbreitet.

Zitat WirelessCar

„Bald wird der E-Call in vielen Ländern Pflicht sein. Die Fahrzeughersteller müssen also die technologische Grundlage liefern und können so den Autofahrern viele weitere Funktionen ermöglichen. Dazu zählen die Positionsbestimmung von Fahrzeugen, Web-Zugang sowie die Steuerung eines Autos aus der Ferne, etwa via App“, sagt Martin Rosell, Geschäftsführer von WirelessCar. „Das Problem: Viele Unternehmen betrachten Telematik zu stark unter finanziellen Gesichtspunkten: Die Technik muss billig sein und Profit abwerfen. Dabei kann sie so viel mehr, beispielsweise die Sicherheit der Nutzer und die Kundenbindung steigern.“

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