Forschungsprojekt: Digitale Begleiter für blinde und sehschwache Menschen

Berlin, 28.01.2013.

Mit dem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestags geförderten Forschungsprojekt m4guide soll ein neuartiges Navigationssystem entstehen, das mithilfe eines Smartphones auch Blinde und Sehbehinderte zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln sicher an ihr Ziel führt.

Die IVU Traffic Technologies AG teilt in diesem Zusammenhang mit: Der Startschuss für das Projekt mit einem Gesamtvolumen von 5,6 Mio. € fiel im Dezember. Im Januar nahmen die elf Projektpartner die Arbeit auf. Die IVU Traffic Technologies AG wird vor allem ihre technische Kompetenz beim Datenbankmanagement, dem Routing und dem Entwickeln von User-Interfaces in das Projekt mit einbringen.

Die besondere Schwierigkeit bei der Entwicklung des m4guide besteht darin, dass ein solches System für Blinde und Sehbehinderte wesentlich mehr Details wie beispielsweise die Breite des Gehweges, Stufen, Hydranten oder Übergänge ganz präzise erfassen muss. Abweichungen von nur wenigen Metern wären in Anbetracht des regen Verkehrs auf Straßen und Schienen fatal. Mit dem neuen blindengerechten Navigationssystem soll die nahtlose Zielführung von der eigenen Haustür auf Fußwegen zur nächsten geeigneten Bushaltestelle, in Bus oder Bahn und auch innerhalb von Bahnhöfen sowie öffentlichen Gebäuden möglich werden. Die punktgenaue Ortung im Blindenstockradius sowie die detaillierte Integration von Gefahrenstellen und Hindernissen werden weitere System-Highlights sein. Die Navigation erfolgt dabei über Sprachhinweise, akustische Signale und Vibrationen. Für Sehbehinderte wird eine stufenlose Vergrößerung der Kartenansichten integriert. Durch die Verfeinerung der Satellitenpeilung im Rahmen des Projektes kann der Nutzer zukünftig auf wenige Handbreit genau geortet werden.

In Deutschland leben ca. 145.000 blinde und 1.200.000 sehbehinderte Menschen. Die Zahl der älteren sehbehinderten Personen steigt kontinuierlich an. Sie alle sind in der Regel auf den öffentlichen Verkehr angewiesen. Ein durchgängiges und verkehrsmittelübergreifendes Reise- und Zielführungssystem mit nahtloser Navigation auf Fußwegen und in öffentlichen Gebäuden (Bahnhöfen) gibt es für diese Nutzergruppe bisher nicht. Bei der Entwicklung des m4guide werden auch deshalb die Erfordernisse dieser Personengruppe zugrunde gelegt, da sie die höchsten Ansprüche an Genauigkeit, Echtzeitinformationen und exakte Zielführung stellt. Lösungen für diesen Personenkreis sind auf andere Gruppen übertragbar. Der m4guide wird damit für jedermann einsetzbar sein, der über ein handelsübliches Smartphone verfügt.

„Eine solche Smartphone-Navigation für Blinde und Sehbehinderte ergänzt das bereits vorhandene Informationssystem des Öffentlichen Nahverkehrs in Berlin für eine Personengruppe, die auf den öffentlichen Verkehr wirklich angewiesen ist“, so Christian Gaebler, Staatssekretär für Verkehr und Umwelt. „Darüber hinaus kann dieses Reiseinformations- und Zielführungssystem natürlich auch für ältere Menschen nützlich sein. Mit Hilfe des m4guide könnten in Zukunft auch Touristen in einer für sie unbekannten städtischen Umgebung sicher zu ihrem gewünschten Ziel geführt werden.“

Das Reiseinformations- und Navigationssystem m4guide wird die IVU unter Leitung der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt gemeinsam mit dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband, dem Landkreis Soest und vier weiteren Partnern aus Forschung, IT und der Verkehrsbranche entwickeln. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 5,6 Mio. €. Es wird vom BMWi im Rahmen der Forschungsinitiative „Von Tür zu Tür – eine Mobilitätsinitiative für den Öffentlichen Personenverkehr der Zukunft“ mit 4,0 Mio. € gefördert. Die beteiligten Unternehmen tragen 1,6 Mio. €. In drei Jahren soll das neue Navigationssystem voll einsatzfähig sein und in die bestehenden Informationssysteme des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) und der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) integriert werden.

Die IVU wird dabei vor allem mit ihrer langjährigen Erfahrung in Routing und Zielführung sowie der Navigation in so genannten Umsteigebauwerken zum Projekt beitragen. Dabei werden das Datenmanagementsystem IVU.pool sowie das Geoinformationssystem IVU.locate zum Einsatz kommen. Quelle: IVU Traffic Technologies AG

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