Studie zu Verkehrsstaus in Europa: Deutschland auf dem dritten Platz
Diese Ergebnisse decken sich mit denen aus anderen europäischen Ländern, in denen das durchschnittliche Stauaufkommen letztes Jahr ebenfalls leicht gefallen ist. So zeigt die jährlich aufgelegte INRIX Traffic Scorecard, dass der Verkehr im ersten Quartal 2013 sehr stark zurückging, allerdings im weiteren Jahresverlauf wieder zugenommen hat. Verglichen mit 2011 und 2012 ist demnach das gesamte Stauaufkommen im Laufe des Jahres 2013 leicht zurückgegangen.
Momentaufnahme in deutschen Städten: Rückblick auf 2013
Mehr als zwei Tage (60 Stunden) haben Fahrer in Stuttgart durchschnittlich im Stau verbracht. Die baden-württembergische Landeshauptstadt ist damit erneut die deutsche Stauhauptstadt. Darauf folgen Köln und Karlsruhe, wo 56 bzw. 52 Stunden im dichten Verkehr verbracht wurden. Während Stuttgart damit im europäischen Vergleich hinter Brüssel, London, Antwerpen und Rotterdam auf Platz fünf liegt, folgen Köln und Karlsruhe auf den Plätzen sechs und zehn. Verglichen mit 2012 ist Köln damit um drei Plätze gestiegen, Karlsruhe sogar um fünf. Am schlimmsten ist die Stausituation europaweit in Brüssel – hier wurden 2013 durchschnittlich rund 83 Stunden im Stau verschwendet.
„Verlorene Staustunden werden in vielen Fällen zuerst der zu geringen Leistungsfähigkeit der Infrastruktur geschuldet. In der Tat aber wird das Ergebnis immer stärker durch Verkehrsmanagement und vor allem Fahrerpsychologie beeinflusst“, kommentiert Prof. Dr. Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte von der Universität Duisburg-Essen. „Staus sind etwas ganz Natürliches, es wird sie immer geben, außer wir verbieten den Verkehr komplett. Man kann sie eigentlich nur berechenbar und damit planbar machen.“
Für die INRIX Scorecard wurden die 22 am dichtesten besiedelten Gebiete in Deutschland untersucht. In der Hälfte davon ist die im Stau verlorene Zeit angestiegen, in der anderen Hälfte gefallen. So führt Stuttgart das deutsche Stauranking immer noch klar an, hat aber 2013 einen Rückgang um fast fünf Stunden erlebt. In Freiburg im Breisgau gab es mit zehn Stunden weniger dagegen den größten Rückgang.
Im Durchschnitt hat sich die Stausituation von 2012 auf 2013 in Deutschland nur geringfügig verändert – vielmehr haben sich die Stauzonen innerhalb von Deutschland verlagert.
Deutsche Städte– Im Stau verlorene Stunden 2013 und 2012
Platz |
Großraum |
Im Stau verlorene Stunden 2013 |
Im Stau verlorene Stunden 2012 |
Veränderung |
1 |
Stuttgart |
60 |
65 |
-5 |
2 |
Köln |
56 |
58 |
-2 |
3 |
Karlsruhe |
52 |
47 |
5 |
4 |
Düsseldorf |
48 |
50 |
-2 |
5 |
Hamburg |
48 |
51 |
-2 |
6 |
München |
44 |
44 |
Keine Veränderung |
7 |
Ruhrgebiet |
40 |
39 |
1 |
8 |
Bonn |
37 |
36 |
1 |
9 |
Bielefeld |
35 |
33 |
2 |
10 |
Saarbrücken |
34 |
39 |
-5 |
11 |
Hannover |
34 |
34 |
Keine Veränderung |
12 |
Darmstadt |
33 |
30 |
3 |
13 |
Nürnberg |
32 |
29 |
3 |
14 |
Frankfurt am Main |
32 |
33 |
-1 |
15 |
Freiburg im Breisgau |
31 |
41 |
-10 |
16 |
Kiel |
25 |
24 |
1 |
17 |
Dresden |
24 |
26 |
-2 |
18 |
Bremen |
22 |
22 |
Keine Veränderung |
19 |
Leipzig |
21 |
21 |
Keine Veränderung |
20 |
Magdeburg |
20 |
18 |
2 |
21 |
Berlin |
20 |
22 |
-2 |
22 |
Augsburg |
19 |
19 |
Keine Veränderung |
Deutschlands schlimmste Staustraßen
Die INRIX Traffic Scorecard gibt auf Basis der verlorenen Stunden pro Jahr ebenfalls Aufschluss darüber, welche Straßen europaweit am stärksten befahren sind. Die schlimmsten deutschen Straßen zu Stoßzeiten befinden sich unter anderem in München, Stuttgart und Berlin.
Platz |
Großraum |
Straße(n) |
Von |
Nach |
Distanz (km) |
Verspätung pro Jahr (Std) |
1 |
München |
B2R |
Lerchenauer Straße |
Ifflandstraße |
26,34 |
48 |
2 |
München |
B2R |
DonnersbergerBrücke |
Schlüsselbergstraße |
14,31 |
37 |
3 |
Stuttgart |
A8 |
Stuttgart-Möhringen |
Leonberg-Ost |
14,61 |
35 |
4 |
Stuttgart |
B27 |
Olgaeck |
Teiler B10/B27 |
9,40 |
33 |
5 |
Berlin |
B1 |
Friedrichstraße |
Sachsendamm |
6,78 |
27 |
6 |
Berlin |
B1 |
Sachsendamm |
Friedrichstraße |
5,86 |
26 |
7 |
Wuppertal |
A46 |
Wuppertal-Elberfeld |
Höfgen |
17,49 |
26 |
8 |
Ruhrgebiet |
A43 |
Bochum/ Witten |
Recklinghausen-Hochlarmark |
15,80 |
26 |
9 |
Düsseldorf |
B1 |
Vogelsanger Weg |
Rheinufertunnel |
9,00 |
25 |
10 |
Stuttgart |
B10 |
Pragtunnel |
Talstraße/Gaisburger Brücke |
5,02 |
25 |
Verkehrssituation in Deutschland im europäischen Vergleich
Die Zeit, die deutsche Autofahrer 2013 im Stau verbracht haben, ist leicht gesunken – von 36 Stunden 2012 auf 35 Stunden im letzten Jahr. Europaweit befindet sich Deutschland damit auf dem dritten Platz hinter Belgien und den Niederlanden, wo Fahrer 58 Stunden bzw. 45 Stunden im Jahr verschwendet haben. Die Belgier verbringen demnach fast so viel Zeit im Stau, wie die Fahrer in der deutschen Stauhauptstadt Stuttgart.
Europas schlimmste Stauländer auf Basis der durchschnittlich pro Jahr verlorenen Stunden
Platz |
Land |
Im Stau verlorene Stunden 2013 |
Im Stau verlorene Stunden 2012 |
Veränderung (in Stunden) |
1 |
Belgien |
58 |
58 |
Keine Veränderung |
2 |
Niederlande |
45 |
52 |
-7 |
3 |
Deutschland |
35 |
36 |
-1 |
4 |
Frankreich |
35 |
37 |
-2 |
5 |
Luxemburg |
31 |
28 |
3 |
6 |
Vereinigtes Königreich |
29 |
28 |
1 |
7 |
Italien |
25 |
21 |
4 |
8 |
Schweiz |
25 |
22 |
3 |
9 |
Österreich |
22 |
25 |
-3 |
10 |
Irland |
20 |
19 |
1 |
11 |
Spanien |
17 |
25 |
-8 |
12 |
Ungarn |
9 |
15 |
-6 |
13 |
Portugal |
6 |
11 |
-5 |
Die Scorecard zeigt auch auf, welche Städte im europaweiten Vergleich am schlimmsten von hohem Verkehrsaufkommen betroffen sind.
Platz |
Stadt |
Im Stau verlorene Stunden 2013 |
Veränderung zu 2012 (in Stunden) |
1 |
Brüssel |
83 |
Keine Veränderung |
2 |
Großraum London |
82 |
9 |
3 |
Antwerpen |
78 |
1 |
4 |
Rotterdam |
63 |
-8 |
5 |
Stuttgart |
60 |
-5 |
6 |
Köln |
56 |
-15 |
7 |
Mailand |
56 |
5 |
8 |
Paris |
55 |
-8 |
9 |
Gent |
54 |
1 |
10 |
Karlsruhe |
53 |
5 |
11 |
Amsterdam |
50 |
-9 |
12 |
‘s Gravenhage |
49 |
-3 |
13 |
Düsseldorf |
49 |
-2 |
14 |
Hamburg |
48 |
-3 |
15 |
Utrecht |
48 |
-13 |
16 |
Gr. Manchester |
46 |
1 |
17 |
München |
44 |
Keine Veränderung |
018 |
Lyon |
44 |
-3 |
19 |
Grenoble |
42 |
1 |
20 |
Charleroi |
41 |
-1 |
21 |
Bordeaux |
41 |
-5 |
22 |
Ruhrgebiet |
40 |
Keine Veränderung |
23 |
Toulouse |
39 |
-1 |
24 |
Merseyside |
39 |
2 |
25 |
S. Nottinghamshire |
39 |
3 |
So war die Situation 2013 in Europa
INRIX hat Daten aus 13 europäischen Ländern analysiert und festgestellt, dass die Verkehrssituation in vielen Ländern mit der wirtschaftlichen Entwicklung einhergeht. In Ländern, die 2013 mit hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen hatten und nur wenig oder sogar rückläufiges Wirtschaftswachstum verzeichneten, gab es häufig auch weniger Verkehrsstaus als noch in 2012. Beispiele für diesen Trend sind Spanien und Portugal: So ist Spaniens Wirtschaft um 1,2 Prozent zurückgegangen, während aus Portugal Arbeitslosenzahlen in Rekordhöhe gemeldet werden. So zeigen die INRIX-Daten, dass die Verkehrssituation sich 2013 dort deutlich von 2012 unterschieden hat – 2012 verzeichneten hingegen alle europäischen Länder weniger Stau. In 2013 ist die Verkehrssituation dagegen in fünf Ländern wieder schlimmer geworden: UK, Irland, Schweiz, Luxemburg und Italien. Im Vergleich dazu ist die Wirtschaft in der Schweiz und in Großbritannien 2013 jeweils um 1,9 Prozent gewachsen. Und obwohl es für Irland und Luxemburg noch keine Zahlen für das komplette letzte Jahr gibt, wird geschätzt, dass dort die Wirtschaft um 1,3 Prozent bzw. 1,9 Prozent gewachsen ist. Generell gibt es demnach den Trend, dass Länder mit wachsendem Verkehrsaufkommen auch wirtschaftlich stärker werden – und umgekehrt.
„Wie der Verkehr so auch die Wirtschaft”, kommentiert Bryan Mistele, Präsident und CEO von INRIX. „Während viele Länder Europas noch einen weiten Weg vor sich haben, zeigt der stark eingebremste Rückgang bei den Verkehrsstaus, dass Menschen wieder mehr zur Arbeit fahren und dass sowohl Unternehmen als auch Verbraucher wieder mehr Geld ausgeben.”