Studie zu Verkehrsstaus in Europa: Deutschland auf dem dritten Platz

München, 04.03.2014.

Im letzten Jahr ist das Stauaufkommen in Deutschland erneut zurückgegangen – allerdings nicht mehr so stark wie noch in den beiden Jahren davor. Laut INRIX, einem internationalen Anbieter von Verkehrs- und Reiseinformationen, haben deutsche Autofahrer im Jahr 2013 durchschnittlich etwa 35 Stunden im Stau verbracht – das sind etwa sieben Stunden weniger als noch 2011 und eine gute halbe Stunde weniger als letztes Jahr.

Studie zu Verkehrsstaus in Europa: Deutschland auf Platz 3. Bild: INRIX

Diese Ergebnisse decken sich mit denen aus anderen europäischen Ländern, in denen das durchschnittliche Stauaufkommen letztes Jahr ebenfalls leicht gefallen ist. So zeigt die jährlich aufgelegte INRIX Traffic Scorecard, dass der Verkehr im ersten Quartal 2013 sehr stark zurückging, allerdings im weiteren Jahresverlauf wieder zugenommen hat. Verglichen mit 2011 und 2012 ist demnach das gesamte Stauaufkommen im Laufe des Jahres 2013 leicht zurückgegangen.

Momentaufnahme in deutschen Städten: Rückblick auf 2013

Mehr als zwei Tage (60 Stunden) haben Fahrer in Stuttgart durchschnittlich im Stau verbracht. Die baden-württembergische Landeshauptstadt ist damit erneut die deutsche Stauhauptstadt. Darauf folgen Köln und Karlsruhe, wo 56 bzw. 52 Stunden im dichten Verkehr verbracht wurden. Während Stuttgart damit im europäischen Vergleich hinter Brüssel, London, Antwerpen und Rotterdam auf Platz fünf liegt, folgen Köln und Karlsruhe auf den Plätzen sechs und zehn. Verglichen mit 2012 ist Köln damit um drei Plätze gestiegen, Karlsruhe sogar um fünf. Am schlimmsten ist die Stausituation europaweit in Brüssel – hier wurden 2013 durchschnittlich rund 83 Stunden im Stau verschwendet.

„Verlorene Staustunden werden in vielen Fällen zuerst der zu geringen Leistungsfähigkeit der Infrastruktur geschuldet. In der Tat aber wird das Ergebnis immer stärker durch Verkehrsmanagement und vor allem Fahrerpsychologie beeinflusst“, kommentiert Prof. Dr. Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte von der Universität Duisburg-Essen. „Staus sind etwas ganz Natürliches, es wird sie immer geben, außer wir verbieten den Verkehr komplett. Man kann sie eigentlich nur berechenbar und damit planbar machen.“

Für die INRIX Scorecard wurden die 22 am dichtesten besiedelten Gebiete in Deutschland untersucht. In der Hälfte davon ist die im Stau verlorene Zeit angestiegen, in der anderen Hälfte gefallen. So führt Stuttgart das deutsche Stauranking immer noch klar an, hat aber 2013 einen Rückgang um fast fünf Stunden erlebt. In Freiburg im Breisgau gab es mit zehn Stunden weniger dagegen den größten Rückgang.

Im Durchschnitt hat sich die Stausituation von 2012 auf 2013 in Deutschland nur geringfügig verändert – vielmehr haben sich die Stauzonen innerhalb von Deutschland verlagert.

Deutsche Städte– Im Stau verlorene Stunden 2013 und 2012

Platz

Großraum

Im Stau verlorene Stunden 2013

Im Stau verlorene Stunden 2012

Veränderung
(in Stunden)

1

Stuttgart

60

65

-5

2

Köln

56

58

-2

3

Karlsruhe

52

47

5

4

Düsseldorf

48

50

-2

5

Hamburg

48

51

-2

6

München

44

44

Keine Veränderung

7

Ruhrgebiet

40

39

1

8

Bonn

37

36

1

9

Bielefeld

35

33

2

10

Saarbrücken

34

39

-5

11

Hannover

34

34

Keine Veränderung

12

Darmstadt

33

30

3

13

Nürnberg

32

29

3

14

Frankfurt am Main

32

33

-1

15

Freiburg im Breisgau

31

41

-10

16

Kiel

25

24

1

17

Dresden

24

26

-2

18

Bremen

22

22

Keine Veränderung

19

Leipzig

21

21

Keine Veränderung

20

Magdeburg

20

18

2

21

Berlin

20

22

-2

22

Augsburg

19

19

Keine Veränderung

 

Deutschlands schlimmste Staustraßen

Die INRIX Traffic Scorecard gibt auf Basis der verlorenen Stunden pro Jahr ebenfalls Aufschluss darüber, welche Straßen europaweit am stärksten befahren sind. Die schlimmsten deutschen Straßen zu Stoßzeiten befinden sich unter anderem in München, Stuttgart und Berlin.

Platz

Großraum

Straße(n)

Von

Nach

Distanz (km)

Verspätung pro Jahr (Std)

1

München

B2R

Lerchenauer Straße

Ifflandstraße

26,34

48

2

München

B2R

DonnersbergerBrücke

Schlüsselbergstraße

14,31

37

3

Stuttgart

A8

Stuttgart-Möhringen

Leonberg-Ost

14,61

35

4

Stuttgart

B27

Olgaeck

Teiler B10/B27

9,40

33

5

Berlin

B1

Friedrichstraße

Sachsendamm

6,78

27

6

Berlin

B1

Sachsendamm

Friedrichstraße

5,86

26

7

Wuppertal

A46

Wuppertal-Elberfeld

Höfgen

17,49

26

8

Ruhrgebiet

A43

Bochum/

Witten

Recklinghausen-Hochlarmark

15,80

26

9

Düsseldorf

B1

Vogelsanger Weg

Rheinufertunnel

9,00

25

10

Stuttgart

B10

Pragtunnel

Talstraße/Gaisburger Brücke

5,02

25

 

Verkehrssituation in Deutschland im europäischen Vergleich

Die Zeit, die deutsche Autofahrer 2013 im Stau verbracht haben, ist leicht gesunken – von 36 Stunden 2012 auf 35 Stunden im letzten Jahr. Europaweit befindet sich Deutschland damit auf dem dritten Platz hinter Belgien und den Niederlanden, wo Fahrer 58 Stunden bzw. 45 Stunden im Jahr verschwendet haben. Die Belgier verbringen demnach fast so viel Zeit im Stau, wie die Fahrer in der deutschen Stauhauptstadt Stuttgart.

Europas schlimmste Stauländer auf Basis der durchschnittlich pro Jahr verlorenen Stunden

 

Platz

Land

Im Stau verlorene Stunden 2013

Im Stau verlorene Stunden 2012

Veränderung

(in Stunden)

1

Belgien

58

58

Keine Veränderung

2

Niederlande

45

52

-7

3

Deutschland

35

36

-1

4

Frankreich

35

37

-2

5

Luxemburg

31

28

3

6

Vereinigtes Königreich

29

28

1

7

Italien

25

21

4

8

Schweiz

25

22

3

9

Österreich

22

25

-3

10

Irland

20

19

1

11

Spanien

17

25

-8

12

Ungarn

9

15

-6

13

Portugal

6

11

-5

Die Scorecard zeigt auch auf, welche Städte im europaweiten Vergleich am schlimmsten von hohem Verkehrsaufkommen betroffen sind.

Platz

Stadt

Im Stau verlorene Stunden 2013

Veränderung zu 2012 (in Stunden)

1

Brüssel

83

Keine Veränderung

2

Großraum London

82

9

3

Antwerpen

78

1

4

Rotterdam

63

-8

5

Stuttgart

60

-5

6

Köln

56

-15

7

Mailand

56

5

8

Paris

55

-8

9

Gent

54

1

10

Karlsruhe

53

5

11

Amsterdam

50

-9

12

‘s Gravenhage

49

-3

13

Düsseldorf

49

-2

14

Hamburg

48

-3

15

Utrecht

48

-13

16

Gr. Manchester

46

1

17

München

44

Keine Veränderung

018

Lyon

44

-3

19

Grenoble

42

1

20

Charleroi

41

-1

21

Bordeaux

41

-5

22

Ruhrgebiet

40

Keine Veränderung

23

Toulouse

39

-1

24

Merseyside

39

2

25

S. Nottinghamshire

39

3

 

So war die Situation 2013 in Europa

INRIX hat Daten aus 13 europäischen Ländern analysiert und festgestellt, dass die Verkehrssituation in vielen Ländern mit der wirtschaftlichen Entwicklung einhergeht. In Ländern, die 2013 mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen hatten und nur wenig oder sogar rückläufiges Wirtschaftswachstum verzeichneten, gab es häufig auch weniger Verkehrsstaus als noch in 2012. Beispiele für diesen Trend sind Spanien und Portugal: So ist Spaniens Wirtschaft um 1,2 Prozent zurückgegangen, während aus Portugal Arbeitslosenzahlen in Rekordhöhe gemeldet werden. So zeigen die INRIX-Daten, dass die Verkehrssituation sich 2013 dort deutlich von 2012 unterschieden hat – 2012 verzeichneten hingegen alle europäischen Länder weniger Stau. In 2013 ist die Verkehrssituation dagegen in fünf Ländern wieder schlimmer geworden: UK, Irland, Schweiz, Luxemburg und Italien. Im Vergleich dazu ist die Wirtschaft in der Schweiz und in Großbritannien 2013 jeweils um 1,9 Prozent gewachsen. Und obwohl es für Irland und Luxemburg noch keine Zahlen für das komplette letzte Jahr gibt, wird geschätzt, dass dort die Wirtschaft um 1,3 Prozent bzw. 1,9 Prozent gewachsen ist. Generell gibt es demnach den Trend, dass Länder mit wachsendem Verkehrsaufkommen auch wirtschaftlich stärker werden – und umgekehrt.

„Wie der Verkehr so auch die Wirtschaft”, kommentiert Bryan Mistele, Präsident und CEO von INRIX. „Während viele Länder Europas noch einen weiten Weg vor sich haben, zeigt der stark eingebremste Rückgang bei den Verkehrsstaus, dass Menschen wieder mehr zur Arbeit fahren und dass sowohl Unternehmen als auch Verbraucher wieder mehr Geld ausgeben.”

 

 

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